In der Memory-Klinik

Die 68jährige, die ihren dementen Mann und ihre 99jährige Mutter pflegt. Der Mann leidet an einer selteneren Alzheimer-Form und kriegt ohne Vorwarnung Anfälle, schlägt ihr mit dem Gürtel ins Gesicht die Augenbraue raus, bricht ihr die Hand, vergißt es sofort und sei so unheimlich traurig, wenn sie es ihm sage, hinterher. Und dann sage sie es ihm gar nicht mehr, weil er es nicht fassen könne, sondern erfinde etwas, z.B. sie wäre in der Badewanne ausgerutscht. Und dann erzähle er aber allen Freunden und Bekannten ununterbrochen, sie sei in der Badewanne ausgerutscht (war ihr natürlich auch nicht recht.)  Dann sah man, wie sie ihrem Mann die Hände wäscht, möcht mal wissen, wo Du immer so dreckige Fingernägel her hast, ihm den Pulli anzieht, ihn ausschimpft und bevormundet, schmeiß bitte nicht wieder das Glas um, wir haben bald keine mehr, und man denkt die ganze Zeit, wie die wohl erst mit ihm umspringt, wenn keine Kamera dabei ist und daß die sich noch wundert, daß er sie einmal im Monat zusammenhaut und nachher nichts mehr davon weiß. So würde ich es auch machen, wie der Mann. Der Frau ein Stück vom Hinterkopf herausbeißen und hinterher sagen, sie sei in der Badewanne ausgerutscht.

Sie hatte dünnes, nach hinten gekämmtes platt am Kopf anliegendes Haar und einen langen Zopf, man hatte ständig Lust, sie fest am Zopf zu ziehen. Jeden Tag fährt das im Haß vereinte Ehepaar mit dem Bus von Hamburg-Bergedorf zur 99jährigen Mutter in die MEMORY-KLINIK. Die Frau zeigt mit dem Finger nach draußen: da hinten, weißt du noch? – Nö. – Dann füttert sie erst die Mutti und dann den Mann und sagt: ihr legt euch beide gleich schön hin.

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Tutenchamun hatte schon mal der Ralf empfohlen, jetzt bei Claus gesehen:

HGich.t       – Sandras Auftrag

Künstlerschweine  und mehr

der Künstler sieht ein bißchen aus wie Thilo Heinzmann.

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