Television

21. Januar 2008

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Was macht man mit dem Fernsehen?, fragte ich Dr. Dan beim Sultan auf der Zülpicher Straße.

Das Fernsehen ist im Prinzip verloren, sagte er, das Fernsehen ist vorbei. Kein Fernsehen mehr. – Was ist aus den Experimentier- bzw. Bürgerfunk-Sendeplätzen geworden, die es bis vor ein paar Jahren nachts noch gab, neben den dctp-Fenstern? – Gibt´s nicht mehr. Wird vom Zuseher nicht akzeptiert, sieht keiner.
– Muß ja auch keiner sehen, muß jedenfalls nicht im GfK meßbaren Bereich liegen, soll es einfach nur geben, oder Archiv, auch gut, statt der Kerner-Wiederholungen vom gleichen Abend. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat einen Auftrag zu erfüllen, ernsthaft jetzt, die können nicht mit Einschaltquoten kommen wie die anderen. Die haben doch ihr vieles Geld vorher gekriegt. – Wird aber nicht akzeptiert vom Zuschauer dein Experimentier-Fernsehen! Wiederholt brachte der an sich kluge Dr. Dan sein doofes Argument vor.
Wo landet man, sagte ich, wenn man immer nur weiter bedient, was der Zuschauer akzeptiert, bzw. was irgendwelche halbtoten Sachwalter in Lebensstellung beim Sender für dasjenige halten, was der Zuschauer akzeptiert. Grausame Vorstellung. Der Zuschauer muß natürlich gefordert werden, der möchte doch was erfahren, was lernen. Er will und wird wachsen an den Aufgaben. Anreize schaffen, abstrakte Ziele, abstrakte Belohnungen, persönliche Entwicklung: es ist nicht egal, was aus dir wird usw. Erkennen, Verstehen, – das ist doch der schönste Lohn!
Dr. Dan schaute seitlich an mir vorbei auf die Uhr. Er hatte aufgegessen und drehte sich noch beim Kauen eine dünne Zigarette aus seinem Fair Play Tabak im Gizeh-Blättchen, setzte sie sofort in Brand und zog stark auf sich an. Beim Sultan durfte man rauchen, nicht aber trinken. Bier gab es bei ihm zu Haus und Bob Dylan Videos. Er zeigte auch die Holzkisten vor, die er sich für seine Schallplatten gebaut hatte und die hinten und vorne nicht paßten. Er könne das gar nicht mehr und hatte sich außerdem beim dauernden Bücken solche Schmerzen zugezogen, daß er sich kaum aufrichten konnte. Ich habe gelacht und ein bißchen geweint, denn wir hatten auch ernste Themen, Krankheit und Tod. Wobei ich persönlich den Tod seit ein paar Wochen gar nicht mehr fürchte, ich denke, er ist okay. Jederzeit, gern unvermittelt. Ist er okay.
Reich doch mal ein dein Konzept, sagte Dr. Dan. – Kein Konzept. Ich würde ja einfach nur draufhalten wollen, ganz normal, nahezu roh belassen. Lange Einstellungen, relativ unkommentiert, in der gebotenen Länge. Mindestens 60, besser noch 90 oder 120 Minuten bzw. Stunden. Bloß nicht so ein paar schmierige Clowns da rumspringen lassen, die dann auch noch vermitteln wollen. Der Anfang vom Ende des Fernsehens war wahrscheinlich die Erfindung des Ausbildungsberufs „Moderator“. Seitdem reißt die Kette von Ekel- und Elendsfiguren, die anscheinend wie die Orks in Mordor irgendwo unterirdisch im großen Stil gezüchtet werden, nicht mehr ab. Alles wird zugeschleimt, zugenebelt, zugekotet von grinsenden Orks die Texte von Karten ablesen.
– Jaja, sagte Dr. Dan und gähnte, aber was willst du zeigen. – Verschieden! Ich habe z.B. ganz gern die Reportagen des Franz Xaver Gernstl gesehen, das kommt meinem Ideal recht nah, wie sich die Sache aus sich selbst heraus entwickelt und forttreibt, man die Leute reden läßt. Und Gernstl überfordert ja nun wirklich keinen, ist ja harmlos, gemütlich, menschenfreundlich. Die Leute, die der besucht haben ja meistens was zu bieten (Handwerk, Sammlung o.ä.) Ich würde natürlich Leute gern aufsuchen, die nach herkömmlichen Maßstäben eher nichts zu bieten hätten.
Es erzählte ein Spezi, er sei vor kurzem 4 Tage lang ziellos durch Hessen gelaufen, ohne Telefon und alles und hätte in Gasthäusern im größeren Dorf oder Kleinstadt übernachtet und das sei so ein toller Wahnsinn gewesen, was einem da begegnet und was einem da so durch den Kopf geht. Schon sehr gut. – Das glaube ich natürlich sofort und gern, das möchte ich selbst gern machen und auch gern abgebildet sehen. Die Gedanken ach was

and theres no exit in any direction
‚cept the one you can see with your eyes
bzw.: can’t

Maßnahmen zur Wiedererlangung der Menschenwürde

18. Januar 2008

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Die Praxis hat ab sofort durchgehend geöffnet, Geld ist alle.

Gestern im gegenseitigen Einvernehmen gleich 6 Stunden lang durchtherapiert, im Grunde austherapiert. Wir waren uns über die Ziele schnell einig geworden, eines lautet wohl: den eigenen psychischen Apparat gründlich frei und rein erhalten und abscheiden von den Gedanken der Penner, die an den spannenden Schnittstellen von Lifestyle, Mode und Kunst herumlaborieren, zu gern alles einebnen möchten, und stattdessen wieder ein Deutschland erstehen lassen, in dem es sich zu leben lohnt.

Endlich auch den Brief eingeschmissen mit dem Vertrag.
Im Passus „der Erlös fällt zu 100% dem Verein zur Wiedererlangung der Menschenwürde zu“ strich ich 100% und schrieb mit Hand 50% drüber. Dann ganz plötzlich bester Laune.

Sie sind nur nicht in Bewegung, weil die Perspektive unklar ist? Kann möglich sein. Die Perspektive ist eigentlich immer ziemlich unklar. Jedenfalls schon länger ist die Perspektive eher unklar, ne? Bewegung sei ja eh ein ganz widerliches Naziwort, sagt Götz Aly.

Wenn der Christian Klar aus dem Gefängnis kommt, dann drücken wir ihm erstmal Liebling Monopol Qvest Zoo 032c Vanity Fair Fantastic Man usw. in die Hand, damit er mal eine kleine Ahnung kriegt davon, was hier inzwischen los ist. Daß nämlich die Perspektive in gewisser Weise keineswegs unklar ist. Die Perspektive ist nicht unklar, die Perspektive ist: Du bist nun ganz allein mit all deinen Besitzlosen, deine Besitzlosen sind nämlich eher ungeil, deine Besitzlosen interessieren uns ehrlich gesagt nicht so wahnsinnig, wie kleinlich und peinlich deine Besitzlosen sind, bzw. dein ewiges Festhalten an den Besitzlosen ist, und: kuck dich doch bitte mal an. was hier drin steht (Liebling: ‚Haben wollen‘), und wie der Hintern in der Hose hängt! das interessiert uns, das ist gut!

Das versuch mal besser zu formulieren, ist eigentlich nicht so schlecht vormoliert, ich habe hart nachgedacht darüber wie man einem der seit 25 Jahren im Gefängnis sitzt und hofft, daß das Leben zu ihm zurückkehrt, erklären soll, daß selbst teilweise fortschrittliche Kräfte mittlerweile so im hirnlosesten Sumpf von Style und Look, Blöd-Sex und Verwandtem verkommen sind, – ich kann das nicht erklären wie das kam und warum heute fast alles voll und verseucht davon ist. Wo doch so ziemlich alles andere lustiger und gewinnbringender ist. Salamanda: neue Beine nach Bedarf, Mintaka Mehrfachsternsystem, ein heißer B- und ein noch heißerer O-Stern werden umkreist von 2 weiteren Sternen im Abstand von ca. 1/4 Lichtjahr. D. Prüntewall neben dem Heizkraftwerk will wissen, wo die Transgenderdisco ist und da sein Glück versuchen; durch verschärfte Abstraktion das Leben hinter sich lassen und sich für ein neues bereitstellen!, wurde von einem anderen bewunderungswürdig berichtet, außerdem: der 24. Sonnenzyklus bricht nun an, Einladung zum Chat des Thule-Ordens am 19.1.08 beginnt mit: Liebe Freunde der Sonne, endet mit: durch Blut zum Licht. Wer aber kriegt warum genau gute Laune von Modefotos, bzw. von Fotomodellen selbst? WAS IST MIT EUCH LEUTEN BLOSS LOS?

*

Auf dem Rückweg zogen mich die Lichter vom Groß-Puff in der Hornstraße an.

Heute morgen war ein Bericht über Orang Utans im Radio, die in Indonesien in Bordellen gehalten werden und an die Betten gekettet sind. Prost Mahlzeit. Versuchen weiter zu schlafen. Jetzt das Gedicht für MB schreiben.
Kann ich auch nicht.

THE ACUTE, The Fall
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THE 15TH, ON RETURNING, MAP REF, Wire

ISIS, Bob Dylan

BREMEN 80, KFC

An evening of fun in the metropolis of your dream!

Besonderte Totalitäten

17. Januar 2008


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Das 110jährige Ehepaar aus Dresden-Neustadt

12. Dezember 2007

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Veranstaltungshinweise

Frankfurt: Städelschule Symposium: Canvases and Careers Today
Saturday, 15 December, 15h, Aula
Sunday, 16 December, 14h, Portikus

(wenn da einer mit dem Auto hinfährt, Samstag von Köln nach Frankfurt, führ ich vielleicht gern mit!)

Köln: Viola Klein präsentiert Appreciation of the S,
Sonntag, 16.12.07, Quäker Nachbarschaftsheim ab 19 Uhr bis ultimo
und Montag, 17.12.07 Sanctuary, Kölnischer Kunstverein, 19 Uhr

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Older Story. Was bisher geschah:
Das nette 110-jährige Ehepaar aus Dresden-Neustadt im Café Bolero in Kassel vor der Neuen Galerie hatte ich kennengelernt, nachdem ich da schon eine Weile mit herrschaftlichem Blick über die Karlsaue und mächtigen Wolkentonnen am Himmel in der Sonne gesessen hatte, gedichtet und mich gerade an dem berstenden Lachen zweier ca. 60jähriger Holländer freute, die ganz ungelenk auf Deutsch allerhand bestellten und darüber wie das klang, so albern lachen mußten, als hätten sie gekifft, als ein winzig kleiner Mann mit Buckel und typischem blauleinernen kragenlosen Maler-Leiberl und seine sehr treusorgend wirkende Frau langsam an meinen Tisch kamen und fragten, ob sie sich zu mir setzen könnten. Gleich weiter sehr angenehmes Gefühl.
Sie waren den 4. Tag da und hatten sich alles angesehen, nahmen alles sehr ernst, meinten aber vorsichtig, doch nicht so den Zugang zu manchem gefunden zu haben. Das Begleitprogramm der Kirchen hatte ihnen fast am besten gefallen, das sei sehr sehr intensiv gewesen, so eindringlich. Irgendwas mit Tönen, sich selbst ständig verstärkenden Glockenschlägen, Rückkopplung, bis an die Grenze des Erträglichen und darüber hinaus. Das sei so schlimm gewesen, sagte der uralte Mann, er hätte die Assoziation des Großangriffs auf Kassel gehabt. So ungefähr müsse das gewesen sein, 1943. Und dann ging es, ich weiß nicht mehr, wie, um die DDR, den DDR-Künstlerbund und es sei alles natürlich etwas bis sehr schwierig gewesen, aber doch auch was möglich. Der Mann sprach, die Frau nickte und ermunterte. Der Mann wiederholte: Man hätte nämlich SCHON was machen können, auch in der DDR und eben am besten über die Kirche und dann von irgendwas erzählt mit Israel, da hätten sie was hingebogen gekriegt, das hab ich nicht richtig verstanden und auch nicht nachgefragt, aber man hätte sich natürlich auch was trauen müssen! –  Der Mann schaute mich an und schwieg. Aber natürlich, man MUSS sich doch was trauen im Leben, so sagte ich es wie auf Kommando, so hörte ich mich tönen und hatte auch keinen Wert darauf gelegt, mich selbst von außen dabei ansehen und anhören zu müssen und tönte dennoch unverdrossen fort, daß ja leider ausgerechnet die dümmsten bürokratischen Kräfte recht schnell die Oberhand gewonnen hätten, in der DDR, und das Falsche belohnt, das sei natürlich sehr schade und große Scheiße gewesen, das hätte man im Westen als Sympathisant der Idee eines sozialistischen Staates auf deutschem Boden lange nicht wahrhaben wollen und sich vieles aus der Situation der Schwäche und Bedrohung halbwegs zu erklären versucht usw., und tatsächlich auch gedacht: der Hauptteil der Menschheit ist noch nicht so weit, deswegen muß man ihnen wahrscheinlich ein bißchen loshelfen oder so –

Da verzog der Greis angewidert das Gesicht und humpelte, so schnell er es vermochte, hinfort. Nein, sie nickten beide bedächtig und sagten, sie hätten gerne noch länger geredet aber müßten nun zum Zug. Da kamen schon die nächsten an den Tisch, Jüngere. Sie hatten sich die I-Pods vom Roger Bürgel geliehen, grüßten sehr freundlich und wollten auch gleich losreden, „Sie haben aber einen schönen Ausblick hier!“, das stimmte wohl. Aber sie waren mir zu verwestlicht, verwest, sahen aus, als kämen sie aus Cuxhaven und konnten ihre sicher sehr interessanten Meinungen über schöne Gadgets gern für sich behalten.

Ich ging dann erstmal in die Neue Galerie, da war es warm und dunkel. Wie gesagt, die Kunst selbst ist nicht so wichtig gewesen, hat sich auch nicht gegenseitig verstärkt, wie behauptet bzw. geplant. Eher gegenseitig noch das Wasser abgegraben, das eröffnete aber wieder den Blick, bzw. das Empfinden für die gesamte Vagheit der Situation und da konnte ich mich einfach stundenlang dran freuen, auch an den Mienen derer die sich betrogen fühlten, hier um den intensiven Kunstgenuß gebracht wurden, weil ihnen die Präsentations-Krücken, an die sie sich gewöhnt haben und ihnen die Kunst als Kunst ausweisen, vorenthalten wurden, schon weil alles so durcheinander ging: Das ist doch alles nichts! hatten sie auf der Stirn stehen. Eine Zumutung. Diese Müllhalde. Richtig sauer waren die.
Auf euch selbst zurückgeworfen zu sein, das schmeckt euch natürlich nicht.
Wer will es euch verdenken.

Zu sehen aber wie die unterschiedlichsten Leute wegen der Kunst im Namen der Kunst zusammenkommen in der komischen Bundesrepublik Deutschland der Gegenwart – so fremd und unbegriffen ist mir anscheinend die Bundesrepublik Deutschland der Gegenwart, daß ich nicht mal weiß, ob es überhaupt noch Bundesrepublik Deutschland heißt, oder mittlerweile nur noch Deutschland – und sich Zeit nehmen und sich wirklich bemühen was zu begreifen und nicht checkermäßig da durch rennen – da laß dich ruhig nieder, diese Vermöchlichung als gesellschaftliches – als gesellschaftskonstituierendes Element hätte ich fast gesagt, kann man gar nicht hoch genug schätzen.

Weiter:
Das Problem mit der DDR, das Problem mit der Vorsicht, der Äußerung, das Problem der Anmaßung: wenn ihr es nicht tut, und wir es nicht dürfen, was soll man da machen? Je mehr ich über die DDR lerne, desto verlogener und verkorkster, vollkommen grauenhaft, aber auch gleichzeitig vielfach komplizierter kommt es mir vor.

Die Schauspielerin Angelika Waller wurde gegen Ende der Diskussion zum Kurt Maetzig Film Das Kaninchen bin ich, 1965, verboten, mit Zustimmung von Maetzig, noch gefragt, ob sie Das Leben der anderen gesehen hätte und was sie davon hielte. Sie war sehr zögerlich und sagte dann: n-nicht so gut. Warum? Weil man die Sache denen überlassen soll, die davon betroffen waren und sind und nicht denen, die keine Ahnung haben. – Ja, aber wenn sie es nicht tun, bzw. warum tun sie es nicht, zu frisch?

Ja, kann sein. Verwickelt, verstrickt, verletzt, auch wie der Mühe noch Kapital geschlagen hätte aus der Sache mit Jenny Gröllmann – das sei alles so – unappetitlich, war vielleicht das Wort, da möchte sie gar nichts weiter zu sagen.

Bald mehr auch darüber.

 

Mario-Baath-Partei

11. Dezember 2007

endlich mal einer von uns

aus dem Stand bei 30 Prozent, locker

No price too high / No, price too high

Das Ende der Sex Pistols

No, size too high

hello michaela, I’m sorry to say that the person interested in buying your work said the work was just too big for her apt. the price wasnt the problem it was the size. ok hope youre well, Will

hell, no, Will, wait!, it’s not the PRICE it’s the SIZE? are you SURE?
the person should cut it into a fitting size, or I can, easy! Love!

Die letzten Menschen

3. Dezember 2007

Abstand, Aufsicht, mehr Draufsicht, was weiß ich, ich kann auch nicht

Klare Sache – klarer Kopf. Erst der liebenswerte, traurige, schöne Rocko Schamoni bei Zimmer frei, der am Ende des Tages die Depression erschöpft hat, der die Depression solange malträtiert, bis sie völlig ausgelaugt ist und auch nicht mehr kann, bravo. Den Satz mit der Verstellung krieg ich glaub ich nicht mehr zusammen, hoffentlich sinngemäß: man verstellt sich nie, aber wechselt schon mal die Behauptungen aus. Dann der dicke Denis Scheck: Glauben Sie mir, ich weiß, was ich tue. Nicht schlecht so ein Satz, sehr anziehend. Das Buch von dem Russen kauft man natürlich trotzdem nicht. Aber wer weiß, vielleicht ist es ja gut. Bestimmt.

Was ist Produktivität für ein Maß. Tausende schlechte oder auch gute Texte auf Halde, theoretischer Ekel auch vor theoretisch guten Texten, viel zu viele Texte, viel zu viel Kunst, die penetrante Exponiertheit der Exponate an sich ist schon zuviel, die Forderung, das andauernde Angetragen kriegen das alles anzusehen, ach nee Mann. Keine Lust! Wenn ich lese das Internet sei Magie oder so, krieg ich auch gleich n Rohr, das Internet ist ein Sumpf der einen ohne Ende runterzieht und es gibt keinen Grund, sondern nur neuen Sumpf und dann manchmal unvermutet ein Kristall, ein Schwert.

Wahrscheinlich fühlt man sich durch das Internet nicht so sehr vom Internet, sondern von sich selbst genervt. Alles loswerden, natürlich auch das eigene überflüssige Gelalle, erinnert an den Katz u. Goldt-Witz: „die guten Leute gehen immer schon um 12, minderwertiges Leben bleibt bis 5. Das ist jetzt aber selbstkritisch gemeint.“ Oder Pilch (Weinzierl), der Chef vom Kottan zum Kottan, wie er jede Seite durchstreicht von oben bis unten: Was hams denn da, Ihre Memoarn? – Rigoros kürzen und auf der Rückseitn veröffentlichen. Bis der letzte Laberkopp in seinem Blog gesagt hat, wie sehr er sich vor den letzten Laberköppen und Befindlichkeitsidioten ekelt, explodiert dann alles?

Die Aufträge der Menschen unterschieden sich zum Glück. […]

Hatte aus dem Flugzeug raus und nach Hause nur schnell den Habicht gefüttert, gebadet weil mir kalt war, und war dann im kalten Regen zum Art Supporter Abendessen gefahren, den ersten Gang verpaßt. Das „Festliche Kleidung erwünscht“ hatte gleich wieder eine bekloppte, kindische, so überflüssige wie schöne Wut sich aufbäumen lassen und ich wäre gern gar nicht oder blutig gekratzt und angeschissen wie GG ALLIN dort erschienen, worauf der weise Kollege Ralle in seiner Strickjacke meinte: warum nicht? Wenn ´s festlich ist?

Es war dann tatsächlich ein sehr schöner Abend, kann man nicht anders sagen. Ich hatte den besten Platz im Theatersaal bekommen. Auch meine Bilder hingen gut, Treppe runter zum Klo. Ich blieb bis 5. Der Ausweg könnte sein, wieder mehr dienen. Oder auch mal die Wohnung putzen. Ruhig und karg sei der Dezember, bescheiden still und arbeitsam.

Wie hat Philosophiegeschichte mit Philosophie, oder Philosophie mit philosophieren zu tun? Möglichst genau bitte und bitte nur die Essenz.
Bis morgen früh, 6 Uhr.

Das Geschäft der Geisteswissenschaft, das Text und Text und Text nach sich zieht, dann ist das so, dann ist das so und dann ist das so: eine klappernde Mühle, in der produziert und produziert und geschlossen und geschlossen wird, aber nichts bei raus kommt, außer neuer Text natürlich, den die lesen, die sowas eben schreiben und meistens nichtmal die. – Nein, stimmt nicht?

Am 22. Dezember 2007 um 07:08 MEZ ist Wintersonnenwende, kriegt man hoffentlich auch noch irgendwie abgerissen und dann geht ´s wieder aufwärts, natürlich nicht. Matsche, Wust.

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Wien

30. November 2007

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Abends kamen die Gäste

Alles total super, nur zu kurz.
Vielen Dank: Jana Euler, Lucie Stahl, Will Benedict u.v.m.
Nächste Veranstaltung bei egypted: Thomas Bayrle, Dienstag, 4.12.07

Gott läßt sich von tiefer Glaubensgewißheit leiten

26. November 2007

Berlin, ich habe so viel gesehen und erlebt, ich kann es gar nicht sagen.
Man konnte getrost alles aus jeder möglichen Perspektive fotografieren, man erhielt immer ein gutes Bild. Man braucht nicht mal fotografieren, so getrost kann man sein. Deswegen war es nicht schlimm, dasz ich den Fotoapparat diesmal vergessen hatte. Für die Zugfahrt zurück waren mer Bütterchen geschmiert worden, wann hatte es das zuletzt gegeben? ich kann mich nicht erinnern. Dankbar weinte ich, als ich auch noch eine Mandarine bekam. Wie gut das roch. Hatte dergl. noch nie gesehen.

Darüberhinaus bin ich so zuversichtlich, was die Sache betrifft, so überaus unerschütterlich fest im Glauben an Fortschritt und Entwicklung, obwohl dazu eigentlich wenig konkrete äußere Veranlassung besteht. Ist das denn nicht komisch? Nein, sagte ich, man weiß doch mehr über die Dinger, als man an ihnen wirklich ausweisen kann. Sie wissen aber schon auch, daß Sie im falschen Zug sitzen hier? – Ja. Ich steig dann um in Hamm, wenn die Züge getrennt werden, gaha? – Na klar! sagte der langhaarige Zugbegleiter, sowas von gut im Ausdruck.

Den lyrischen Intellekt, wer möcht ihn nicht besitzen. Einfachstes und Ältestes sagen und wie bislang ungesagt klingen lassen. Das geht jetzt schlecht. Jetzt das Zeug zusammensuchen für morgen, einwickeln in Alufolie und in einem VW-Bus über die Berge tragen. Das dauert wahrscheinlich ewig. 10, 11, 12 Stunden? Dann gibt es das hier, wenn Gott will, übermorgen:

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Morgen früh – wenn Gott will – wirst du wieder geweckt. Sang die Chinesin als letztes Lied zum Büffet. Gott ist gestern von einem Siebenbürger Sachsen im Fernsehen als erbkrank bezeichnet worden, und danach kam im Fernsehen der Ort, an dem ich selbst noch vorgestern gewesen bin! Eine Küche mit einem Stuhl, auf dem ich gesessen hatte. Ich aß Sauerkraut bei Matumba und rief: Da! Matumba! Da wo die Frau jetzt sitzt, da bin auch ich gesessen! auch dort bekam ich Sauerkraut zum essen. Es schmeckte hervorragend!

Die nächste Nacht war ich Gast bei Bobby S., unvergeßlich auch diese Nacht! Lachend einschlafen, lachend aufwachen, wirklich wahr. Könnt es doch immer so sein.

Aus dem schönen Auffenthalt im Café Geißler: Das geschmackvolle Gefieder einer einzelnen Nebelkrähe hielt ich zunächst für eine Fehlfarbe, bzw. Laune der Natur, da es diese Tiere hier im Westen gar nicht gibt. Aber dann sah ich derer mehrere am Landwehrkanal sitzen und freute mich an ihrer selbstverständlichen Art. Von bestimmten Sachen hatten sie nicht die meiste Ahnung, aber gut.

Es geht um Verstehen, nicht um Urteilen. Jaja. In Wirklichkeit geht ´s meistens ums Lachen.they-made-fun-of-karajan.jpg

Satan kocht sich ein Ei und macht sein Abi nach

21. November 2007

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Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.

Im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium war Elterabend.
In den hellerleuchteten Waben saßen die Lehrer den Eltern gegenüber, das sah ganz nett aus, ruhige Gesten, ernstes Nicken. Manche Lehrer kannte ich noch, sie waren eben nur 20, 25 Jahre älter geworden.

Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht recht, was mit Ihrem Sohn los ist.
Auch meine Kollegen sind da einigermaßen ratlos. Er beteiligt sich an nichts, wirkt abwesend, spricht kaum das Nötigste. Wir müssen vielleicht doch ein bißchen aufpassen, daß er uns in dieser wichtigen Phase nicht noch mehr entgleitet, ned. Wir täten gut daran, ihn da ein bißchen rauszuholen, ihn ein bißchen mehr einzubinden, den Udo.

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Wenn ich mich manchmal nicht konzentrieren kann, dann liegt es daran, daß ich mich eigentlich gar nicht konzentrieren will.

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Unkonzentrierte vorläufige Un-Resultate

19. November 2007

Das Flugzeug wollte und wollte nicht landen, flog Schleife um Schleife, ich saß hier weiter recht übel eingekeilt in stiller Beschäftigung.

Was war nochmal die Frage, weiß nicht mehr. Ich höre immer „euch“ und  „wir“ von hinten schreien, von Leuten, die es nur als Sippschaft gibt. Das völlig unangebrachte „wir“, was wir wissen können, wie wir sind, mein früherer Studienkollege Orsli sprach wie ein Pfarrer. Er hatte nach Philosophie (viel Hegel) noch Jura drangehängt und leitet jetzt eine Finanzberatung, die aber scheinbar nicht richtig funktioniert. Wenn also so einer wir sagt, denke ich reflexartig, Du (Aff) vielleicht, ich ein! Glück! nicht.

Aus den enormen Aufwallungen brach wohl in Folge des Sozial-Kollers das Lachen laut und zunehmend kolikartig hervor, auch NOTWEHR scheint mir.
Die Frage ist immer: ist das sich Aussetzen für irgendwas gut, wohin führt es, wann wird es zuviel und schlägt um. Führen die Daten der Datenautomaten zu Gedanken, die ich noch nicht gedacht habe, Perspektiven, die ich noch nicht eingenommen habe, einnehmen konnte? – Darum geht ´s doch.
Gathering evidence.

Lachen auch aus dem Erstaunen darüber, wie hoch doch die Wut schnellt oder spritzt, unvermittelt, auf der Stelle, wie einen das Kinski-mäßig anfällt, man sich amüsiert, was man für starke, nach Gewalt sich sehnende Gefühle hat wie ein schreiender Urmensch. Was bin ich doch für ein komischer Knilch, hilarious. Darüber kann man sich freilich nur freuen, wenn es rechtzeitig gelingt die Außenperspektive, äh, einzunehmen.

Im Flugzeug aber war wirklich kein Platz mehr. Schlecht. Ich hatte dann Platz bekommen zwischen zwei unhöflichen, hausfrauenartig aussehenden Frauen, 39 bzw. 41. Sie trugen offenbar die abgelegten Klamotten ihrer 11jährigen Töchter und kamen wahrscheinlich aus Ruppichterroth und Soelsiefen, aus Nürsche und Hohkeppel, aus Heischeid, Hohl, Hübender, Pernze, Angfurten, Wiedenest und Auchel. Aus einem der versunkenen Dörfer der Talsperre ans Land gekrochen und Lungen entwickelt. Wenn man sie casten würde für das TV-Movie würde der feinsinnige Ästhet von Regisseur einen zur Seite nehmen und sagen, Du, entschuldige, das geht nicht, so sieht doch keiner aus, die gibts doch in Wirklichkeit gar nicht.

Was bringt eine solche Beschreibung? Sie bringt nur was, wenn man es richtig fassen kann, treffender, besser, es gelingt mir nicht!

Die rechts von mir am Fenster Sitzende Bleich-Jeans mit Straß, Ringelpulli mit Bärchen über der linken Brust, Kurzhaarfrisur Typ Sauerlandstern, frech in gelb mit Strähnen. Das ist wirklich wahr, was soll ich denn machen? Sie las in einem dicken Bastei-Lübbe Roman, in der eine Figur Angela Carrera hieß. Angela Carrera durchquerte die Lobby und genoß die Blicke, die sie auf sich zog. Angela Carrera war sich ihrer Wirkung auf Männer bewußt. Sehr bewußt sogar. Sehr wohl sehr bewußt. Angela schloß die Augen und schmunzelte vor Geilheit. Die andere sah so ähnlich aus, hatte statt Bär einen Aufdruck in einer aktuell genannten Ausfransungs-Typo. Da stand „Arizona“ irgendwas. Arizona Dream Assholes. Sie hatte kein Buch, sondern starrte minutenlang in meins mit rein. Das konnte nicht schaden.

Schnakis neues Lieblingswort ist scheinbar Kotze. Die Ausstellung sei Kotze. Ganz Berlin sei eine Kotze und voll mit Kotztypen, wenn er das schon höre. Die Berliner Kodderschnauze war ihm immer nur eine Berliner Kotzschnauze gewesen. Ich lachte mich natürlich wieder kaputt, konnte ihm aber hierin nicht beipflichten. Sonst gerne.