Lob der Lebenden
Als ich gerade über das menschliche Leben nachdachte, fiel mir plötzlich das Datum auf: In den frühen Morgenstunden des 14. Oktober 1974 verunglückte Klaus Eichwald, *14.8.44, Kreis Bartenstein/Ostpreußen, bei Bensberg/NRW in seiner Eigenschaft als Bundesbahnbediensteter tödlich. Beim Rangieren eingequetscht, unklar, wie das genau passiert ist. Wahrscheinlich zwischen die Puffer zweier Waggons geraten.
Jahre später, ich war so 18, 20, quakte ein älterer Bahnkollege auf der Fahrt Köln – Dieringhausen auf mich ein: der Klaus. Ja, da ist viel passiert in den Jahren auf dieser Strecke. Da wurd natürlich auch immer viel gesoffen. Einem hat´s mal den Oberkörper komplett abgerissen, das sah man erst gar nicht, den hielt die Uniform noch zusammen, da kippte der plötzlich weg. Oder der Hermann (Kumpel von meinem Vater), 3 Jahre später ähnlich umgekommen, ohja, und ich sach noch, laßt das trinken sein! Oder hier der Dings, 4 kleine Kinder, Schicksal, schwafel schwall
Ich ärgerte mich schwarz über die blumigen Stories des alten Schaffners. Mein Vater war vollkommen nüchtern, als er seinen Verletzungen, die er sich im korrekten Einsatz für die Deutsche Bundesbahn zugezogen hatte, an Ort und Stelle erlag. Innerlich verblutet. Wurde den Angehörigen jedenfalls so und nicht anders mitgeteilt und ich habe nie einen Grund gehabt, an dieser Darstellung den geringsten Zweifel zu hegen.
Grab ist schon wieder weg, keine Panik, Liegezeit abgelaufen.
Auf die Lebenden.
Liegezeiten unbegrenzt.
_____ _____
16.10. Lieber T., ich schrieb es spontan hin, wie gesagt werden kann, weil mir das Datum ganz zufällig auffiel und es – jeder geht ja mit irgendwas um im Leben.
Abschied: Schlimmstes Wort der deutschen Sprache.
Die Liegezeiten sind unterschiedlich. 30 Jahre für ein Einzelgrab ist selbst auf dem Land eine lange Zeit. Seit 1977 ist glaub ich 25 Jahre üblich (in Wiehl), in Städten oft nur 20 Jahre, wenn man nicht nachkauft. Rund um meines Vaters Grab waren schon die meisten anderen Grabstätten abgetragen und mit Unkraut-Ex behandelt, das sah dann auch nicht mehr gut aus. Die Toten, die man jahrelang als Namen auf den Grabsteinen kannte, waren irgendwie gute Bekannte geworden. Es beunruhigte einen, daß die plötzlich weg waren. Das Mädchen aus der Nachbarschaft, Regina, mit 10 überfahren, weißer Grabstein mit abgeknickter Rose. Vorne an der Reihe taten sie schon wieder neue rein. Die Familie überlegt dann, ob man das Grab nochmal 20 oder 30 Jahre pflegen will, im Winter Fichtenzweige, Trockengesteck, dann Stiefmütterchen oder Primeln, dann Begonien usw., und findet eigentlich nicht wirklich einen guten Grund.
Eine neue Bundeswehrdecke kam heute vom Military-Store Bausenwein aus Schweinfurt, sehr gut. Allerdings stark „eulanisiert“, Eulan, Mottenschutzmittel der Fa. Bayer entwickelt in den 30er Jahren, glaube ich, gesundheitsschädlich. Diese Decke wusch ich bereits und jetzt hängt sie aus dem Fenster zur Mahnung an die Unschuldigen, bzw. natürlich Zeichen der Hoffnung.
Ihr Medienpartner Timo Kaiser
P.S. Der Armin ist kein Mörder, der Bernd hat es doch gewollt.
Am 19. Oktober 2007 um 08:45 Uhr
Liebe Michaela,
bitte schick mir in bester Qualität Bild Nummer 4.
Ich muss es verbessern.
Liebe Grüsse vom Bernd
Am 22. Oktober 2007 um 19:22 Uhr
Ich war lange nicht mehr hier, wollte mal schauen, wie es dir heute geht… 😉
Liebe Grüße aus Oberberg
Am 27. Oktober 2007 um 02:15 Uhr
las mit schrecken die geschichte vom klaus. das stinkt! hasse die
scheissbahn!!
was kann ich tun, einen kranz werfen, oder backen?
Am 27. Oktober 2007 um 12:26 Uhr
don’t worry