Naturabkünftigkeit – Natureinbehaltenheit

18. November 2007

Naturabkünftigkeit — Natureinbehaltenheit und dazwischen widersinnig rumtappen, wer soll das verstehen. Es gibt ja gar nichts zu verstehen.

Entscheidungen, die ebenso gut anders ausfallen könnten und da ist die Frage: wieso sollen sie so ausfallen, wie wäre es, wenn sie anders ausfielen? Die Entscheidung, die auch anders hätte ausfallen können, brauche ich aber, sagt mein Professor, damit das rauskommt, was ich haben will.

Sprachlichkeit als Sprachvermöglichkeit, in dem Sinne eben möglichst das ganze Ding zu umfassen und darstellbar zu machen. Ziemlich viel los hier, soviel wie früher nie, wird sich aber bestimmt noch ändern. Gegen Ende des Semesters sitzen da vielleicht noch 5 Figuren. Ah, die Einbehaltenheit. Er färbt sich nicht mehr die Haare.

Jetzt meldet sich vorne eine Frau mit rotem schütterem Haar und stellt eine Frage. Sie duzt ihn und fragt ihn, wie nimmst du das auseinander, das versteh ich nicht, wie das bei dir mit IST und IST-SINN gemeint ist. Er antwortet und sagt: bei Sinn geh ich ja sofort auf die Palme. Lebenssinn – damit hab ich nichts zu tun, da kann man gar nichts mit machen. Lebenssinn kann heute sehr individuell befriedigt werden, da hab ich nichts dagegen, das ist aber nicht mein Thema.

Die Welt hat mit einer Welt, wie sie geglaubt wird, nichts zu tun.

Ich hab es mit Sätzen zu tun, nicht mit Menschen und sowas, nicht Ihr psychologischer Fall ist von Belang –
da muß ich lachen, weil das so – freundlichst abschlägig / warnend wie eh und je gesagt wird. Wie gerne ich das hörte und immer wieder gerne höre, warum, wieviel ich davon seinerzeit geschluckt und also intus habe.

Wie angenehm

Welch tiefe Befriedigung

Es bringt einen so gut von sich selbst weg, wie erhofft!

WELTWERDEN

ephemer und auslöschbar

Ist auch toll, daß er vor dem Pult steht mit seinen Zetteln und nicht dahinter, ein riesiges Mikrophon um den Hals, die dünne vertraute Kopfstimme, jetzt gehen die beiden Ziegen hinter mir und neben mir ein dickes Mädchen mit schwarzgefärbten, toupiertem Haar, löst ein Zahlenrätsel. Immer wieder wachsen Neue nach, die natürlich nicht den blassesten Schimmer haben von dem, was der Herr Professor da erzählt und worauf er hinauswill. Es ist ja auch schwer. Sie fragen sich wahrscheinlich die ganze Zeit, warum der so komisch spricht, warum sagt er denn naturhaft ichliche Sprachwesen, wenn er doch den Menschen meint? wo ich hier doch was davon haben will, weil ich doch hier was lernen will, über den Menschen, mir das 1:1 aufschreiben und getrost schwarz auf weiß nach Hause tragen, wie sich das alles verhält.

Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond. Ja und. Macht doch nichts.
Vom Schwachsinn der Welt lernen heißt schließlich auch lernen, Notwendigstes lernen, und letzte Nacht die Nacht für Walter Kempowski auf NDR, ganz klasse. Angewandte Soziologie, bzw.

da sah man was, da zeigt sich was, da kam was raus:

so soll es sein.

Wintereinbruch

10. November 2007

Hagelsturm von 1 1/2 Minute im allerpassendsten Moment. Und jetzt fernstes hellstes Gleißen. Ich werde verrückt. Blitze, Donner, Herzrasen. Hoffentlich stürzt das Flugzeug ab. Jetzt schneit es richtig und jetzt muß ich gehen.
Alles stimmt genau.

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13.11. Das Ende müßte doch, wenn, auch eine Lösung sein,
so kommt es mir aber nicht vor.

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Heute: die Setzung

1. Aus der Verklebung heraus von sich selbst absehen.

Maßnahmen

a) Philosophische Vorlesung

b) Beerdigung auf dem Lande

c) Besuch des Bruders

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Kalt fahrts der Wind ums Vaterhaus

9. November 2007

Die Welt ist jetzt zu End

Jetzt fahr ich ins Elend

hatte Dr. Goebbels bereits als 17jähriger gedichtet. Und hatte dann in der Tahiti-Bar Dinge zu meinem Schaffen gesagt und mir gleich komplett ausgearbeitete Vorschläge unterbreitet für neue Werke, die auch sehr gut klangen. Ich hab gedacht: Mensch, hoffentlich kann ich mir das merken.

Die Musik war laut und der Abend war schon fortgeschritten. Tubular Bells.
Es klang glasklar was er sagte, was ihm und einem anderen auch, mit dem er sich darüber verständigt hatte, meine sogenannte Arbeit bedeuten würde, seit Jahren, aber eigentlich konnte ich doch nicht folgen. Ich fühlte mich albern geschmeichelt wie Anton Reiser, daß dieser doch so gebildete Mann soviele fremde und bedeutsam klingende Worte auf mich machte. Es eröffnete so wahrscheinlich mehr, als wenn ich verstanden hätte, was er meint. – Gibt es ein Maß oder einen Grad von Unklarheit, der so rasend überdreht ist, daß es irgendwann von selbst wieder in Klarheit umspringt? Wahrscheinlich nicht von selbst. Aber wie denn bloß.

Dann ging es um Alter, um Stigmata, um Möbel Olfe und daß sich gerade so viel ändern würde. Über persönliche Zustände bzw. Verhältnisse, Quatsch und Wucherung kann ich entweder sehr einfach sprechen, oder gar nicht. Also gar nicht. Leichter dann später wieder von süd nach nord im Nachtbus zur Osloer Straße hoch zu fahren mit Susej am Ohr und den Wahnsinnsgestalten da drin, die aussahen wie aus einem Melvins-Comic wie hoffentlich ich auch.

Es war halb 5, Regen und kalt, später kam Sturm auf. Ein Wetter das dem 9. November wahrhaft alle Ehre macht. Im Bett war es jedoch warm. Hier würde ich nie mehr aufstehen, soviel stand fest. Nichts mehr gefragt werden und nichts mehr sagen müssen und ein Unrecht nach dem anderen begehen.

Früher hatte ich mich geschämt wenn man selbst nach Hause fuhr und die anderen zur Arbeit, jetzt nicht mehr. Denn auch sie können doch nach Hause fahren.

100 Jahre Honululu

6. November 2007

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Zürich: ein Traum. Fantastischer Herbst des Lebens, gehen, geringer werden, ruhig werden, sterben: alles stimmig. Verstanden und für gut befunden.
In einem Moment nach der Anstrengung lassen.

Das stetig murmelnde Auf und Ab vor dem Hotel, geschmeidig, doch fordernd, Heroinsucht vielleicht, aber eher sanft, schweizerdeutsches Dauergewäsch, Checkung, Spülung. Auch die Dicksten in den engsten Hosen, eigentlich gut. Auch die Schönen sind nicht wirklich schön, unproportional, denk ich sofort, diese dort mit dem so schönen Gesicht hat zu breite Hüften zu ihren schmalen Schultern, wie ärgerlich dieser Reflex, wirklich zum weinen, wie das alles verfängt auch bei einem selbst, Verkommenheit des Blicks. Das sind doch nicht mehr die eigenen Augen zu nennen, die so sehen. Heraus mit ihnen.

Wie die Leute sich hier generell taxieren, auffällig unverblümt, ist das Zürich, oder nur speziell diese Straße? härtester Hetero-Stumpfsinn; fast alle Frauen in fuck-me-Stiefeln mit hohlen Absätzen, weithin schallende Bescheuertheit, man fragt: warum, wozu? und weiß es ja sofort, im Unterschied zu sonst so. Hier weiß man es ja, aber nur bis zur ersten kleinsten Antwort. Was danach kommt, weiß man wieder überhaupt nicht. Der Grad der Freiwilligkeit? Das eigentliche Ziel, ist das euer Ernst? Ich lache über jedes einzelne Geräusch jedes einzelnen verzweifelten Fußes, im Ernst. Ich lache eher zuviel, komm mir schon ganz debil vor, kaufe mir einen alten rot-blau gestreiften schweizerischen Postsack und zieh ihn über den Kopf. Die ehrgeizig gepflegten auf geil getrimmten Mittelklasse-Pärchen im Flugzeug schauen in die Mags rein — ungefähr die gleichen Leute schauen raus, wie rein. So bleiben sie wenigstens unter sich, bzw. die, die rausschauen sind natürlich noch getrimmter, technisch, da überlegen die, die reinschauen gleich, hektisch, sauer: kann doch nicht sein, so sieht doch keiner aus, wie komm ich denn da hin

Wie alt ist denn die. Funz da

wie ihr leben wollt

rätselhaft

Super-Hotel Rothaus, Samstags Frühstück bis 14 Uhr! Country-Gesang von Girls, ist das Coco-Rosie, weiß ich nicht, mellow penn-music, und jede halbe Stunde kommt ein lieber mellow-penn Bruder runtergeeiert und sagt, er hätte grad in der Dusche gekotzt, gekrümmt am Boden in der Dusche gelegen und sich gefragt, ob jetzt nicht gleich sterben besser wär.
Keine Ahnung, vermutlich ja, natürlich nicht, vermutlich doch. Und es fehle nur noch ein alternder Zwerg um die Szenerie komplett zu machen, Darren sagt. Der am Tresen sitzt, mittags Bier aus ganz kleinen Gläsern trinkt und ganz kleine goldene Tränen weint. Dabei noch seine typischen Zirkusgesten drauf hat, nur langsamer.

In der Zeitung steht über die Schlingensief Ausstellung, ja, das versteh ich auch nicht, was da steht. Karnevalapostelfiguren aus Manaus und Super-8-Filme aus der Jugend jetzt erst entwickelt reinprojeziert, ich kann das leider nicht übersetzen. Ich muß zwar nicht kotzen, kann aber auch nicht richtig reden, extrem froh auf der Welt zu sein, ich wiederhole mich und muß weiter

Der Arzt von Stalingrad im Nebel

29. Oktober 2007
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Nachts trieb es mich raus zu den Plakatwänden der Stadtmöblierung Stroer. Dann ins dunkle Bettengeschäft neben dem California Sonnenstudio reingeschaut so lange, bis mir ein lebender Mann aufgefallen ist, der neben einem der Betten stand, vollkommen reglos, mich ernst anblickend.

Ich erschrak und lief schnell fort zu St. Pantaleon. Es war 1:01. Der dumme Mond, gezwungen auf seine blödeste Bahn, stand nun genau zwischen den Türmen. Der eine war sehr klein und leicht, der andere sehr groß und schwer.

Auf dem Vorplatz angekommen bat ich um ein kurzes Clearing und begann dann unverzüglich den Kaninchen zu deklamieren, die sich auf dem Kopfsteinpflaster drängten. Heute: Dieter Roth. Es handelte sich um Ideogramme, Gedichte und natürlich um die Scheiße, die aus dem Hintern herausfällt und teilweise dort extra herausgedrückt wird. Studierte all die Aushangkästen, Einladung angenommen zum Hochamt an Allerheiligen, da Kontakt ins Jenseits anscheinend abgerissen.

wen wir ungeschikten klainstäter was wegwerfen dan fligen wir selber imer zu wait mit;

Firma Mehring hatte an ihr Fenster geschrieben: Über 40 Jahre im Dienste des Alkohols, über Kopfhörer dazu die Einstürzenden Neubauten von 2007. Es ist nicht alles total gelungen auf der neuen Pladde, aber doch einiges, vieles. Doch. Mich freut diese Platte schon sehr und rührt mich an. Mit 15, 16 war Blixa Bargeld mein Lieblingsstar und heute habe ich ihn immer noch gern, höre ihn gern reden und möchte ihm nur das Schönste wünschen. (intro-Interview)

Mit dem Verkaufen ist doch schwieriger, als ich dachte: man muß halt auch wollen. Die guten Sachen will man ja einfach lieber selbst behalten, oder nur an ganz ganz feine Menschen in deren schöne Obhut geben. Da wirds echt eng, ist aber möglich und kommt ja auch vor.

November: Zürich, Berlin, nochmal Berlin, Wien, Ohio-Montenegro.

In eigener Sache:

Ich bekomme selten, aber doch ab und an Kommentare zugeschickt, von denen mir richtig schlecht wird, geradezu elend. Der sensitive Mensch ist, obwohl er kraftvoll scheinen mag, in Wirklichkeit oft so grotesk übertrieben, so über die Maßen anfällig, daß er sich fast umbringen will, wenn er der niedrigen Gesinnung eines Zeitgenossen gewahr werden muß.

Ebenso wünsche ich davon Abstand zu nehmen, daß meine Schuhe, Taschen oder sonstiges fotografiert und mir diese Fotos dann zugeschickt werden.

Ich sehe darin keinen Sinn.

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werbung

seven eleven

no better lyric ever ev

war against intelligence.jpgmes.jpg4hours.jpgpast gone mad.jpgslang king.jpg  expanded .jpg
immer noch lustig, taz Interview von 2004

blind man, have mercy on me

Koofmich

27. Oktober 2007

Im Haus Töller gibt es manchen, ja, was ist das, vermutlich gestifteten Ehrenstuhl mit Namens-Plakette an der Rückenlehne. Anette saß auf dem Stuhl Gilbert O‘ Sullivan. Wir versuchen die Hits des Gilbert O‘ Sullivan und ihn selbst zu memorieren — nicht ganz einfach: # Alone again (Naturally) (1972; UK # 3; US # 1) #, – Reihse hatte Recht! Ooh-Wakka-Doo-Wakka-Day (1972; UK # 9) # Clair (1972; UK # 1; US # 2) – Hier hatte Schauff Recht! # Get down (1973; UK # 1; US # 7) Hier ich hatte Recht! # Out of the Question (1973; US # 17) # Ooh Baby (1973; UK #18; US # 25) # Why oh why oh why (1973; UK # 6)

Ich hatte Max Wallraf (deutsch-nationale Volkspartei, Hooch, Little Surfer Girl, If I had an Exorcism), die nette Dame neben mir saß auf Kurt Rossas Stuhl (Kölner Stadtdirektor 77-89, Et Speimanes Leed). Herbert Kraniokoslowski aber war der King des Abends mit seinem Albert Hammond Bootleg Charity Chair (Everything I want to do, Arthurs Farm, I’m in Pittsburgh and it’s raining).

Herr R. äußerte Anteilnahme, als er meinen weißen Halsverband sah; er gehörte aber zur Bluse als Kragen quasi dazu, eine Operation hatte nicht stattgefunden, ich hatte geschwindelt. I lied, because this is not a diary. Entschuldige. Wenn ich wirklich was hätte, sagte ich Herrn R., schriebe ich es sicher nicht ins Internet rein. Ich solle ihn dann anrufen. ok.

Was auch nicht stimmt:

Friedhelm hatte bei 3 Galerien auf der Asperger Art Fair Bilder hängen und davon NICHTS verkauft. Das grenze an Zauberei, sage ich. Ja, danke! Sagt er. Nein, sage ich, ich verstehs halt gar nicht, die Sachen bzw. du sind doch so gut! ich versteh das nicht. – Und das sind Sätze, die ich auch gern mal zu hören kriege und eh – they do no good. Man schämt sich regelrecht. wenn Leute sagen: du bei dir da – das versteh ich nicht. Warum jetzt der und die und du nicht – das versteh ich echt nicht. —  Außerdem: ruhich. Et läuft.

Das Problem ist: wenns bei jemand läuft, hat man dafür 27 Erklärungen, wenns bei jemand aber nicht läuft, auch. Womöglich die gleichen. Und die, die verdienen, wollen nichts mehr hören von denen, die sich dauernd fragen, ach ach, was kann man tun, was soll ich tun? Sie sagen nur: du kannst nichts tun.
Und denken: du kannst nichts tun.

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Good News from the New World

24. Oktober 2007

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Mony and Tony came over from LA. We walked in the clean air and talked art. A bit. Same trap, next trap? Next step? All the cool fresh sensations and all the hot fire coming down the hills – all the good news from the new world. More life, less death! How I needed that. – What a relief!
Happy Hairy, whose last name is Heart, Richheart Rich, asks me to do an exhibition with Finy Goode and God in Tree Personae in Heaven/Michigan at a huge place called Donkeys Goldmine. Of course I refused. Ist jetzt auch mal gut mit Tod, I said, ist gut jetzt mal, ja?, Schluß mit Tod und Verderben, vorerst mal. – Ja.

People come from the outside with their big rover and hover mobiles and buy new kitchenware. They park on the parkdecks, they look diffrent. The way they look when they prove an expensive pan or pot – it’s just so intense. They hold it up to the sun. It shimmers, it shimmers not, it shimmers again.
Is it worth it or is it just – too tricky?, they might think.
„Will you still shimmer, pan, when I’ve brought you home to my man?“
They might think, but naturally you just don’t know what they think. Because they are them.

I meditate on them a lot and count my rounds through Karstadt watching them, moving like an old professor with my hands on the back, saying:
ja ja ja ja ja ja ja ja — so könnt ´s vielleicht sein, könnt aber auch anders sein, — ja ja ja ja ja –

Women from the magnetic fields. Freaks from Overrath. Women from the fields experimenting with houseshoes, Alchemistry. While huge men sitting on chairs on Karstadts first floor, looking up to the ceiling or having their eyes shut. They don’t feel very well. She wants to buy pantoletta from Romika, perhaps Rohde, ok. What is the problem? Who is this sweating woman with the crutches? I don’t like her. Why sit here and wait for her? – The men don’t know.

People crowd scream go buy new fuck kroam Schneppschen Market H&M New Yorker Deichmann Tschibo Butchers NanuNana

– well, no hate from my side, hate is over, hate is from yesteryears

I tried to see what the good Lord had given to thee

and stood right in the flood with my earphones on and then sat near the classics in the Mayersche on an artificial leather cube. Suddenly I wanted to have it all. Books I never wanted before. Don’t say whosen chosen ones.
My earphones, beyerdynamic DT75: They do double three good fine because they give me poor head sweet music and keep the harshness of cold wind away and thirdly you don’t have to hear, when people make fun of you.
To me it felt friendly.

Sometimes in some way all seems all grey a loss and a toil and a total decay

but not today

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Thank you so much for sending me that dancing cockatoo, Dr. Dan. Absolutely wonderful.

In der Höhe

21. Oktober 2007

Rettungsversuch, Unsinn. Nein, die Zahlen rechnen sich nicht selber aus, sie tun das, was man ihnen eingibt und haben den Wert, den man ihnen beimißt und Liebe heute ist nicht notwendig Monomanie, Liebe ist.

Ich lag im Bett und überlegte hart an den letzten Szenen. Hatte sie nicht verstanden. Blixa Bargeld sang seine neuen Lieder im Radio. Über Rechnungen und Gleichungen, er habe keinen Beweis und alles sei wieder offen. Da hab ich mich eigentlich – gefreut. Wie er jede Welle einzeln anbrüllt.

Also werde ich die Hose mit dem kaputten Reißverschluß umtauschen, danach im Museum Chargesheimer ansehen und in Berufung gehen.

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Neubauten Texte hier, ich glaube, sie taugen was, z.T., möchte ich sagen

Chargesheimer-Ausstellung ist richtig toll. Deep good mood. Da geh ich nochmal hin.

Ich traf Will

und Werner Hill

und weinte abends um halb 10 im Penny-Mart in der Schlange

mit tiefgefrorenen Himbeeren und Tortellini in den Händen, vor der Brust

auch nicht schlecht

Material

17. Oktober 2007

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Die Literaturkalender aus den 50er Jahren legen nahe: entweder einsames Genie am Abgrund, oder sentimentaler Braustüberl-Trottel.

Höchst ergriffenes Dasein im Banne der Wahrheit, oder dummer August der kleinen Schmierlappwelt am Wegesrand. Rücksichtsloser Ewiger – dienender Vergänglicher

Frauen händeringend ca. 10%, Rolle undurchsichtig, irgendwie nicht ganz koscher. – Mal richtig ausloten die Chose.

*

Der schönen Literaturkalender hatte ich zunächst 3 oder 4 für einen Euro gekauft und weil sie mir so gut gefielen, die restlichen 4 oder 5 2 Tage später. Der Antiquar freute sich über mein Interesse an Inhalt, Layout, holzhaltigem Bilderdruckpapier usw., wie selten das leider geworden sei, und beschwerte sich gleich anschließend bitter über die allgemeine Situation der Antiquariate und bitterlichst über seine eigene. Man sähe sich ja heute der Konkurrenz von Elke Heidenreich und YouTube ausgesetzt, ein Kampf der sich schwer würde gewinnen lassen.

Ich kannte den Antiquar schon viele Jahre und kannte auch sein Jammern zu gut. Es berührte mich nicht sonderlich, da ich wußte wie schlecht er seine Angestellten bezahlte und wieviel Reibach er ungefähr selber machen mußte und offenbar hatte er ein Glück vergessen, daß auch ich einmal ein paar Wochen oder Monate für ihn gearbeitet hatte für 2 Kreuzer die Stunde, als noch junger Corpsstudent der anorganischen Chemie.

Ich bräuchte die Bücher in erster Linie zum Ausschlachten, sagte ich und konnte sehen, daß ihm das Wort nicht gefiel. Er schwieg all so. Dann hatte ich hilflos versucht zum Ausdruck zu bringen, wie — toll es sei zu spüren, hatte ich vermutlich gesagt, daß der Krieg den Leuten noch so real in den Knochen hing. Diese unglaubliche Härte und gleichzeitig höchst eigenartige Verbrämung der Härte sozusagen, man nicht direkt davon sprach weil man keine Worte hatte, noch richtig um Worte rang, weil es natürlich noch keine – Sprachregelung gab, es war ganz nah, praktisch natürlich viel zu nah, alles davon vollst durchdrungen, das plastisch abzulesende Entsetzen und dann die große Verunsicherung, total, Todall, die Suche, wie es weitergehen soll, der Appell, an was?, – bzw. –

Auch dazu hatte er geschwiegen und dann kam mir auch selbst sehr komisch vor, mich so sprechen zu hören. Das war wahrscheinlich nicht so gescheit, bzw. hat nicht so geklungen, sondern wahrscheinlich: ungehörig, unberufen.

Lob der Lebenden

14. Oktober 2007

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Als ich gerade über das menschliche Leben nachdachte, fiel mir plötzlich das Datum auf: In den frühen Morgenstunden des 14. Oktober 1974 verunglückte Klaus Eichwald, *14.8.44, Kreis Bartenstein/Ostpreußen, bei Bensberg/NRW in seiner Eigenschaft als Bundesbahnbediensteter tödlich. Beim Rangieren eingequetscht, unklar, wie das genau passiert ist. Wahrscheinlich zwischen die Puffer zweier Waggons geraten.

Jahre später, ich war so 18, 20, quakte ein älterer Bahnkollege auf der Fahrt Köln – Dieringhausen auf mich ein: der Klaus. Ja, da ist viel passiert in den Jahren auf dieser Strecke. Da wurd natürlich auch immer viel gesoffen. Einem hat´s mal den Oberkörper komplett abgerissen, das sah man erst gar nicht, den hielt die Uniform noch zusammen, da kippte der plötzlich weg. Oder der Hermann (Kumpel von meinem Vater), 3 Jahre später ähnlich umgekommen, ohja, und ich sach noch, laßt das trinken sein! Oder hier der Dings, 4 kleine Kinder, Schicksal, schwafel schwall

Ich ärgerte mich schwarz über die blumigen Stories des alten Schaffners. Mein Vater war vollkommen nüchtern, als er seinen Verletzungen, die er sich im korrekten Einsatz für die Deutsche Bundesbahn zugezogen hatte, an Ort und Stelle erlag. Innerlich verblutet. Wurde den Angehörigen jedenfalls so und nicht anders mitgeteilt und ich habe nie einen Grund gehabt, an dieser Darstellung den geringsten Zweifel zu hegen.

Grab ist schon wieder weg, keine Panik, Liegezeit abgelaufen.

Auf die Lebenden.

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Liegezeiten unbegrenzt.

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16.10. Lieber T., ich schrieb es spontan hin, wie gesagt werden kann, weil mir das Datum ganz zufällig auffiel und es – jeder geht ja mit irgendwas um im Leben.

Abschied: Schlimmstes Wort der deutschen Sprache.

Die Liegezeiten sind unterschiedlich. 30 Jahre für ein Einzelgrab ist selbst auf dem Land eine lange Zeit. Seit 1977 ist glaub ich 25 Jahre üblich (in Wiehl), in Städten oft nur 20 Jahre, wenn man nicht nachkauft. Rund um meines Vaters Grab waren schon die meisten anderen Grabstätten abgetragen und mit Unkraut-Ex behandelt, das sah dann auch nicht mehr gut aus. Die Toten, die man jahrelang als Namen auf den Grabsteinen kannte, waren irgendwie gute Bekannte geworden. Es beunruhigte einen, daß die plötzlich weg waren. Das Mädchen aus der Nachbarschaft, Regina, mit 10 überfahren, weißer Grabstein mit abgeknickter Rose. Vorne an der Reihe taten sie schon wieder neue rein. Die Familie überlegt dann, ob man das Grab nochmal 20 oder 30 Jahre pflegen will, im Winter Fichtenzweige, Trockengesteck, dann Stiefmütterchen oder Primeln, dann Begonien usw., und findet eigentlich nicht wirklich einen guten Grund.

Eine neue Bundeswehrdecke kam heute vom Military-Store Bausenwein aus Schweinfurt, sehr gut. Allerdings stark „eulanisiert“, Eulan, Mottenschutzmittel der Fa. Bayer entwickelt in den 30er Jahren, glaube ich, gesundheitsschädlich. Diese Decke wusch ich bereits und jetzt hängt sie aus dem Fenster zur Mahnung an die Unschuldigen, bzw. natürlich Zeichen der Hoffnung.

Ihr Medienpartner Timo Kaiser

P.S. Der Armin ist kein Mörder, der Bernd hat es doch gewollt.