Unkonzentrierte vorläufige Un-Resultate
Das Flugzeug wollte und wollte nicht landen, flog Schleife um Schleife, ich saß hier weiter recht übel eingekeilt in stiller Beschäftigung.
Was war nochmal die Frage, weiß nicht mehr. Ich höre immer „euch“ und „wir“ von hinten schreien, von Leuten, die es nur als Sippschaft gibt. Das völlig unangebrachte „wir“, was wir wissen können, wie wir sind, mein früherer Studienkollege Orsli sprach wie ein Pfarrer. Er hatte nach Philosophie (viel Hegel) noch Jura drangehängt und leitet jetzt eine Finanzberatung, die aber scheinbar nicht richtig funktioniert. Wenn also so einer wir sagt, denke ich reflexartig, Du (Aff) vielleicht, ich ein! Glück! nicht.
Aus den enormen Aufwallungen brach wohl in Folge des Sozial-Kollers das Lachen laut und zunehmend kolikartig hervor, auch NOTWEHR scheint mir.
Die Frage ist immer: ist das sich Aussetzen für irgendwas gut, wohin führt es, wann wird es zuviel und schlägt um. Führen die Daten der Datenautomaten zu Gedanken, die ich noch nicht gedacht habe, Perspektiven, die ich noch nicht eingenommen habe, einnehmen konnte? – Darum geht ´s doch.
Gathering evidence.
Lachen auch aus dem Erstaunen darüber, wie hoch doch die Wut schnellt oder spritzt, unvermittelt, auf der Stelle, wie einen das Kinski-mäßig anfällt, man sich amüsiert, was man für starke, nach Gewalt sich sehnende Gefühle hat wie ein schreiender Urmensch. Was bin ich doch für ein komischer Knilch, hilarious. Darüber kann man sich freilich nur freuen, wenn es rechtzeitig gelingt die Außenperspektive, äh, einzunehmen.
Im Flugzeug aber war wirklich kein Platz mehr. Schlecht. Ich hatte dann Platz bekommen zwischen zwei unhöflichen, hausfrauenartig aussehenden Frauen, 39 bzw. 41. Sie trugen offenbar die abgelegten Klamotten ihrer 11jährigen Töchter und kamen wahrscheinlich aus Ruppichterroth und Soelsiefen, aus Nürsche und Hohkeppel, aus Heischeid, Hohl, Hübender, Pernze, Angfurten, Wiedenest und Auchel. Aus einem der versunkenen Dörfer der Talsperre ans Land gekrochen und Lungen entwickelt. Wenn man sie casten würde für das TV-Movie würde der feinsinnige Ästhet von Regisseur einen zur Seite nehmen und sagen, Du, entschuldige, das geht nicht, so sieht doch keiner aus, die gibts doch in Wirklichkeit gar nicht.
Was bringt eine solche Beschreibung? Sie bringt nur was, wenn man es richtig fassen kann, treffender, besser, es gelingt mir nicht!
Die rechts von mir am Fenster Sitzende Bleich-Jeans mit Straß, Ringelpulli mit Bärchen über der linken Brust, Kurzhaarfrisur Typ Sauerlandstern, frech in gelb mit Strähnen. Das ist wirklich wahr, was soll ich denn machen? Sie las in einem dicken Bastei-Lübbe Roman, in der eine Figur Angela Carrera hieß. Angela Carrera durchquerte die Lobby und genoß die Blicke, die sie auf sich zog. Angela Carrera war sich ihrer Wirkung auf Männer bewußt. Sehr bewußt sogar. Sehr wohl sehr bewußt. Angela schloß die Augen und schmunzelte vor Geilheit. Die andere sah so ähnlich aus, hatte statt Bär einen Aufdruck in einer aktuell genannten Ausfransungs-Typo. Da stand „Arizona“ irgendwas. Arizona Dream Assholes. Sie hatte kein Buch, sondern starrte minutenlang in meins mit rein. Das konnte nicht schaden.
Schnakis neues Lieblingswort ist scheinbar Kotze. Die Ausstellung sei Kotze. Ganz Berlin sei eine Kotze und voll mit Kotztypen, wenn er das schon höre. Die Berliner Kodderschnauze war ihm immer nur eine Berliner Kotzschnauze gewesen. Ich lachte mich natürlich wieder kaputt, konnte ihm aber hierin nicht beipflichten. Sonst gerne.
Am 20. November 2007 um 00:38 Uhr
ach wie hoch die wut schnellt, ja. da muss sich nur eine kellertür nicht öffnen. oder alles wird repariert und wenn alles repariert ist, geht irgendwas andres kaputt. das ist natürlich nicht vergleichbar mit dem schicksal der flüchtlinge. das ist klar. ich versuche mich dann an demut diesbezüglich, dennoch toben die wogen, und die tobenden wogen flüstern betäubend, dass immer, immer die andren schuld seien und nie nie nie ich. und dennoch die tür aus gründen, die mir dunkel sind, sich nicht öffnet. obwohl ich versprach noch bretter im keller zu haben, die jederzeit abgeholt werden könnten. nur eben unter der voraussetzung, dass die tür auf geht. wobei sicherlich andere verantwortlich zeichnen für das zubleiben der tür trotz aller schlüssel über die ich verfüge. da muss ich doch denken, dass eine sau das schloss ausgetauscht hat, was denn sonst? ein anderes sind passagiere, verspätungen, witterungen, schneefall, lkws, suff, atutofahrer und schienenersatzuverkehr. so hoch schnellt die wut, und sie schnellt.
Am 20. November 2007 um 01:27 Uhr
Solange es nur um Türen geht, gehts ja vielleicht noch. Ich übe mich seit Jahrzehnten in Demut, in Verstehen, Verständnis, Rücksicht, Ruhe usw., langsam glaube ich, es ist falsch, verlogen sowieso. Es geht natürlich um die Handlungen, die man daraus ableitet. Man kann die Leute ja nicht zusammentreten, obwohl man es wohl möchte.
Solange sie Abstand halten und einem nicht zusetzen, ist alles in Ordnung, aber das tun sie ja nicht. Was machst du, alleine irren, wenn sich Leute ständig 10 cm hinter dich stellen, dir in die Haare hauchen und wenn du weggehst, rücken sie noch näher auf, heute z.B. verfolgte mich ein kleiner Junge im Supermarkt mit einem Laufrad. Kleiner JUnge, süß, harmlos, von wegen. Er fuhr ganz nah an mich ran bis auf meinen Fuß hinauf und schaute mich fragend an. Ich sagte nichts und lächelte auch nicht, weil er mir nicht gefiel. Und weil ich im Moment keine Lust hatte auf den Terror des Kinderanlächeldiktats. Ich hatte nasses Zeug an und eine Wut, was ich kaufen sollte, wußte ich auch nicht. Und immer dieser fragende Junge mit seinem Laufrad kreuz und quer und ziemlich schnell hinter mir her, ewig. Bis ich mir schließlich die Kopfhörer abnahm und ruhig und sachlich zu dem kleinen Schweinehund, der offenbar keine Eltern (tot) hatte sagte: Warum verfolgst du mich? Da fuhr er weg. – Ich aber kaufte Dan Klorix und trank es in einem Zug leer.
Funktioniert dein Abfluß noch, wenigstens?
Am 20. November 2007 um 15:10 Uhr
ja der funktioniert tapfer und super. das ist eine tägliche freude. am schlimmsten sind ja aggressionen, dachte ich noch, so sie das eigene umfeld treffen, während man sich nicht sicher ist, wieso. himmel, was stört mich eigentlich so? frage ich mich dann, und habe keine antwort. und bei fremden mache ich manchmal unartikuliertes: grrrrr. hin und wieder sogar überhaupt-nicht-artikuliertes mithilfe meiner masse. danach schäme ich mich mehrere tage, und horche in mich, um herauszufinden, ob das wirklich nötig war. ein schlechter tausch. las heute: wenn alles relativ ist, dann wozu? wozu ist es dann relativ? könnte man auch mal drüber nachdenken.
Am 4. Februar 2010 um 07:16 Uhr
Why exactly as well as not as otherwise?
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