Rein sofern es ist
2. August 2009Im Interim-Atelier mit Flüssigkunststoff in den Augen, gefühlte 35 Grad.
Nicht zuviel Beeinflussung und Reglementierung von Leuten zulassen, die dauernd über Kunst befinden und selbst gar keine künstlerische Praxis haben.
meine Gründe dürfen mir unbekannt bleiben und dumm sein, wie sie wollen.
Den Raum der Praxis und seine eigenen Gesetze verteidigen (DFB-Pokal war immer der schönste Pokal, als ich mich noch richtig für Fußball interessierte)
Themenkreis Evidenz (eines Kunstwerkes), Themenkreis widerständiges Material, im Grunde auch Klischees, oder im Grunde: es ist ja egal, was man für wahr hält, es interessiert, was die darüber getroffenen Aussagen ihrerseits dann wieder bewirken.
(es ist allerdings schon komisch hier bei einer völlig fremden Frau in ihren Sachen zu sitzen, ich habe alles abgehängt, was man abhängen konnte, trotzdem. Trotzdem ich dafür bezahlt habe und alles freundlich, eindeutig, korrekt und nett usw. vereinbart wurde. Trotzdem trotzdem. Weiß ich gar nicht mehr, wie das alles geht und bewege mich sehr zögerlich. Eigentlich: überhaupt gar nicht.)
Die Farbe war beim Trocknen unansehnlich geworden und Stellen waren zugelaufen, die hätten offen bleiben sollen. Das hatte ich mir schon ein bißchen gedacht. Nun ist ein Eindruck entstanden, der nicht mehr dem entspricht, den sie zunächst gemacht hatten. Es entsteht daraus doch mittelschwere bis schwerere Unlust und eine ein bißchen quälende Pause und man fährt erst mal auf die Insel und geht schwimmen. Wieviel Zeit habe ich noch? – Die Wasserqualität der Tegeler Seen ist hervorragend und neben der Hütte keuchte die halbe Nacht der Igel, vollgefressen mit Katzenfutter.
Vom Kiosk ein Paket mit 24 A5-Lehrbriefen für Methodik im bildnerischen Volksschaffen, Zirkelarbeit, Elementares Schöpfertum und dessen Erhaltung bis zur künstlerischen Selbstbetätigung etc., Leipzig 60er Jahre, zahlr. Illustrationen. Altersgemäßer, guter Zustand. An ebay ist super, daß speziell die Sachen, die ich haben will meist kein anderer haben will und die Preise sich daher zwischen 1 und 5 Euro bewegen. Plus Porto, was ich gerne zahle, denn es gibt immer frei Haus obendrauf als Bonus die abseitigen Eigenheiten individueller Verpackung, (diese Hefte z.B. waren eng in Gefrierbeutel eingeschweißt), Handschrift, die meinen Namen schrieb und ein Gruß aus 09496 Reitzenhain.
Heute wieder nichts geschafft, dann Plötzensee.
Kurz vor Lübars
27. Juli 2009Problem: weil mir beim ersten Atelierbesuch nach sehr langer Zeit in kürzester Zeit und mit sehr leichter Hand gleich zwei Bilder geraten waren, traue ich mich nicht mehr hinzugehen und nachzusehen, ob es auch stimmt und stand hält. Daß es eigentlich nicht sein kann. Aber warum denn nicht? Denn auch der Kollege, der dabei war, bestärkte mich ohne Ende und, hey, ich kann sagen: er war nicht gerade blind!
ich fuhr zunächst noch ein bißchen draußen herum, bis knapp vor Lübars und am Gefängnis zurück, und ging auch später nicht hin.
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Der Knast sieht eigentlich ganz einladend aus. Der alte Teil wie eine heilpädagogische Werkstätte, der neue wie ein Hotel auf Teneriffa.
28. Juli, 13:14
Aus meiner Praxis
Gestern habe ich das Flohmarktgelände nicht gefunden auf dem ich vor Jahren öfter war, irgendwo in Pankow, aber wo, nur so paar Abzieher Ankauf/Verkauf, Prinzenallee, Wollankstraße, Horden von rotbraunen Typen, die den ganzen Tag draußen vor ihren Läden hocken, Weiber schamlos checken (die, also ich, ginge zur Not vielleicht noch. Naja.) und dann ihren mehrmals naß gewordenen Entrümpelungsschrott zu Phantasiepreisen anbieten. Da war eine halb kaputte Holzschnitzerei mit einer Frau, die Hühner füttert. Ein Huhn war kaputt, Draht kam heraus, es war ein guter Fuß für ein „Objekt“. Dazu suchte ich ein paar massive Glaswaren und wollte insgesamt vielleicht 15 Euro bezahlen. Fragte nach dem Holzding.
— Das kostet 35 Euro.
– Wa-as?
– Ja! Das ist Holz!
– Ja, Holz! Ja und? Holz ist doch nicht teuer! und hier, das Huhn ist doch schon ganz kaputt.
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Demons at the Beach
26. Juli 2009Aussonderungs- und Aliengefühl ist nicht neu und nicht schlimm, aber hier manchmal so massiv, als sei man wirklich ganz allein.
Gramophone Man — Spirit
Theme from a summer place — Percy Faith and his Orchestra, 1960
Aus dem Vorwort 2:
“ (…) Das vorliegende Buch zu schreiben, ist mir sehr schwer geworden, besonders die letzten Kapitel mit ihrem unbeschreiblichen Herzeleid. Die Anfänge dieses Buches verdanke ich fremden Anregungen. Nur zögernd habe ich der Veröffentlichung des vorliegenden Textes zugestimmt. Ich wollte dieses Buch nicht schreiben. Aber einer meiner besten Freunde überredete mich dazu. Ich habe viele Jahre gearbeitet, um mich zur Abfassung dieses Buches vorzubereiten, und zwar im Grunde die ganze Zeit. (…)“
Daniel Müller: Das Protokoll, München 2009.
Nahm ich zur Hand, als ich an der Haltestelle Treptower Park auf die Hundekopf-S-Bahn wartete. Als ich 10 oder 12 Seiten (von 301) gelesen hatte, wußte ich, daß ich das Buch uneingeschränkt würde empfehlen müssen. Da zusätzlich die bildnerische Arbeit auch so gut gewesen war.
Rote Johannisbeeren
Wäsche aufhängen.
lächerliche Autorposition.
läscherlische Autoposition
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Wie ich planen muß, wie eine Kranke. Alles muß ich genau bedenken.
abe r abe ra ber
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Das wäre vielleicht am ehesten die Aufgabe, gerät man in kunstlehrerartige Zusammenhänge, daß man versucht, Leute mit natürlichem Reichtum, Pracht, Material, Substanz, Ausdruckskraft usw. der Welt nicht verloren gehen zu lassen. Daß man ihnen Gründe gibt, nicht aufzugeben in der Gesellschaft der Geschmeidigen. Achzigtausendsten Kunstabendessen wunderbar herrlich Lallerei. Man hat viel mehr Gründe da rauszugehen, oder gar nicht erst reinzugehen, als das auch noch extra zu suchen. Durchhalten tun die anderen. Und zwar: sehr gern!
Wie begründet man dabeizubleiben und nicht enttäuscht zu verschwinden im Unsichtbaren? Geh Du nicht weg, gerade Du nicht.
Alles ist verloren.
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Dann xxx mit Dringlichkeitsbeschreibung (furchtbar, habe nicht nur, sondern auch, daher möchte ich bitten, ekelhaft. Ich möchte unter alles drunterschreiben: Verzeihen Sie, ich bin nicht freiwillig hier, daher gezwungen mich zum Gespött meiner selbst zu machen.) dann ist es eigentlich schönes Wetter, kalter Wind, mit dem Kopf zum Balkon raus leichte Gymnastik, seelische Oxydation.
Mondlandung – wie es wirklich war
22. Juli 2009nach einem ereignisreichen Tag wurde in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli in meiner Pension am Siegestor die Mondlandung mit Lothar Loewe und seinem Kameraden auf Bayern alpha in Echtzeit wiederholt.
Eine K-Gruppe Mauersegler wohnt unter der Dachrinne und übt zwischen Kunstakademie und Siegestor Kriterien zu entwickeln.
Der Unterschied von München-Schwabing und Berlin-Wedding wie Tag und Nacht. Die Münchner sind so fesch, daß man die ganze Zeit lachen will über den Aufwand, den sie mit ihren Körpern betreiben. Gern! sagen sie oft. Gern den Nettelbeckplatz samt Magendoktorinhalt auf den Marienplatz hinkippen und sehen, was passiert.
) es geht nicht um die armen Armen und die bösen Reichen, gut/schlecht, besser/schlechter, es geht um Phänomene und um Wirkung. Es geht darum, den sogenannten Leuten mehr zuzutrauen und zuzumuten, als sich – nach allem, was man über sie weiß – rechtfertigen läßt.
Der Heubach hatte ziemlich zu Beginn seines Vortrages davon gesprochen, daß das Gegenteil von gut nicht böse, sondern gut gemeint sei. Das hatte er zwar vor 20 Jahren auch schon gesagt, aber es war zwischendurch nicht falsch geworden. (
Do you understand, Mr. Ohira? — No.
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22. Juli 17:53
Ich hatte bei ebay 39 gelbe und 17 graue Buchattrappen beobachtet und dann die gelben ersteigert und mit dem Verkäufer die Übergabe an seinem Arbeitsplatz in der Köthener Straße vereinbart. Auf den Klinkerbauten steht DB-Projekt. Heraus kam ein ca. 35jähriger fit-for-projects-Mann im hellgrauen Sommeranzug mit Gel im Haar, ich gab ihm das Geld und er sagte, er hätte noch mehr Buchattrappen zu Hause, dunkelrote mit Goldornamenten, eigentlich schöner als die gelben. Die stammten aus einem Musterhaus, das er für sich und seine Kleinfamilie in Königswusterhausen gekauft hat, da seien auch Stereoanlagen- und Videorekorderattrappen dabei, falls da Interesse bestünde. Ja, ich wüßte noch nicht, im Prinzip schon. Jetzt will ich erst mal die hier verarbeiten. – Basteln? fragte er. – Ja.
Ich band eine große Ikea-Tasche voll Buchattrappen an den Lenker weil sie hinten drauf nicht paßten, dann wollte ich nicht den Weg zurück über die sehr befahrene Leipziger Straße nehmen, sondern fuhr die Köthener Straße weiter und bog am Reichspietschufer rechts ab, als ich ein Schild Wedding sah und war plötzlich mit meinem unförmig beladenem und schlecht zu lenkendem Fahrrad im Tunnel gelandet, aus dem es kein Zurück gab und mich jedes dritte Auto wütend anhupte, manche riefen aus dem Fenster heraus Dinge, die ich nicht verstand. Das war natürlich eine gute Idee von den Autofahrern, ich wär so schon fast vor Angst vom Fahrrad gefallen und dachte nur: hoffentlich kommt wieder Licht, hoffentlich ist das nicht ein Autobahnzubringer, hoffentlich fahren sie mir nicht den Balch kaputt. Der Tunnel war nicht sehr kurz, der Schweiß lief mir die Hose runter. Raus kommt man irgendwann hinter dem Hauptbahnhof an der Heidestraße. Ich war unter dem Tiergarten durchgefahren und unter der Spree.
Teil 2
17. Juli 2009als wir zurückgefahren sind, war noch das allerschönste Wetter. braunrot-blau. Das große Gasthaus am anderen Ufer wirkte mindestens genauso verschlossen, wie die pfauenfarbene Jalousien am Schloß, wie ausgeschaltet. Ein ebenerdiger Weg verführte uns, halbwegs geronnen durch die bisherigen Darbietungen, zu der Hoffnung, ganz holländisch und platt nach Hause zu kommen. Sofort aber wurden wir unterbrochen von einer ungeheuren Gastronomie names „moorlake“. Ohne die Räder abzuschließen und sie zurücklassend bahnten wir uns ohne sie einen Weg zur Oase der freien Tische, namen flugs Platz und einigten uns auf schöne, große Biere ohne die angebotene Kugel schieren Lammfleisches. Einige platznehmende Damen ließen sich ein wenig aus der Aussicht hinweg komplemetieren, wurden aber mit ihrem Lachs auch nicht so recht glücklich. Ganz im Gegenteil zu uns, denn das Beste hatten wir noch vor uns. Die letzten gelben Klekse vom Wasser der Lake machten sich auf und davon, passend zu den ebenso karierten Tischtücher; die letzten 60zigjährigen Paare verschwanden von der vor uns ausgebreiteten Bühne, eine einzelne Frau stimmte noch irgendwas Wahnsinniges an, verschwanden aber auf der einen Waagschale, an deren ander Seite sich ihr Sohn mitsamt seinem mindestens pfauenschwanzlangem Ast emporschwang. Schnell fanden wir uns beinahe allein unter dunklem Himmel, abgesehen von einem großen, seinen Tisch umschließendem Grüppchen und den Kellnern. Wir ließen ihn alles mitnehmen, was wir noch hatten, worauf er seine Unterstützung, falls wir uns zu einem Besuch bei ihm entschließen sollten, anbot. Aber wir hatten ja noch unsere Räder und die verstreuten Auskünfte veranlaßten uns zu einer Abkürzung nach Babelsberg aufzusteigen. Wir fuhren an wunderschönen Häusern vorbei, daß ich überlegte, wo man so jemanden trifft, der einen dahin nach hause bringt. Nach anfänglichen Stürzen ging es wieder munter auf und ab und auf und ab. Ziemlich lange, sogar. Dann stand eine Fee da, mit schwellendem Bauch und einem schon geborenem Collie von stattlicher Größe und sagte uns aus ihrem schönem Tigeroverall den Weg an. Die Allee nach Glienicke könnten wir nicht verfehlen, nur über eine Brücke müßten wir noch. Eine Weile würde es wohl dauern. Nach diesem denkwürdigem Wegweiser huben und senketen wir die Pedalen, schließlich vorbei an einer Gruppe professioneller Schienenverbieger in Orange und ehe wir uns versahen wurden wir durch ein wirklich nicht zu verfehlendes Tor, in die wohlmöblierten Wagons des öffentlichen Verkehrs geleitet.
Aber in Wirklichkeit fuhren wir immer weiter.
Helena Huneke 23:32 16.07.2009
Pfaueninsel
16. Juli 2009
Endlich ein Ausflug.
Wir haben uns am Bahnhof getroffen, und dann ging es 4 Kilometer weiter bis zu den Anlegestellen. Viele Besucher wurden zurückgebracht, aber hin fuhren wir nur mit einem Auto zusammen. Angekommen zeigte sich bald die erste Kuriosität. Ein Schloß, wie man es aus Disneyland kennt. Weiß, mit zwei Türmen und einer ziemlich albernen Hängebrücke im Mäuseformat dazwischen. Gut fand ich, dass die Burgfirste wellenförmig abgeschlossen wurden. Die wohl annährend pfauenfarbenen Jalousien ratterten unzusammenhängend bei unseer Ankunft herunter und die letzten Besucher erzählten breitwillig vom Innen. Hauptsächlich putzig, glaub ich.
Nach kurzem Weg kamen wir zu einer Wiese auf der burgtypische Kinderspiele mit farbigen Stoffen an einem vergreistem Baumstamm und Erwachsenenspalieren zum unterdurch-schreiten im Gange waren. Eine entzückende ältere Frau öffnete sich nach freundlichem Grüssen und berichtete von ihrer verschwundenen Kindergruppe; dass sie schon (der Größe der Insel entsprechend!) viel zu lange wartete aber an dieser gemähen Wiese noch ausharren wollte. Wenn wir ihnen begegnen sollten, wäre sie dort zu finden. Hoffentlich hatte sie nicht die Kinder auf der Wiese übersehen! Ein am Wegrand lagernder Pfau lud uns ein, eingehend sein unbenennbar prächtiges Blau zu studieren und seine meterlange Schleppe zu bewundern. Offensichtlich hatte er auf ein bißchen Abwechslung gewartet und führte uns mit anmutigem Schreiten zum völlig leerem Vogelhaus. (Eigentlich verfolgte er uns, aber man könnte auch sagen, er schob). Jetzt waren wir schon richtig in der Insel drin, senkten die Köpfe und unterhielten uns. Eine schöne, glatte Steinbank mit Blick auf einen ebenso blanken Baumstumpf sollte unsere erste Verweile sein und weiter an einem durch umgekrachte, zersplitterte Bäume bedrohlichem Unterholz vorbei, näherten wir uns schließlich dem nördlichem Horn der Insel. Was keineswegs so wetterumtost war, wie es sich anhört. Erstens schien dort etwas wirklich altes Echtes zu stehen und zweitens zeugten Gummiclogs und -stiefel von einem, wenn auch verschlafenem Betrieb. Wie schön, auf die hohe Gotik zu gucken und dahinter Segeboote zu haben! Als einziger Wirt zeigte sich ein sehr junger Kater, der uns bei unserer zweiten Rast auf einer Steinbank aufs kunstfertigste unterhielt. Hier ließen wir die Zeit vergehen.. Um dann entschlossen mitten durch die im Licht satt schimmernden Weiden zurückzugehen. Der kleine Gefährte folgte uns bereitwillig, bis ich dachte, es sei vielleicht besser ihn da zu lassen, bei seiner Meierei. Von dem Kleinen verabschiedeten wir uns also, wie er mitten in seiner Wiese saß, sich manchmal umguckte und ob er denn nicht noch mitkommen sollte? Wir beschleunigten unsere Schritte bis wir in weich federndes Moos fielen, angezogen von einer dunklen Säule, ab vom Weg. Haben Sie schon mal einen großen, von Topfpflanzen umstandenen Brunnen um Wald gesehen? Das ne fette Sache! von wieviel weißen Hirschkühen weiß man mit ihrem geheimen Born, an denen sie sich in etwas auf der Durchreise Befindendliches verwandeln. Nie gesehene Wiesen tauchten auf, mit Schildern wie Liegen und Lagern geboten. Es zog wie im Flug an uns vorbei.
Wir waren schon viele Stunden dort und die Nacht würde sicher endlos werden, sollten wir die letzte Fähre verpassen. So rennend erschien uns die Meierei wieder vor Augen und wir wußten, wir würden diese Insel wahrscheinlich nie verlassen können, sollte nicht ein Wunder geschehen, was sich in Form des zurückgelassenen, jungen Katers zeigte, der aus einer Wolke tosend raschelnden Grünzeugs vor unseren Füssen landete, und uns zielstrebig zur Fähre führte. Ein fast unsichtbarer Fährmann führte uns sonnig zum Festland zurück.
Helena Huneke
In der Memory-Klinik
15. Juli 2009Die 68jährige, die ihren dementen Mann und ihre 99jährige Mutter pflegt. Der Mann leidet an einer selteneren Alzheimer-Form und kriegt ohne Vorwarnung Anfälle, schlägt ihr mit dem Gürtel ins Gesicht die Augenbraue raus, bricht ihr die Hand, vergißt es sofort und sei so unheimlich traurig, wenn sie es ihm sage, hinterher. Und dann sage sie es ihm gar nicht mehr, weil er es nicht fassen könne, sondern erfinde etwas, z.B. sie wäre in der Badewanne ausgerutscht. Und dann erzähle er aber allen Freunden und Bekannten ununterbrochen, sie sei in der Badewanne ausgerutscht (war ihr natürlich auch nicht recht.) Dann sah man, wie sie ihrem Mann die Hände wäscht, möcht mal wissen, wo Du immer so dreckige Fingernägel her hast, ihm den Pulli anzieht, ihn ausschimpft und bevormundet, schmeiß bitte nicht wieder das Glas um, wir haben bald keine mehr, und man denkt die ganze Zeit, wie die wohl erst mit ihm umspringt, wenn keine Kamera dabei ist und daß die sich noch wundert, daß er sie einmal im Monat zusammenhaut und nachher nichts mehr davon weiß. So würde ich es auch machen, wie der Mann. Der Frau ein Stück vom Hinterkopf herausbeißen und hinterher sagen, sie sei in der Badewanne ausgerutscht.
Sie hatte dünnes, nach hinten gekämmtes platt am Kopf anliegendes Haar und einen langen Zopf, man hatte ständig Lust, sie fest am Zopf zu ziehen. Jeden Tag fährt das im Haß vereinte Ehepaar mit dem Bus von Hamburg-Bergedorf zur 99jährigen Mutter in die MEMORY-KLINIK. Die Frau zeigt mit dem Finger nach draußen: da hinten, weißt du noch? – Nö. – Dann füttert sie erst die Mutti und dann den Mann und sagt: ihr legt euch beide gleich schön hin.
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Tutenchamun hatte schon mal der Ralf empfohlen, jetzt bei Claus gesehen:
der Künstler sieht ein bißchen aus wie Thilo Heinzmann.
Victim
10. Juli 2009Vor mir ging im Stasihaus ein Mann die Treppe rauf mit einem beschissenen MANOWAR TOUR´92 T-Shirt. Endlich ein gut angezogener Berliner. Prompt war es der Schlagzeuger von Victim (UK). Konzert auch gut.
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