Hertie
10. Oktober 2008Heute ist Welteitag, wie jeden zweiten Freitag im Oktober
Eier aus Beelitz
Diter Rot
Solo Szenen
: „zeigen, was ist“ – ist ja im Effekt nicht so wie es sich anhören könnte, nüchtern, fad, langweilig, {}, sondern im Gegenteil erregend, auch wenn gar nicht viel passiert. Das ist das Gute, das immer wieder Verblüffende auch. Fad und langweilig, genervt war ich vorher von der „Konzeptkunst“ im Hamburger Bahnhof und den schlauen Sprüchen an der Wand – die den Graben zwischen Kunst und Nicht-Kunst nur vergrößern! und fortgesetzt falschen Respekt tradieren, in Wirklichkeit – nämlich worden und erst bei Diether Roth wieder wach. Wie er im Bett liegt, oder am Tisch sitzt im Bademantel, wie er sich räuspert in Altmänner-Manier Ärrrrghhh chhhrrrnnn und da steht auch was Gutes an der Wand von wegen Imposanz, aber ich krieg es nicht zusammen und hatte keinen Fotoapparat dabei.
Beuys war ein Scharlatan, gewiß, aber das mit den 7000 Eichen hat er gut gemacht. Die ganze Nachbarschaft ist begeistert. Da rücken sie alle an mit ihren Gießkannen, die 7000 Eichen gut gelaunt zu begießen.
Das Haus, das ich mir anschaute war ausgestattet wie die Bahnhäuser in Altklef und gefiel mir wahrscheinlich deswegen so gut. Erbaut 1900, dunkelrot gestrichene Dielen, schwere weiße Türen. Speisekammer mit Regalen, in die genau Weck-Gläser hineinpassen. Darin gräuliche Pflaumen, abgezogen. Ein Wasserklosett war nachträglich angebaut worden und fror in kalten Wintern ein. Dann nahm man den Schlauch von der Badewanne, um die Fäkalien wegzuspülen.
Auch Dieter Roth sitzt nun mit seinen dicken Beinen auf dem Klo und liest. Als er fertig ist zeigt sich ein kleiner Geiz bezüglich des Toilettenpapiers. Er faltet es sorgfältig, 2, höchstens 3 Blatt, wischt sich ab, wiederholt den Vorgang. Zieht ab ohne nachzusehen, zieht sich die lange Unterhose hoch, es sieht aus, als wäre an eine kürzere Beine drangenäht worden, dicke Beine. Jetzt macht er das Fenster auf.
12:13 Leuchtete es alles noch einmal auf, mit letzter Kraft. Er, Kabisch, wird einen weiteren Mord verüben.
Um was für ein Leben handelt es sich? Geringschätzung, Mißtrauen.
Beim Hertie will ein Mann einen Karstadt-Gutschein einlösen. Die Dame an der Kasse ist 60 und stark geschminkt und sieht so aus, als würde sie lieber eine eigene Exklusiv-Boutique besitzen und goldene Flechtgürtel verkaufen, sie bekommt einen schlimmen Hustenanfall und antwortet krächzend, daß er den Gutschein nicht bei Hertie, nur bei Karstadt selbst einlösen kann, Hertie Gutscheine aber könnte er außerdem bei Wertheim einreichen. Ich stehe daneben und weiß nicht ob es ihr lieber ist, daß man es nicht bemerkt oder ihr signalisiert: ich seh es, aber es ist ja nicht schlimm. Ich schaue also nicht weg, sondern betrachte sie mit interesselosem Wohlgefallen, bezahle und sie duzt mich bei der Geldübergabe, „ich danke Dir“, was mir ungeheuerlich vorkommt. Ich rufe die Polizei und lasse sie einsperren.
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verblüffend ist auch die Ähnlichkeit von Mark E. Smith und Johnny Cash., achte mal drauf. Heute habe ich die Ausstellung in den Kunstwerken besucht in der runtergefickten Auguststraße, in der man den Blick gar nicht heben will, da war im Dachgeschoß ganz dunkel und warm, da könnte man sich einschließen lassen und knacken, da stand ein kleiner Fernseher da spielte Johnny Cash im Loop I walk the line in St. Quentin und wer noch ein bißchen weinen möchte: bitte
Samstag, 11. Oktober 2008
11:30
heute leuchtet das Laub vor meinem Fenster noch eindringlicher, herrlich.
Der Haider hatte sich totgefahren und es soll bis 22 Grad werden, was der Haider nicht mehr erlebt. Gestern wollte ich mit Onehundred ein Lattenroß kaufen und wir waren in der Möbeloase auf dem Kottbusser Damm, kann das sein? Dort gab es viele gute Skulpturen und Komplettarrangements. Schränke, die RALF 136 heißen.
Die Wohnungen im grünlichen Totenverließ hießen Häusliche Gewalt I und II und Sagst aber nix der Mutti, gell, sonst wird der Onkel ganz traurig.
Die „Arbeiten“ vom Wolfgang Breuer „gut“, aber das Hotel Marienbad selbst „finde ich nicht gut“, der Typ da drin ein Turnjackenvielschwätzer aus vielleicht Skandinavien, nett und nervend, die Einbauten an dem Haus wirkten irgendwie verschenkt, eigentlich verschluckt. Vielleicht auch wegen des Bauzauns davor. Bei Rumsitzen im Hof und Kaffee trinken, auch genervt vom schrecklichst gutgelaunten und feixenden Kellner, erinnerte ich mich an den Sommer 1996, als die Kunstwerke Artists in Residenz Ort waren, 2 Wochen auf Besuch bei Jutta. Da rannte der Biesenbach auch immer rum. Jutta und Biesenbach sind dann zur Love-Parade, ich weiß nicht mehr, ob ich auch zur Love Parade hin bin, 1996.
Allerschönstes Spazierwetter, Titel und Preise ausdenken
12.10.08
21:37 Den ganzen Tag im Nachthemd, modus unbeholfen, gewaschen und fuer 2 Stunden notdürftig angekleidet wie eine Köcherfliege, der Körper ein Sack Müll, jetzt wieder Nachthemd. um 17:18 riß der Himmel auf, da sagte Oskar Negt im Radio: too big to fail, stündlich beinahe in den Nachrichten die Formulierung, über die ich jede Stunde erneut lache wie ein Alzheimerkranker:
Der Verlauf der Sendung sei so widerlich gewesen, daß er es nicht mehr habe ertragen können.
Leider ist hier kein Fernseher, ich kann den Fernsehpreis nicht sehen.
Heim.
13.10.08, 15:20
Daß man sich das Recht würde nehmen müssen
Wie denn? Welches Recht denn?
unbekannt ist in sich ein Zirkelschluß, so kommt man ja nie vom Schleifstein runter. Sich aber wozu in Beziehung setzen und sich nicht sofort vollkommen häßlich und schrecklich fühlen. Schwierige Frage. Oder es lassen.
16:59 Diese Wohnung war so sauber und aufgeräumt, wie ich noch keine sah. Ich habe große Angst, die ursprüngliche Ordnung nicht mehr herstellen zu können. Besonders die Sauberkeit.
Am 13. September 2008 um 00:34 Uhr erster preis ist aber echt unheimlich toll, richtig unheimlich. und toll. in ermangelung eines besssereen andren worts, heimgekommen eben, mittem rad, und ohne kollisionen, was gut war, aber nicht wahrscheinlich, und in einen pelz, einen RIESENPELZ gehüllt, den mir die freundin gegeben hat, weil mir so kalt war, also, war ich ungefähr so groß wie ein denkmal als ich mittem rad nachhaus bin, und überall pelz, so fuhr ich doppelgesichtig mit dem immensen luftwiderstand eines denkmals, welcher sehr groß ist und kipplig, so groß eben wie obengenannter pelz, und gondelnd, aber stabil, wenn auch massiv. ich war sicher drei oder vier bären! und zwei oder drei flaschen außerdem! und all die härchen!!!! und war außerdem ein wendepelz, ich trug ab kreuzung XX den pelz nach innen! der kragen aber war innen und außen pelz wie eine riesenhütte! egal. zuhaus fiel dann der pelz einfach so runter, und die wärme, die immer noch da ist, obwohl ich ja aus dem monumentalen pelzdenkmal längst raus bin, dieses gefühl, das erinnert mich irgendwie an die evokative rückstrahlung von dem oben genannten ersten preis. wenn ich aber fehlliege, dann hätte ich gern KEINE haue. bitte.
Am 13. September 2008 um 13:45 UhrJa, das Leben in ständiger Angst jetzt. Sie brauchen es doch. Hören Sie auf. Ich hatte überlegt ob ich Ihnen zu nahe träte wenn ich sage, daß ich mir Sie vorstellte ausgestattet wie 4 oder 5 Bären auf dem Fahrrad, die zudem einen riesigen STURZHELM tragen. Ob ich das sagen dörfte. Ich würde gerne sagen was ich gestern gemacht habe, ich muß es rekonstruieren. Ich habe überlegt zu Ted Milton hinzugehen, hatte aber Angst vor Nerv-SAxofon und überhaupt. Die anderen Menschen überall, gefällt mir nicht. Besonders am Wochenende, wenn sie so verzweifelt umherrennen und telefonieren mit schlechter Laune. Ich habe den Verdacht, das geht die ganze Nacht. Bis man dann in so einer Abzieher-Ring-Disco landet wo alle aussehen wie Nutten. Alle. Und da rumstehen und warten, sich gegenseitig die Ärsche beglotzen und dann nochmal schlecht gelaunt telefonieren. Und wenn dann zwei schlecht gelaunt zusammenkommen, dan n wird alles so gemacht, wie sie es aus dem Fernsehen kennen und jeder dächte, der andere will das eben so haben, denn das ist Sex und so läuft es nunmal ab. Ist eben so, wird so absolviert. Es sieht halt aus wie das vollkommene Elend. Ich bin nochmal in den Arbeitsraum um noch kleinere Skulpturen zu machen, aber diesmal tat ich statt zuviel zu wenig Härter zusetzen und ich hockte stundenlang vor diesem Gebräu und wartete, bis es endlich reagierte. Alchemie. Aber es tat sich nichts innerhalb von 120 Minuten, sogenannte Topfzeit sonst 50 Minuten. Währendessen fuhren 4000 Bierbikes die Hahnenstraße hoch und runter und sangen: Nie im Leben, kleiner Peter, sind das 20 Zentimeter. Unten vor meinem Raum ein aufgedonnertes Pärchen, die sich die ganze Zeit laut schmatzend und hektisch küßten, so ganz blöd, es war schrecklich. Ich hätte am liebsten gerufen, sie sollten abhauen. Es sah auch nicht so aus, als mache es ihnen Spaß, aber sie hörten auch nicht auf. Was war da los? Unterdessen warf die zersetzte Kastanie, fest in den Fängen der Miniermotten, ihre Früchte von sich. Knall Knall, Aufplatz, Davonkoller. – Hatten Sie auch einen Chemiekasten? Ein leicht schales Vergnügen. Nachdem das Magnesium abgebrannt war blieb eigentlich nicht mehr viel zu tun. Aktivkohle, aha, okay. Und überall einen Streifen Lackmus reinhalten. Mit Kaliumpermanganat alles violett einfärben war nicht schlecht, schnell war der ganze Kasten und Zimmer verdreckt und ein Mikroskop wurde gewünscht. Da habe ich mir restlos alle – wie heißt das, wo das Präparat draufliegt? – hatte ich mir jedenfalls schnell alle kleinen Glasscheibchen zerstört, knirsch, weil man zu dicht mit dem – Objektiv? – drangedreht, drangefahren hatte, kurz bevor es scharfgestellt war, zerbarst das Glas und heiß wurden sie durchgetrennt, die intimsten Gedanken. Wie alle Scheiben kaputt waren war eben Schluß mit Mikroskop, die Lampe war ja auch schon hin. Achtung, keine Allegorie! – Ich habe geträumt ich wohnte nun in einer Art Holzbau mit rundherum Balkon und sehr schönem Ausblick. Ich war da richtig eingezogen. Ich kenne übrigens niemanden, dem ein Sturzhelm ähnlich gut steht, wie Ihnen!
Am 13. September 2008 um 23:08 Uhrbesten dank! ich war pferderennen in hoppegarten (die viererwette zahlte 200011 euro!!! auf zehn, leider nicht an mich…) und dann händel in potsdam. also georg friedrich. jetzt müd. ziesen sind auch alle.wir haben einmal mithilfe des chemiebaukastens von ralf d. ein feuer gemacht, glyzerin, kaliumpermanganat dazu, entzündet sich selbst, dabei fast das jugendzimmer abgefackelt… wir hatten das glyzerin auf dem deckel einer lackdose.. wobei die darunterliegende lackdose… und das dann per stichflamme.. und aber auch über die kunstlederaktentasche.. wie lava! ralf d. warf das ganze arrangement dann aus dem fenster in den vorgarten. leider ohne das fenster aufzumachen, dafür war keine zeit. einen eigenen hatten wir nie, das war wahrscheinlich ganz gut.p.s.: das zölibat macht mir nach wie vor große freude. ich kann es sehr empfehlen.
Am 13. September 2008 um 23:13 Uhr und natürlich trug das schlingernde bärendenkmal schutzhelm! muss ja, muss ja. helm muss uff alles druff. behelmte verben! behelmte erben!
behelmten gruß aus herzlich behelmten herzen, ihre a.i.
Am 14. September 2008 um 01:57 UhrIch dagegen war heute in Aachen. Da war ich zuletzt als Kind, wenn überhaupt mal. vorbei an der Malzfabrik Buir, Braunkohletagebau, Eschweiler. An der Bushaltestelle Hansemannplatz waren nur Betrunkene, Arme und Verrückte und der Bus Nr. 51, der zu den Claudius-Thermen fuhr wo der Kunstverein ist, kam und kam nicht. Ich dachte, daß die Leute hier auffällig arm und kaputt aussehen und dann dachte ich: das sind aber eben die Leute. Das ist, gehobene und Innenstadtbezirke ausgenommen, die Mehrheit, die arm und kaputt aussieht und andere Sorgen hat, als ihr Aussehen. Die auffällig von ihrer Lohnarbeit und Familiensituation Verbrauchten und Aufgerauhten sind der Normalfall, sind das Volk. Die Kunstvereinsbesucher dann natürlich wieder aus ziemlich anderem Holz, interessierte Bürger mit guten Manieren. Ein Wechselbad der Gefühle und die astreine Super-Nairy.Ich habe mich verlaufen und bestimmt 8 Leute nach dem Kunstverein gefragt, war schon auf der richtigen Straße usw. Auch in unmittelbarer Nähe, 100 Meter entfernt, konnte mir niemand sagen, wo der Kunstverein ist. Dabei ist er schön und gar nicht so klein. Ich kam zu spät zur Rede auf die Künstlerin Nairy Baghramian, die ihrerseits die 99jährige Janette Laverrière mit 2 neuen “Arbeiten” und den 106jährigen Henrik Olesen mit einer älteren präsentiert.