Lähmungserscheinungen
Die Armen, die die Hoffnungen auf sich ziehen. Die Armen, die das nicht tun.
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…….
19.9.15
Hast Du dir was angekuckt? – Gut.
Ich war noch nichtmal bei Thomas Winklers Emo-/Goth-Konzert. Eine Schande. Man hat immer Angst, auf die Falschen zu treffen und sie grüßen zu müssen, von ihnen angeschaut und ausgefragt zu werden, aus Verzweiflung und Hilflosigkeit zu antworten und sie anschauen zu müssen.
— Das ist ja nicht ganz unbegründet.
Es ist keine Lösung, nicht hinzugehen.
Früher dachte ich, Widerwille und Abscheu hätten zu tun mit der eigenen Erfolglosigkeit und wären zum Teil verkappter Neid. Das stimmt aber nicht.
Ach, früher! als man noch gar niemand kannte und so gerne jemand gekannt hätte — da war es schön!
xxxx xxxxxx
15: 56 Hoffentlich verarscht mich Lys-Hol ned.
17:50 Mehrere Leute haben gemeint, Lysanne Holkamp sähe aus wie ein vertrauenswürdiger Emo bzw. Melvins-Fan. – Ich warte auf die Zusendung der Eintrittskarte und habe ehrlich gesagt kein gutes Gefühl.
okeh
she’s maybe dead inside
geh ich hier hin:
Queering Poetry – Gegenwartsbewältigung
Do 24.09.2015, 20:30 Studio Я
Black Cracker / Swantje Lichtenstein / Monika Rinck / Tucké Royale
30.9.15
3.10.15
Reichshof Brüchermühle
…. … …. ………. .
Foto Claus Richter
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µµµµ
4.10.15
Leverkusen Schlebusch
6.10.15
Näh- und Bügelzimmer der Mutter
schönster Text aus dem Kölner Stadtanzeiger, 1997.
7.10.15
Am 13. September 2015 um 23:30 Uhr
Jau
Am 19. September 2015 um 21:13 Uhr
Der Musiker Andreas Kümmert, 29, hat ein gutes halbes Jahr nach dem deutschen Vorentscheid zum European Song Contest (ESC) öffentlich seinen Rückzieher begründet. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Samstag berichtet, litt der Unterfranke schon vor der Teilnahme am ESC-Vorentscheid in Hannover unter Panikattacken und Todesangst.
Seinen Rückzieher nach dem Vorentscheid, bei dem ihn zwei Millionen Zuschauer zum ESC-Kandidaten für Deutschland gewählt hatten, erklärt Kümmert mit der Angst, sich für den Wettbewerb verstellen zu müssen: „Jeder will da Antworten auf hirnrissige Fragen, für die ich keinen Nerv hätte. Das hat mir plötzlich eine Riesenangst gemacht“, zitiert ihn die Zeitung. Er habe die Wahl spontan und ohne Rücksprache mit seinem Management abgelehnt.
Danach brach eine Welle von Hassbekundungen aus den Sozialen Netzwerken über ihn herein. Unter den ständigen Beschimpfungen und Aufforderungen zum Selbstmord habe der Musiker sehr gelitten: „Ich habe geblutet“, beschreibt Kümmert seine Gefühle. Er habe damals gemerkt, „wie primitiv der Mensch in der heutigen Gesellschaft“ sein könne: „Ich habe so richtig Hass empfunden.“ Dieser Ärger habe ihn auch selbst zu Ausfälligkeiten im Internet verleitet. – FAZ
Am 22. September 2015 um 14:59 Uhr
„Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zulässt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“ (Max Goldt zu „BILD“, 2001)
………….
[Das ist übrigens die einzige ewige Wahrheit auf der ganzen Welt.]
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Melvins Mercury Ballroom, Louisville Kentucky 6 July 2015
Am 25. September 2015 um 01:07 Uhr
http://www.spikeartmagazine.com/de/artikel/wie-war-es-auf-der-abc
klingt superadäquat
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Mode- und KommunikationsDesign
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ja genau, danke
http://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article141010622/Timo-Feldhaus-Kunstkritiker-aus-Berlin-und-Alex-Hunter-Kunstberater-aus-New-York.html
wir setzen uns nach Bedarf ein bedarfbezogenes Hütchen auf.
jibt Schlimmeret
aber Schöneres auch!!
Am 25. September 2015 um 13:31 Uhr
Hier finden Sie eine kleine Auswahl an Beispielen für Tierpatenschaften mit ihrem jeweiligen Jahresbeitrag. Ihr Wunschpatentier ist nicht dabei? Kein Problem: Wir beraten Sie gerne und suchen gemeinsam mit Ihnen das passende Tier aus.
100€
Vogelspinne
Kongowels
Riesenflughund
120€
Kauz
Schwan
Landschildkröte
150€
Buschschliefer
Pelikan
200€
Hängebauchschwein
Flamingo
Schaf
250€
Pinguin
Waldhund
Rothandtamarin
Japanmakak
Husarenaffe
Gelbbrustkapuziner
Dianameerkatze
Waschbär
Känguru
350€
Schneeziege
400€
Alpaka
500€
Kowalskipferd
Krokodil
700€
Tamandua
1.000€
Somali Wildesel
Yak
Zebra
2.000€
Malaienbär
Brillenbär
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Ich will mich mal nach einem Gibbon erkundigen.
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Zu ihrem Motiv machte die alleine lebende Frau keinerlei Angaben. Sie erklärte nach Angaben der Polizei ausdrücklich, sie wünsche auch weiterhin keinen Kontakt zu ihrer im Raum Gifhorn lebenden Familie und zur Öffentlichkeit.
Strafrechtlich ist der Frau nichts vorzuwerfen. Allerdings müsse sie jetzt wieder für lebend erklärt werden, sagte ein Polizeisprecher.
……………………….
Mit Kamerad Schmidtlein
Foto Lichtenstein
Am 26. September 2015 um 21:23 Uhr
fIREHOSE
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22:45 vielleicht soll ich schnell losfahren, Kristof Schreuf ansehen?
(Kack-Ostkreuz)
Schnucki, was meinst Du?
eigentlich schon
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admin Am 25. September 2008 um 19:03
im Übrigen bitte ich meine fortgesetzte Uninspiriertheit zu entschuldigen, mechte gern was Bessers schreiben
wie man seine Freunde ans Messer liefert und sie wie die Säue durchs Dorf treibt, indem man sie zu Artists Artists macht z.B.
19:58 A-Raum. Skulturen noch gebrochen innerlich nachdem ich weg war. Leider unklar ausgehärtet und umgefallen
An: harz-profi
Von: fahnenei123
Artikelnummer: 7,5kg Epoxidharz Epoxy Laminier Polyesther GFK Gießharz
Betreff:
Hallo harz-profi
Geben Sie hier Ihre Frage ein
Vielen Dank für die schnelle Lieferung des Epoxidharzes. Ich habe eine Frage: leider ist das Harz nichzt glasklar, sondern sehr milchig trüb ausgehärtet, ich habe Dinge eingegossen die man eigentlich sehen soll. Wie kann ichz die Gießlinge jetzt nachbehandeln, damit sie klarer scheinen? polieren? womit? Vielen Dank für Ihre rasche Antwort
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The Fall’s final John Peel Session (2004)
1. Clasp Hands
2. Blindness
3. What About Us?
4. Right Place, Wrong Time/I Can Hear The Grass Grow
The session wasn’t on YouTube, so we uploaded it in full as part of our tribute to John Peel, where we chose this session as THE GREATEST JOHN PEEL SESSION – read why here (…)
The session’s uploaded as aid for musical criticism, which is fair use but it can be taken down if requested. We do not own this, all credits to relevant owners. R.I.P John Peel.
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ich kann keine Top Ten Liste für Artforum schreiben, ich kriege nicht mal 3 Sachen zusammen
ich weiß, daß ich das nicht sagen auch nicht überstrapazieren sollte. Aber ich brauche bessere Gründe.
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Die Welt ein Film mit Untertiteln in derselben Sprache. „Allein. Ich brauche jemanden zum Nüchternwerden (seelisch nüchtern)“, heißt es einmal, und in diesem Satz ist das Wagnis des Schreibens bezeichnet, das Handke am Ende des Jahres 1978, bei der Arbeit an „Langsame Heimkehr“ in einem Hotel in New York, an eine prekäre Grenze bringen wird.
Peter Handke wird im Dezember 73 Jahre alt, er ist ein produktiver Autor, und deshalb erstaunt es ein wenig, dass sein Verlag dieses schmale Notizbuch veröffentlicht, mit einem „editorischen Bericht“ seines Lektors. Diese Art von Publikation ist eher eine postume Praxis, aber sie passt vielleicht zu jener Aura des „Sich-selbst-historisch-Werden“, die Handke seit einiger Zeit umgibt. Im Jahr 2008 hat er seine Werkmanuskripte und Notizbücher an verschiedene Archive verkauft, und seitdem werden diese Handschriften auf der Website handkeonline.onb.ac.at mit einer editionsphilologischen Sorgfalt kommentiert, wie man es eher von Hölderlin, Kleist oder Kafka kennt. (Da Handke sich als letzten legitimen Erben dieser literarischen Tradition betrachtet, ist das Verfahren folgerichtig.) Vielleicht wollte der Suhrkamp-Verlag also die Nachlasserforschung zu Lebzeiten nicht vollständig anderen überlassen.
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Am 27. September 2015 um 05:37 Uhr
hello micheala,
i was very depressed and sorryyesterday cause i couldnt help you because i had no idea tov and no plan of the subject. because i dont know how to strenghten it up.
but today i was kind of amused about the new text on uhutrust. about the poor man. and then i thought: mmh. maybe you should just translate that in another language and translate it back and you will have a very strenghtend text, or not?
best regards, jean
Am 28. September 2015 um 13:01 Uhr
Montag aus Licht
15:39 Ich lebe jetzt so, wie ich als Schulkind hatte auch schon leben wollen.
Nie mehr Schule. Nie mehr aufräumen.
Herrlich
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über malo
http://www.arte.tv/guide/de/053978-000/roland-barthes
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29.9.
Eldoradio Dortmund, Vinyl Asyl
Wir präsentieren ein Gespräch von STEFFEN KORTHALS / DASH mit einem der größten Musik- und Kulturphilosophen der Gegenwart: DIEDRICH DIEDERICHSEN!
lustiger Telefonblechdosensound
Inhalt auch!
„von Armen Avanessian bin ich definitiv nicht beeinflußt.“
spritzig (bin erst bei Minute 11)
interesting
ewig junge Stimme
Theorie des Privilegs
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http://www.3sat.de/bewegterepublik/
Bewegte Republik Deutschland
4x45min.
29.9.2015, 22:25
Schuld und Wunder
1945-1965
29.9.2015, 23:10
Zur Waffe, Schätzchen
1962-1983
29.9.2015, 23:55
Geteilter Himmel
1949-1989
30.9.2015, 00:40
Die Deutschland-Maschine
1989-2014
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Außerdem im Fernsehen: Deutschland ’83 und neue Staffel von Weißensee.
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Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt wo Gewalt herrscht
http://www.koeln-im-film.de/nicht_versoehnt.html
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Die Besten im Westen – Heinrich Böll
Am 30. September 2015 um 13:26 Uhr
another bright little day
thank you, Gawd!
____________________14:24Überhaupt angesprochen zu sein, sich angesprochen und gemeint fühlen zu können, ist quasi schon ein Privileg.(wahrscheinlich körperlich schwer verstehbar für Wunschkinder, Weltbürger, Erbfolger etc.)bißchen schlecht formuliert, aber es stimmt.
..
16:11 Leichte Anflüge von Größenwahn beim hören einer Küchenradiocassette von 1992. Ich komm gleich! nur noch eben Cat Stevens und Willy Ostermann.
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I believe I can fly
Am 6. Oktober 2015 um 21:01 Uhr
We have always liked fashion for what it is – a seductive surface. Fashion magazines in general like to tell people, ‚this is cool, this is new, look at this.‘ New fashion magazines try to launch a new wave of cool. They are very fast. We are slow, slowing things down and getting lost in them. We are stuck on simple questions, like ‚What is a fashion magazine?‘, ‚What do they do every day at Vogue?‘ When we think of a Fall Collection, we think of leaves on trees turning orange and red, of pumpkins and apples. When we think of fashion we think of an atom smasher the size of Texas, and the option of wearing smashed atoms to school, the office, a date, etc.
7 October Bernadette Corporation, two films: „Logo Film“ and „The BC Corporate Story“. Index, Stockholm
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http://www.sadanduseless.com/2015/10/fake-tan-gone-wrong/
Am 11. Oktober 2015 um 05:07 Uhr
Nach der Abarbeitung der gesamten Daniel-Richter-Berichterstattung das höchst heitere Handke-Interview.
I do not own.
Das Gartentor ist nur angelehnt vor Peter Handkes Haus am Ende der kleinen Allee in Paris-Chaville. Niemand ist am Haus zu sehen oder reagiert auf die Klingel. Dann kommt er von der Straße durchs Tor, mit einer Einkaufstüte in der Hand, um welche er einen Verband trägt. „Was ist passiert?“ – „Ich habe den Nachbarn erschlagen“, sagt er und führt mich in die Küche, wo Waldpilze liegen. Er ist fürs Pilzesammeln berühmt. „Aber bitte schreiben Sie nicht über meine Scheißpilze“, sagt er. Vor fast 50 Jahren, im April 1966, wurde Handke berühmt, als er bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton aufstand und der deutschen Prosa „eine Art Beschreibungsimpotenz“ attestierte. Eine „ganz unschöpferische Periode in der deutschen Literatur“ sei angebrochen, die Prosa sei läppisch, die Kritik sei auch läppisch und idiotisch.
Werden Sie heute noch wütend, wenn Sie an die Tagung denken?
Ich mag schon das Wort nicht: „Gruppe 47“. Mannschaft vielleicht, wie beim Fußball, Handball oder Basketball. Und alles, was mit der Zahl 47 zusammenhängt, ist ja auch nicht so anheimelnd.
Wenn man über Ihren Auftritt damals liest . . .
. . . das war ja kein Auftritt, ich bin einfach aufgestanden. Zwei Tage lang hatte ich mir diese soziale Abbildungsbeschreibungsliteratur angehört, die damals auf der Tagung zu hören war, und ich stehe immer noch dazu, dass es gut war, dagegen etwas zu äußern. Aber es war nicht Wut, es war Gereiztheit.
Hatten Sie sich vorher vorgenommen, zu protestieren?
Im Nachhinein habe ich so oft gelesen, dass ich es vorhatte, dass ich inzwischen selbst im Zweifel bin, ob ich es nicht wirklich vorgehabt habe. Mein sogenanntes Wissen sagt mir: Nein, das hat sich sicher aufgestaut über diese ein, zwei Tage des Zuhörens.
Es gibt ein berühmtes Foto, das Sie im Publikum zeigt. Es ist Pause, alle sind im Gespräch oder aufgestanden, nur Sie sitzen alleine da. Hatten Sie auf der Tagung Komplizen?
Sogar Goethe hat, als er älter wurde, überall Komplizen gesucht, oder Bundesgenossen, auch ein schönes Wort im Grunde. Meine Haupteigenschaft ist eigentlich die Scheu. Ich habe mich deshalb eher von Ferne verbunden gefühlt, weniger meinen Altersgenossen als mit Peter Weiss und mit Günter Grass, dessen erste zwei Bücher, „Blechtrommel“ und „Katz und Maus“, für mich Erlebnisse waren. Als junger Student habe ich gedacht: „Mensch, ist so etwas in der deutschen Sprache möglich?“
Die Kritiker haben einige Schriftsteller ziemlich zerlegt.
Ich mag es nicht, wenn Schriftsteller bewundert werden, aber ich habe Weiss und Grass und auch Johnson für das verehrt, was sie geschrieben haben. Und wie die erste Reihe, wo die Kritiker saßen, mit diesen Autoren umgegangen ist, das hat mich empört. Das ging doch nicht, dass man sie heruntermachte und mit ihnen redete, als wären sie Schulbuben. Ich habe es verachtet, wie Reich-Ranicki und Walter Jens da ihre Schnöseleien brüllten.
Ein amerikanischer Kritiker hat damals geschrieben, dass es so schwierig war, in die Tagung hineinzukommen wie in den Himmel. Und Dieter E. Zimmer von der „Zeit“ . . .
. . . das war ein stiller Mann, den habe ich im Guten gespürt.
. . . meinte, sie habe in einer solchen Abgeschlossenheit stattgefunden, dass man genauso gut nach Travemünde hätte fahren können. Hat Sie diese Selbstgenügsamkeit geärgert?
Selbstgenügsamkeit wäre ja gut gewesen, aber es war eine Selbstgefälligkeit. Die ging natürlich von dem Manager Hans Werner Richter aus, der sich als illusionärer Mittelpunkt der Welt gefühlt hat. Ich bin trotzdem ewig dankbar, denn ich habe anschließend eine Art Rundflugticket bekommen für Amerika, und das waren für mich die lehrreichsten Wochen, die zu den schönsten meines Lebens gehören. Ich bin bis Memphis, Tennessee, gefahren und nach Oxford, Mississippi, zu dem Fotografen, der das letzte Foto von William Faulkner gemacht hat. Ich bin damals auch zu Fuß von El Paso nach Ciudad Juárez gegangen, das war noch das Mexiko des ersten Sozialismus. Sie müssen auch wissen, dass ich 23 war und bis dahin mit niemandem über Literatur gesprochen hatte.
Nur mit sich selbst?
Ja, es ist eine Art Schatz, nur mit sich selbst zu sprechen. Aber irgendwann wird der Schatz ranzig. Deswegen war es gut, dass ich mich da selbst hineingestoßen habe und auch hineingestoßen wurde. Die „Publikumsbeschimpfung“ war damals ja mein erstes Stück, es sollte zwei Monate später gespielt werden. Und ich war einfach felsenfest oder wasserfest davon überzeugt, dass es ein Erfolg würde. Ja, ich war sogar so eingebildet, zu denken, das wird ein Welterfolg.
Ging es bei der „Publikumsbeschimpfung“ denn um Wut?
Ah, nein. Es war einfach nur Spielfreude und Analyse meiner Skepsis dem Theater gegenüber. Meine erste Frau war Schauspielerin in Graz, und ich sah immer wieder Brecht, Horváth und Beckett, manchmal auch Dürrenmatt und Shakespeare. Und das war meine Reaktion. Dadurch, dass ich endlich aus meiner Abgeschlossenheit herauskam, war das Stück so eine Art Speerwerfen für mich: rhythmisch gegliedert, mit viel Verneinungen und unter dem Eindruck der Beatles und all der anderen Deppen, die ich in der Jukebox gehört hatte. Es war für mich eine gewaltige Befreiung. Es sind nur Zitate, montiert und rhythmisiert. Es sind alles Schimpfwörter, die gebräuchlich waren, bis auf eines, ein österreichisches Wort, „Pülcher“, das ist ein schwerfälliger, grober Mensch, der überall ins Fettnäpfchen tritt.
Sie haben in den Jahren darauf ziemlich gut besuchte Lesungen gehabt.
Das ist wahr, ja.
Bei einer, 1971 in Graz, hat ein Polizist Sie nicht hereingelassen, weil es schon so voll war. Es soll zu „Handgreiflichkeiten“ gekommen sein. Haben Sie dem eine geknallt?
Nein, er hat mir den Arm auf den Rücken gebogen, und ich habe ihm einen Tritt gegen das Schienbein gegeben. Ich wurde dann verhaftet.
Haben Sie ihn auch beschimpft?
Sicher, ich hoffe. Ich weiß nicht, wie, wahrscheinlich: „Du Nazischwein!“, oder so etwas, eher hilflos. Schimpfen ist ja oft ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Hier in Chaville gibt es in der Nachbarschaft ein paar Hunde, die manchmal tagelang brüllen. Und ich habe oben auf den Balkon einen CD-Spieler gestellt. Immer, wenn sie brüllen, mache ich ganz laut armenische Musik an.
Nachts?
Nein, tagsüber.
Und dann hören die Hunde auf?
Nein, aber mich beruhigt es. Das ist meine Rache, diese herrliche weittragende und traurige Musik von Komitas. Ich kann es Ihnen nachher vorspielen.
Gerne. Ändert sich das Verhältnis zur Wut mit dem Alter, oder ändern sich die Anlässe, die Wut auslösen?
Im Laufe der Jahre ändert sich die Form der Wut, aber los wird man sie nie, glaube ich.
Braucht man Wut zum Schreiben?
Ich weiß es nicht. Wissen Sie noch, wer Georg Stefan Troller ist, der Fernsehjournalist? Der hat vor 30, 40 Jahren zugleich zarte und freche Porträts über Stars und Pseudostars gemacht. Und er hat damals schon von mir gesagt, ich hätte eine Grundwut. Das muss so sein. Ich habe keine Erklärung dafür. Ich glaube, es kommt von meiner mütterlichen Familie her, obwohl da auch ungeheure Sanftmut mit drin ist. Es gibt das Wort „Sanftwut“, ich weiß nicht, von wem das ist. Irgendjemand hat das auch auf mein Tun und Wirken angewendet. Ich finde es gar nicht so schlecht.
Es gab ein legendäres Treffen zwischen Ihnen, Hubert Burda und Thomas Bernhard. Bernhard hat darüber einen Brief an Siegfried Unseld geschrieben, den er nie abgeschickt hat. Ich habe ihn mal im Archiv in Gmunden gelesen. Bernhard schreibt da, Sie hätten ihn als „Großgrundbesitzer“ und als „Giftzwerg“ beschimpft.
„Großgrundbesitzer“ habe ich sicher nicht gesagt, „Giftzwerg“ habe ich gesagt. Das war am Attersee. Als junger Schreiber hat mir Thomas Bernhard ja gutgetan, wie er da als Österreicher mit einem Spieß das fette Land durchstieß. Die ersten zwei, drei Bücher waren wie eine Erlösung für mich. Aber allmählich hat es angefangen, mich abzustoßen und zu erzürnen. Ich habe dann gedacht, dass es eine Mache ist, eine sehr schlaue und rhythmisch gut durchgezogene Mache, diese negative Kraft ist ja unvergleichlich, da kommt niemand an ihn heran. Am Attersee war auch sein sogenannter „Lebensmensch“ dabei, wenn ich das Wort schon höre, da krieg’ ich wirklich einen Wutanfall. Ein scheußliches Wort! Man sagt: meine Frau oder meine Lebensgefährtin oder Geliebte oder meine Komplizin oder meine Expeditionsbegleiterin. Aber doch nicht „Lebensmensch“! Ich weiß nicht, wie es kam, durch das Trinken vielleicht. Jedenfalls habe ich dann plötzlich losgelegt.
Was haben Sie gesagt?
„Lieber Thomas Bernhard, wie Sie schreiben, das ziemt sich nicht.“ Da ist er aufgestanden, hat bezahlt und ist gegangen. Danach hat es mir weh getan, dass ich so heftig war. Es bringt ja nichts. Man kann jemanden nicht überzeugen, dass er eine Kehrtwendung macht und plötzlich weiße Segel aufzieht über seine Bücher. Er ist ein Meister. Aber ich mag keine Meister. Auch Goethe war kein Meister, er war ein ordentlicher Stümper. Ich habe von Goethe gerade „Die natürliche Tochter“ gelesen. Da gibt es herrliche Momente, aber das Stück ist total bescheuert. Er war eigentlich nie Meister. Die können mir alle gestohlen bleiben, die Meister. Grass hatte ein Problem mit der Zeit, er war drei Jahre seines Lebens ein Genie, dann blieb nur noch der Gestus von Genie, die Seele, die brummende, feurige, weinende Seele ist flöten gegangen. Das hat mich auch empört, diese Selbstgerechtigkeit bei Grass, weil einmal etwas da war, das ich verehrt habe, etwas Kostbares.
Lesen Sie Kritiken?
Ja, immer. Aber es werden mir nicht mehr alle geschickt inzwischen.
Kriegen Sie da auch Wutanfälle?
Nein, inzwischen werde ich sehr freundlich behandelt. Manchmal habe ich früher gedacht: Der macht das extra falsch. Das ist schon lange her, aber es kommt vielleicht wieder. Sicher kommt es wieder. Ich sag’ immer: „Man ist als Schreiber nicht legal.“ Man muss einfach akzeptieren, dass man verfolgt wird.
Als Illegaler?
Ja. Ich bin Illegaler. Klingt ein bisschen sinnspruchhaft. Aber ich sage es zu mir selber, und dann ist es kein Sinnspruch.
Wir gehen nach oben auf den Balkon, und er dreht die armenische Musik im CD-Spieler voll auf. Es bellt kein Hund, aber man hört die sehnsuchtsvolle Melodie sicher bis in den Wald hinein.
Interview Julia Encke
Peter Handke, 72, lebt in Paris.
Am 11. Oktober 2015 um 11:06 Uhr
Zustand bescheiden. / Nach Abarbeitung der gesamten Daniel-Richter-Berichterstattung das
höchst heiteresehr lustige Handke-Interview.I do not own.
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Das Gartentor ist nur angelehnt vor Peter Handkes Haus am Ende der kleinen Allee in Paris-Chaville. Niemand ist am Haus zu sehen oder reagiert auf die Klingel. Dann kommt er von der Straße durchs Tor, mit einer Einkaufstüte in der Hand, um welche er einen Verband trägt. „Was ist passiert?“ – „Ich habe den Nachbarn erschlagen, sagt er und führt mich in die Küche, wo Waldpilze liegen. Er ist fürs Pilzesammeln berühmt. „Aber bitte schreiben Sie nicht über meine Scheißpilze“, sagt er. Vor fast 50 Jahren, im April 1966, wurde Handke berühmt, als er bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton aufstand und der deutschen Prosa „eine Art Beschreibungsimpotenz“ attestierte. Eine ganz unschöpferische Periode in der deutschen Literatur“ sei angebrochen, die Prosa sei läppisch, die Kritik sei auch läppisch und idiotisch.
Werden Sie heute noch wütend, wenn Sie an die Tagung denken?
Ich mag schon das Wort nicht: „Gruppe 47“. Mannschaft vielleicht, wie beim Fußball, Handball oder Basketball. Und alles, was mit der Zahl 47 zusammenhängt, ist ja auch nicht so anheimelnd.
Wenn man über Ihren Auftritt damals liest . . .
das war ja kein Auftritt, ich bin einfach aufgestanden. Zwei Tage lang hatte ich mir diese soziale Abbildungsbeschreibungsliteratur angehört, die damals auf der Tagung zu hören war, und ich stehe immer noch dazu, dass es gut war, dagegen etwas zu äußern. Aber es war nicht Wut, es war Gereiztheit.
Hatten Sie sich vorher vorgenommen, zu protestieren?
Im Nachhinein habe ich so oft gelesen, dass ich es vorhatte, dass ich inzwischen selbst im Zweifel bin, ob ich es nicht wirklich vorgehabt habe. Mein sogenanntes Wissen sagt mir: Nein, das hat sich sicher aufgestaut über diese ein, zwei Tage des Zuhörens.
Es gibt ein berühmtes Foto, das Sie im Publikum zeigt. Es ist Pause, alle sind im Gespräch oder aufgestanden, nur Sie sitzen alleine da. Hatten Sie auf der Tagung Komplizen?
Sogar Goethe hat, als er älter wurde, überall Komplizen gesucht, oder Bundesgenossen, auch ein schönes Wort im Grunde. Meine Haupteigenschaft ist eigentlich die Scheu. Ich habe mich deshalb eher von Ferne verbunden gefühlt, weniger meinen Altersgenossen als mit Peter Weiss und mit Günter Grass, dessen erste zwei Bücher, „Blechtrommel“ und „Katz und Maus“, für mich Erlebnisse waren. Als junger Student habe ich gedacht: „Mensch, ist so etwas in der deutschen Sprache möglich?“
Die Kritiker haben einige Schriftsteller ziemlich zerlegt.
Ich mag es nicht, wenn Schriftsteller bewundert werden, aber ich habe Weiss und Grass und auch Johnson für das verehrt, was sie geschrieben haben. Und wie die erste Reihe, wo die Kritiker saßen, mit diesen Autoren umgegangen ist, das hat mich empört. Das ging doch nicht, dass man sie heruntermachte und mit ihnen redete, als wären sie Schulbuben. Ich habe es verachtet, wie Reich-Ranicki und Walter Jens da ihre Schnöseleien brüllten.
Ein amerikanischer Kritiker hat damals geschrieben, dass es so schwierig war, in die Tagung hineinzukommen wie in den Himmel. Und Dieter E. Zimmer von der „Zeit“.
. . . das war ein stiller Mann, den habe ich im Guten gespürt.
. . . meinte, sie habe in einer solchen Abgeschlossenheit stattgefunden, dass man genauso gut nach Travemünde hätte fahren können. Hat Sie diese Selbstgenügsamkeit geärgert?
Selbstgenügsamkeit wäre ja gut gewesen, aber es war eine Selbstgefälligkeit. Die ging natürlich von dem Manager Hans Werner Richter aus, der sich als illusionärer Mittelpunkt der Welt gefühlt hat. Ich bin trotzdem ewig dankbar, denn ich habe anschließend eine Art Rundflugticket bekommen für Amerika, und das waren für mich die lehrreichsten Wochen, die zu den schönsten meines Lebens gehören. Ich bin bis Memphis, Tennessee, gefahren und nach Oxford, Mississippi, zu dem Fotografen, der das letzte Foto von William Faulkner gemacht hat. Ich bin damals auch zu Fuß von El Paso nach Ciudad Juárez gegangen, das war noch das Mexiko des ersten Sozialismus. Sie müssen auch wissen, dass ich 23 war und bis dahin mit niemandem über Literatur gesprochen hatte.
Nur mit sich selbst?
Ja, es ist eine Art Schatz, nur mit sich selbst zu sprechen. Aber irgendwann wird der Schatz ranzig. Deswegen war es gut, dass ich mich da selbst hineingestoßen habe und auch hineingestoßen wurde. Die „Publikumsbeschimpfung“ war damals ja mein erstes Stück, es sollte zwei Monate später gespielt werden. Und ich war einfach felsenfest oder wasserfest davon überzeugt, dass es ein Erfolg würde. Ja, ich war sogar so eingebildet, zu denken, das wird ein Welterfolg.
Ging es bei der „Publikumsbeschimpfung“ denn um Wut?
Ah, nein. Es war einfach nur Spielfreude und Analyse meiner Skepsis dem Theater gegenüber. Meine erste Frau war Schauspielerin in Graz, und ich sah immer wieder Brecht, Horvath und Beckett, manchmal auch Dürrenmatt und Shakespeare. Und das war meine Reaktion. Dadurch, dass ich endlich aus meiner Abgeschlossenheit herauskam, war das Stück so eine Art Speerwerfen für mich: rhythmisch gegliedert, mit viel Verneinungen und unter dem Eindruck der Beatles und all der anderen Deppen, die ich in der Jukebox gehört hatte. Es war für mich eine gewaltige Befreiung. Es sind nur Zitate, montiert und rhythmisiert. Es sind alles Schimpfwörter, die gebräuchlich waren, bis auf eines, ein österreichisches Wort, „Pülcher“, das ist ein schwerfälliger, grober Mensch, der überall ins Fettnäpfchen tritt.
Sie haben in den Jahren darauf ziemlich gut besuchte Lesungen gehabt.
Das ist wahr, ja.
Bei einer, 1971 in Graz, hat ein Polizist Sie nicht hereingelassen, weil es schon so voll war. Es soll zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Haben Sie dem eine geknallt?
Nein, er hat mir den Arm auf den Rücken gebogen, und ich habe ihm einen Tritt gegen das Schienbein gegeben. Ich wurde dann verhaftet.
Haben Sie ihn auch beschimpft?
Sicher, ich hoffe. Ich weiß nicht, wie, wahrscheinlich: „Du Nazischwein!“, oder so etwas, eher hilflos. Schimpfen ist ja oft ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Hier in Chaville gibt es in der Nachbarschaft ein paar Hunde, die manchmal tagelang brüllen. Und ich habe oben auf den Balkon einen CD-Spieler gestellt. Immer, wenn sie brüllen, mache ich ganz laut armenische Musik an.
Nachts?
Nein, tagsüber.
Und dann hören die Hunde auf?
Nein, aber mich beruhigt es. Das ist meine Rache, diese herrliche weittragende und traurige Musik von Komitas. Ich kann es Ihnen nachher vorspielen.
Gerne. Ändert sich das Verhältnis zur Wut mit dem Alter, oder ändern sich die Anlässe, die Wut auslösen?
Im Laufe der Jahre ändert sich die Form der Wut, aber los wird man sie nie, glaube ich.
Braucht man Wut zum Schreiben?
Ich weiß es nicht. Wissen Sie noch, wer Georg Stefan Troller ist, der Fernsehjournalist? Der hat vor 30, 40 Jahren zugleich zarte und freche Porträts über Stars und Pseudostars gemacht. Und er hat damals schon von mir gesagt, ich hätte eine Grundwut. Das muss so sein. Ich habe keine Erklärung dafür. Ich glaube, es kommt von meiner mütterlichen Familie her, obwohl da auch ungeheure Sanftmut mit drin ist. Es gibt das Wort „Sanftwut“, ich weiß nicht, von wem das ist. Irgendjemand hat das auch auf mein Tun und Wirken angewendet. Ich finde es gar nicht so schlecht.
Es gab ein legendäres Treffen zwischen Ihnen, Hubert Burda und Thomas Bernhard. Bernhard hat darüber einen Brief an Siegfried Unseld geschrieben, den er nie abgeschickt hat. Ich habe ihn mal im Archiv in Gmunden gelesen. Bernhard schreibt da, Sie hätten ihn als „Großgrundbesitzer“ und als „Giftzwerg“ beschimpft.
Großgrundbesitzer habe ich sicher nicht gesagt, Giftzwerg habe ich gesagt. Das war am Attersee. Als junger Schreiber hat mir Thomas Bernhard ja gutgetan, wie er da als Österreicher mit einem Spieß das fette Land durchstieß. Die ersten zwei, drei Bücher waren wie eine Erlösung für mich. Aber allmählich hat es angefangen, mich abzustoßen und zu erzürnen. Ich habe dann gedacht, dass es eine Mache ist, eine sehr schlaue und rhythmisch gut durchgezogene Mache, diese negative Kraft ist ja unvergleichlich, da kommt niemand an ihn heran. Am Attersee war auch sein sogenannter „Lebensmensch“ dabei, wenn ich das Wort schon höre, da krieg ich wirklich einen Wutanfall. Ein scheußliches Wort! Man sagt: meine Frau oder meine Lebensgefährtin oder Geliebte oder meine Komplizin oder meine Expeditionsbegleiterin. Aber doch nicht „Lebensmensch“! Ich weiß nicht, wie es kam, durch das Trinken vielleicht. Jedenfalls habe ich dann plötzlich losgelegt.
Was haben Sie gesagt?
„Lieber Thomas Bernhard, wie Sie schreiben, das ziemt sich nicht.“ Da ist er aufgestanden, hat bezahlt und ist gegangen. Danach hat es mir weh getan, dass ich so heftig war. Es bringt ja nichts. Man kann jemanden nicht überzeugen, dass er eine Kehrtwendung macht und plötzlich weiße Segel aufzieht über seine Bücher. Er ist ein Meister. Aber ich mag keine Meister. Auch Goethe war kein Meister, er war ein ordentlicher Stümper. Ich habe von Goethe gerade „Die natürliche Tochter“ gelesen. Da gibt es herrliche Momente, aber das Stück ist total bescheuert. Er war eigentlich nie Meister. Die können mir alle gestohlen bleiben, die Meister. Grass hatte ein Problem mit der Zeit, er war drei Jahre seines Lebens ein Genie, dann blieb nur noch der Gestus von Genie, die Seele, die brummende, feurige, weinende Seele ist flöten gegangen. Das hat mich auch empört, diese Selbstgerechtigkeit bei Grass, weil einmal etwas da war, das ich verehrt habe, etwas Kostbares.
Lesen Sie Kritiken?
Ja, immer. Aber es werden mir nicht mehr alle geschickt inzwischen.
Kriegen Sie da auch Wutanfälle?
Nein, inzwischen werde ich sehr freundlich behandelt. Manchmal habe ich früher gedacht: Der macht das extra falsch. Das ist schon lange her, aber es kommt vielleicht wieder. Sicher kommt es wieder. Ich sag immer: Man ist als Schreiber nicht legal. Man muss einfach akzeptieren, dass man verfolgt wird.
Als Illegaler?
Ja. Ich bin Illegaler. Klingt ein bisschen sinnspruchhaft. Aber ich sage es zu mir selber, und dann ist es kein Sinnspruch.
Wir gehen nach oben auf den Balkon, und er dreht die armenische Musik im CD-Spieler voll auf. Es bellt kein Hund, aber man hört die sehnsuchtsvolle Melodie sicher bis in den Wald hinein.
Interview Julia Encke
Peter Handke, 72, lebt in Paris.
Am 11. Oktober 2015 um 23:01 Uhr
von der FAS zur Wut gezwungen, verdonnert, genötigt! bei längst übergelaufener Dauergrundgenervtheit, Selbstbeschimpfung, Weinerlichkeit und anhaltenden Leibeskrämpfen
[man will es wirklich nicht von jedem wissen]
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Die Manns hätte man auch nicht sein wollen oder aber das noch schlimmere Schicksal Lebensmensch erleiden. – Das war das Lustigste heute. (der beste M.-Biller-Text den ich kenne ist die Schimpftirade auf das verlogene „Arschloch Bernhard“ bezüglich seiner Tante und generell, vor fast 7 Jahren. – Morgen will ich eine anarcho-syndikalistische Zelle in der Gerichtstraße 12 einrichten.)
Tilmann Lahme: Die Manns – Geschichte einer Familie
9. Oktober 2015 Jürgen Kaube Lesesaal
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André Müller
Interview mit Thomas Bernhard (und Tante) 1979
Ich will ja gar nicht, daß Sie mit dem Schreiben auf_hören. Ich dachte nur, daß der Kontakt mit einem, der Sie versteht und Sie mag, auch für Ihre Arbeit von Vorteil sein könnte.
„Mich fördert nur, wenn ich möglichst für mich allein bin, ganz gleich, was das alles mit sich bringt, und es sind ja im Grunde nur lauter Unannehmlichkeiten, aber ich hab‘ sie ja gern, ich bin ja in das verliebt, was andere gar nicht auf sich nehmen würden. Setzen Sie den Handke einmal drei Tage hierher, der würde Ihnen schreiend davonrennen zu seiner Tochter. Der ist doch ein ganz weiches, schwaches Familienkinderl, spricht aber dauernd übers Alleinsein. Das sind genau die, die gar nicht alleine sein können, weil dazu gehört nämlich eine ganz schöne Kraftanstrengung. Wenn man das nicht sein kann, kann man halt auch nicht in der Art schreiben, wie ich das mache, ob das jetzt eine Bedeutung hat oder nicht, ist ja ganz wurscht. Der Handke hat halt seine liebe Tochter. Das ist eine Sache, die mir total widerspricht, weil ich bin schon immer gegen Familie und all diese Sachen gewesen, weil ich Leute einfach nicht aushalte, die eine Familie haben und ein Kind haben, und die das Kind zu Weihnachten mit Skianzügen und solchem Zeug überhäufen und mit dem Kind dann nach Sankt Moritz zu ihrem schicken Verleger fahren, das ist mir so widerlich, daß es mich graust, diese Leute, die einmal da hingehen und einmal dort hingehen und sich nach Amerika einladen lassen und dort vorlesen und da vorlesen und sofort zu einer Redaktion rennen, wenn sie irgendwas machen, so daß das übermorgen alles in der Zeitung drinsteht, das ist mir einfach zum Grausen. Ich mag es nicht, und ich mach‘ es auch nicht. Das erzeugt natürlich eine Irritation und den Widerwillen der anderen Leute. Aber das ist mir egal. Es ist meine Stärke, daß ich es aushalte, den Dampfnudeldeckel geschlossen zu halten. Jeder soll machen, was er will. Wenn ich mich nach dem richten würde, was über mich seit fünfzehn Jahren gesagt und geschrieben wurde, müßte ich mich schon hundertmal umgebracht haben, weil es ist ja immer das gleiche. Als der ,Frost‘ erschienen ist, hat man auf der einen Seite geschrieben, es ist das großartigste Buch, was es gibt, und auf der anderen, es ist ein Scheißdreck. Das hat mich immer begleitet. Das war nie anders.“
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http://www.glanzundelend.de/Red15/b15/thomas-bernhard-mittermayer-struck.htm
Am 13. Oktober 2015 um 18:31 Uhr
mit Skianzügen überhäufen
Am 22. Oktober 2015 um 17:12 Uhr
Am 16. Oktober 2015 um 15:17 Uhr
s- stimulierendes Sloterdijk-Interview, SZ-Magazin 45/2014
bißchen gespreizt, tantenartig kess, aber Inhalt top, zu lang
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wn.
Am 18. Oktober 2015 um 16:10 Uhr
vielleicht soll ich heute diesen Film ansehen
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22:55 Film war leider nix.
Erst als L sagte, das ist so ähnlich wie HGich.T (synchronisiert), kam ein bißchen Freude auf.
Am schönsten war der Fuchs, der eben an der Kreuzung Gerichtstraße/Hochstraße erschien. Obwohl nicht ganz gesund, glaube ich. Leicht humpelnd und desorientiert.
Am 19. Oktober 2015 um 16:39 Uhr
Ein Bündel Fäulnis in der Grube
Am 20. Oktober 2015 um 13:54 Uhr
immer diese Fäulnis überall
Am 21. Oktober 2015 um 22:08 Uhr
Reena Spaulings at fiac, Paris
Am 23. Oktober 2015 um 11:51 Uhr
das DT:du draussen,derweil ich drinnen…. https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/muenchhausen/
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oh! super [Bild]!
M.
Am 31. Oktober 2015 um 23:00 Uhr
Am 31. Oktober 2015 um 12:40 Uhr
Herrliches Wetter am Reformationstag.
Auf zu Lucas Cranach dem Jüngeren in der Lutherstadt Wittenberg.
Ausstellung endet am 1.11, heute geöffnet bis 22 Uhr.
Am 1. November 2015 um 12:23 Uhr
Die Cranach-Faktories haben alles produziert, was ging, gebraucht wurde, gut lief. Ruchlos. – Das ist schon bekannt.
[Eine Art frühe Springer-/Burda-Presse.]
Am 1. November 2015 um 12:38 Uhr
Ruhe in Frieden, Günter Schabowski.
Am 7. November 2015 um 15:31 Uhr
Ich freue mich so über Herrn Xi und Herrn Ma, wegen des Bildhintergrundes, Organisation Todt und Auer Dult und wegen so langer Zeit.
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Außerdem diesen Text von Felix Dachsel in die richtige Richtung und wirksam empfindend
(Politik) (auch richtig: endlich weg von dem Wir und Der Mensch. Das Wir was immer klagt: es ist nunmal so, wir können nicht anders, die Verhältnisse / das System schreibt unser Verhalten vor. – Tut es nicht. – Der Mensch ist schlecht und denkt an sich. – Tut er nicht.)
http://www.zeit.de/2015/45/sabbatical-auszeit-erholung-stress-workaholic-burnout/komplettansicht
„Angestellte, ihr habt da was verwechselt: Ihr glaubt, ihr nutzt eure Freiheit, dabei sichert ihr nur eure Arbeitsfähigkeit. Ihr lasst euch von Aussteiger-Kitsch verführen. Die Zauberkraft der Zeit: Ein halbes Jahr Abstand, bewusst leben – und die Probleme sind gelöst. Ein wirklich schöner Trick. Nur: Er wird nicht funktionieren. Ihr werdet zurückkommen und sehen: Der Chef ist derselbe und der Ärger auch.
Neulich haben Mitarbeiter von Air France eine Sitzung ihrer Konzernleitung gestürmt: Sie jagten den Personalchef, Xavier Broseta, über einen Zaun. Broseta saß gerade mit dem Betriebsrat zusammen und verhandelte über fast 3.000 Entlassungen. Sein Hemd zerriss bei der Flucht, seine Krawatte baumelte am nackten Oberkörper. Das Bild des gerupften Entscheiders ging um die Welt.
Das wäre euch nicht passiert.
Ihr wärt, mit all eurem Ärger, ins Fitnessstudio gegangen und hättet Gewichte gestemmt. Ihr wärt zum Peeling gefahren und hättet euch den Frust vom Körper reiben lassen. Hättet euer iPhone auf Flugmodus gestellt und wärt raus in den Wald. Ihr hättet eure Müdigkeit gespürt, eure Wut, eure Ohnmacht. Dann hättet ihr da auf der Lichtung gestanden, die Augen geschlossen, tief eingeatmet und gedacht: Ich muss da endlich weg. Zumindest für eine Zeit lang.
Unsinn.
Vergesst eure Auszeit. Holt euch, gleich morgen, die Sprache zurück. Mit ihr fängt es an.
Solange ihr Energie tankt, solange ihr euch aufladet und abschaltet, solange ihr jedes Unwohlsein mit mangelnder Erholung erklärt, werdet ihr die Schuld immer bei euch suchen. Es gibt jedoch Probleme, für die ihr nichts könnt. Schaut nicht ständig in den Spiegel. Schaut euch lieber mal um. (…) Werdet laut, für euch selbst und andere. Steigt ein und nicht aus.“
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Er hier gefällt mir auch ganz gut, Jürgen Böttcher, Jahrgang ’31
http://nrodl.zdf.de/none/zdf/15/11/151103_interview_juergen_boettcher_cup_1456k_p13v11.mp4
Christine, komm zum Abendbrot
ach! das ist Strawalde?!
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Zur Person: Günter Gaus im Gespräch mit Jürgen Böttcher
Sendung vom 12.11.2003
Am 8. November 2015 um 09:07 Uhr
http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm
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Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern (Collationes patrum)
Siebzehnte Unterredung, welche die zweite des Abtes Joseph ist, über das Entscheiden.
2. Das fromme Verlangen des Abtes German, vorwärts zu schreiten.
Da nun die nächtliche Finsterniß ganz geeignet für uns war, ein trauliches, stilles Gespräch zu führen, so sprach, gleich nachdem wir uns gesetzt hatten, Abt Germanus mit schwerem Seufzer: „Was fangen wir an? Wir sehen uns ja von großer Gefahr und trauriger Lage umstrickt, da uns sowohl die Vernunft als auch der Umgang mit den Heiligen so lebendig lehrt, was nützlicher sei für den Fortschritt im geistlichen Leben, während uns das den Obern gegebene Versprechen nicht erlaubt, zu wählen, was frommt. Wir hätten wohl durch die Beispiele so trefflicher und großer Männer zum vollkommenen Leben und Streben gebildet werden können, wenn uns nicht Übereinkommen und Versprechen zwingen würde, alsbald zum Kloster zurückzukehren. Wenn wir dann heimgekehrt sind, wird uns keine Erlaubnis gegeben werden, noch einmal hieher zu kommen. Wenn wir aber hier bleiben und unserer Sehnsucht Genüge leisten wollen, wie halten wir dann die Treue in dem Versprechen, das wir, wie wir wissen, unsern Obern gegeben haben, als wir schleunigste Rückkehr versprachen, um wenigstens wie im Vorbeigehen die Heiligen und Klöster dieser Provinz besuchen zu dürfen. Als wir nun in dieser Noth durchaus nicht finden konnten, was über unsern Heilszustand zu beschließen sei, bezeugten wir nur durch Seufzen den Drang der so harten Bedingung und klagten die Zartheit unserer Stirne 1 an oder verwünschten die uns angeborne Schüchternheit, von der belästigt und beschwert wir selbst gegen unsern Nutzen und Zweck dem Verlangen der Zurückhaltenden nicht anders hatten widerstehen können als durch das Versprechen eiligster Rückkehr. Wir beweinten, daß wir an dem Fehler jener Scham gelitten hätten, von der es heißt: 2 „Es gibt eine Scham, welche Sünde bringt.“
1: Sie nennen ihre Stirne zart, wie wir von kecken Menschen sagen, sie hätten eiserne Stirnen.
2: Sir. 4, 25.
Am 8. November 2015 um 17:08 Uhr
15. Cap. Das sogenannte Hegemonikon, die höchste und vitale Region der Seele, wo sich alle Thätigkeiten konzentrieren, hat nach der Lehre vieler Philosophen und Ärzte, wie auch der hl. Schrift seinen Sitz im Herzen.
Zunächst die Frage, ob es in der Seele eine gewisse höchste Region gibt, welche die vitale und der Sitz des Denkens ist, das sogenannte Hegemonikon oder das Oberste; denn wenn dieses in Abrede gestellt wird, so ist es um die ganze Seele geschehen. Diejenigen, welche dieses Oberste leugnen, haben zuvor die Seele selbst schon für nichts erklärt. Ein gewisser Dikäarchus aus Messenien, unter den Ärzten aber Andreas und Asklepiades, haben das Oberste dadurch beseitigt, dass sie die Sinne, für welche eben ein Oberstes behauptet wird, in den animus selbst verlegen. Asklepiades reitet auch auf dem Scheinbeweise herum, dass viele Tiere noch geraume Zeit leben und selbst dann noch empfinden, wenn man sie der Teile beraubt, worin nach der gewöhnlichsten Meinung das Oberste seinen Sitz hat, wie z. B. die Fliegen, Wespen und Heuschrecken, wenn man ihnen die Köpfe abschneidet, die Ziegen, Schildkröten und Aale, wenn man ihnen die Herzen herauszieht. Daher gebe es gar kein Oberstes; denn wenn es ein solches gebe, so würde die Lebenskraft der Seele mit ihrem Sitz verloren gehen und nicht fortdauern.
Allein gegen den Dikäarchus stehen mehrere, sowohl Philosophen, wie Plato, Strato, Epikur, Demokrit, Empedokles, Sokrates, Aristoteles, als auch Ärzte gegen den Andreas und Asklepiades, nämlich Herophilus, Erasistratus, Diokles, Hippokrates und Soranus selbst, endlich auch wir Christen, die wir zahlreicher sind als sie alle, wir werden in betreff beider Punkte von Gott dahin belehrt, dass es in der Seele ein Oberstes gebe, und dass dieses zweitens in einen bestimmten Ort des Körpers gebunden sei. Denn wenn wir lesen, dass Gott der Erforscher und Beobachter des Herzens sei, wenn sein Prophet daran erprobt wird, dass er der Geheimnisse des Herzens überführt, wenn Gott selbst den Gedanken des Herzens bei seinem Volke zuvorkommt: „Warum denkt ihr in Euren Herzen Böses?â€,1 wenn David sagt: „Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott!â€2 und Paulus, „dass man mit dem Herzen glaube zur Gerechtigkeitâ€,3 und Johannes, „dass ein jeder von seinem eigenen Herzen zurechtgewiessen werde,â€4 wenn schliesslich einer, „der eine Frau ansieht, um ihrer zu begehren, in seinem Herzen bereits die Ehe gebrochen hat,â€5 — dann leuchtet zugleich beides ein, erstens, dass es in der Seele ein Prinzipales gebe, an welches die göttliche Absicht sich wendet, d. h. ein Empfindungs- und Lebensvermögen — denn was empfindet, das ist auch lebendig, — und dass es zweitens in der Schatzkammer des Körpers enthalten sei, auf welche Gott hinblickt.
[S. 309] Daher wird man nicht mit Heraklit annehmen, jenes Prinzipale werde von aussen her bewegt, noch mit Moschion, es sei durch den ganzen Körper verbreitet, noch mit Plato, dass es im Kopfe eingeschlossen sei, noch mit Xenokrates, es habe vielmehr im Scheitel seinen Sitz, noch mit Hippokrates, es ruhe im Gehirn, auch nicht in der Basis des Gehirns, wie Herophilus will, noch in den Häutchen desselben, wie Strato und Erasistratus sagten, noch in der Mitte zwischen den beiden Augenbrauen, wie der Physiker Strato will, noch im Brustkasten im ganzen, wie Epikur, sondern dass es das sei, was schon die Ägypter und die vermeintlichen Erklärer der Orakelsprüche als solches bezeichneten, sowie auch der bekannte Vers des Orpheus oder Empedokles: „Das das Herz umströmende Blut bildet beim Menschen die geistige Wahrnehmung.â€6Auch Protagoras, Apollodorus und Chrysippus denken so. Sogar von solchen Leuten zurückgewiesen, weiss Asklepiades nicht, wo er mit seinen Ziegen ohne Herzen, die doch blöken, bleiben soll; er jagt seine Mücken, die ohne Kopf fliegen, fort, und alle, welche über die Einrichtung der menschlichen Seele aus der Beschaffenheit der Tiere Schlüsse ziehen wollen, sind instand gesetzt einzusehen, dass sie selbst es sind, die leben, ohne Herz und Hirn zu haben.
1: Matth. 9, 4.
2: Ps. 51, 12 [Septuag. Ps. 50, 12] [hebr.: Ps. 51, 12].
3: Röm. 10, 10.
4: I. Joh. 3, 17.
5: Matth. 5, 28.
6: Stobäus hat den Wortlaut dieses Verses aufbewahrt: Αἷμα Î³á½°Ï á¼€Î½Î¸Ïώποις πεÏικάÏδιόν á¼ÏƒÏ„ι νόημα [haima gar anthrÅpois perikardion esti noÄ“ma].
10.11.15
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=54912
. . 7. Cap. Die hl. …
. . 8. Cap. Die Körp…
. . 9. Cap. Nähere …
. . 10. Cap. Nach …
. . 11. Cap. Die Beze…
. . 12. Cap. Fortsetzung. …
. . 13. Cap. An der …
. . 14. Cap. Was die …
. . 15. Cap. Das soge…
. . 16. Cap. In der …
. . 17. Cap. Ob die …
. . 18. Cap. Die Idee…
. . 19. Cap. Der Inte…
. . 20. Cap. Auch …
. . 21. Cap. Die Seel…
. . 22. Cap. Kurze …
. . 23. Cap. Abfertigung …
. . Mehr
Am 10. November 2015 um 12:10 Uhr
Cassian (†430/35) – Von den Einrichtungen der Klöster (De institutis coenobiorum et de octo principalium vitiorum remediis)
1. Einleitung.
[S. 201] Den sechsten Kampf haben wir gegen die Sünde zu bestehen, welche die Griechen ἀκηδία [Akedia]1 nennen, was wir mit [S. 202] „Überdruß“ oder „Angst des Herzens“ übersetzen können. Sie ist verwandt mit der Betrübniß und hauptsächlich mehr den wandernden Mönchen und Einsiedlern bekannt. Sie tritt für die in der Wüste Lebenden als ein ziemlich heftiger und häufiger Feind auf, der besonders um die sechste Stunde den Mönch beunruhigt und, wie ein zur vorherbestimmten Zeit auftretendes Fieber, die brennendste Glut ihrer Anfälle zur gewohnten und bestimmten Stunde in die kranke Seele schleudert. Ja, einige Greise sagen, es sei der Teufel am Mittag, von dem im neunzigsten Psalm2 die Rede ist.
1: Ἀκηδία [Akedia], im Lateinischen taedium (vergl. Ps. 118, 28 [Hebr. Ps. 119, 28]: dormitavit anima mea, prae taedio [á¼Ï€â€™ ἀκηδίας Septuag.] [[ep akedias]]), wird neben der Betrübniß (tristitia) als eine ihr verwandte Hauptsünde aufgeführt, und versteht man darunter den Ueberdruß, die Trägheit und Lauheit im Dienste Gottes. Der heilige Gregor der Große definirt (in I. Kön. 1, 14 [= 1. Samuel]) dieselbe als: „Entmuthigung und Erschlaffung beider Menschen (des inneren nämlich, d. i. der Seele, und des äusseren, d. i. des Leibes) in der löblichen Uebung der Tugend.“ Der heilige Bernard nennt sie „Erschlaffung des Geistes, der weder das Gute beginnen noch das begonnene vollenden mag.“ Bezüglich der Schuld, welche sie involvirt, bemerkt der heilige Thomas von Aquin, der sich über dieselbe ausführlich verbreitet (Summa theol. I., II. quaest. 35. orat. 3), Folgendes: „Sie gilt als eine Todsünde, weil sie das Leben der Seele ertödtet, welches aus der Liebe stammt, vermöge welcher Gott in uns wohnt. Darum ist diese Sünde ihrer Gattung nach eine Todsünde, denn an sich und kraft ihres eigenthümlichen Wesens widerstrebt sie der Liebe.“
2: Ps. 90, 6 [Hebr. Ps. 91, 6].
2. Wie die Lauheit in das Herz des Mönches sich einschleicht und mit welchen Zerstreuungen sie seinen Geist bestürmt.
Hat dieser Geist einmal von der unglücklichen Seele Besitz genommen, so erzeugt er in ihr Schauder gegen den Aufenthaltsort, Überdruß an der Zelle, veranlaßt den Einsiedler, die nur aus der Ferne mit ihm verkehrenden Brüder zu vernachläßigen und zu verachten, als seien sie nachläßig und weniger auf das Geistige gerichtet. Ferner macht dieser Geist der Lauheit den Mönch zu jeder Arbeit innerhalb der Umzäunung seines Schlafgemaches träge und ungeschickt. Denn er läßt ihn nicht in der Zelle bleiben noch Mühe auf die Lesung verwenden und seufzt öfters, daß er Nichts vorwärts bringe, wenn er so lange Zeit in derselben Zelle wohne, und klagt, daß er keine geistige Frucht erziele, solange er an jene Genossenschaft gebunden sei, daß er jedes geistigen Gewinnes entbehre und an diesem Orte unfruchtbar sei. Denn obwohl er auch Andere leiten und gar Vielen nützen könne, habe er noch Niemanden erbaut, und noch Keiner habe aus [S. 203] seiner Unterweisung und Belehrung Nutzen gezogen. Entfernte und weit wegliegende Klöster rühmt er und schildert jene Orte als zum geistigen Fortschritte nützlicher und dem Seelenheile zuträglicher; auch malt er sich die Gemeinschaft mit den dortigen Brüdern als gar lieblich und voll geistlicher Unterhaltung aus. Dagegen sei Alles, was man vor sich habe, unfreundlich, und man finde nicht nur keine Erbauung in den am gegenwärtigen Orte weilenden Brüdern, sondern nicht einmal die Nahrung des Leibes verschaffe man sich ohne übergroße Anstrengung. Zuletzt wähnt er sein Heil zu verlieren, wenn er an diesem Orte bliebe und sich nicht so schnell als möglich aus der Zelle wegbegäbe, in der er bei längerem Aufenthalte zu Grunde gehen würde. Und dann ruft dieser Geist des Überdrusses eine solche körperliche Ermüdung und ein solches Verlangen nach Speise um die sechste oder fünfte Stunde hervor, daß es dem armen Mönche vorkommt, als sei er von einer sehr langen Reise oder einer überaus schweren Arbeit erschöpft und ermüdet, oder als habe er das Essen durch zwei- oder dreitägiges Fasten hinausgeschoben. Dazu blickt er ängstlich bald hierhin, bald dorthin und klagt, daß gar kein Mitbruder zu ihm komme, geht öfter aus der Zelle und wieder hinein und schaut häufig nach der Sonne, als ob sie zu langsam dem Untergange zueile. Und so lagert sich, wie auf die Erde der Nebel, über seinen Geist gewissermaßen eine vernunftlose Verwirrung. Er wird zu jedem frommen Werke träge und unfähig, so daß er in nichts Anderem gegen eine solche Anfechtung ein Schutzmittel zu finden weiß als in dem Besuche eines Bruders und dem einzigen Troste des Schlafes. Dann sucht diese Krankheit ihn zu überzeugen, es erfordere der Anstand, die Brüder zu grüßen und die Kranken in der Ferne und Solche, die schon länger krank liegen, zu besuchen. Auch legt sie gewisse fromme und religiöse Pflichten auf, wie: diese oder jene Verwandten aufzusuchen und öfter hinzueilen, um sie zu begrüßen; jene fromme und gottgeweihte Frau, die jeglichen Schutzes und hauptsächlich des Schutzes ihrer Verwandten beraubt sei, öfters zu besuchen, sei ein großes Werk der Frömmigkeit; [S. 204] und wenn eine solche Frau Etwas nöthig habe, die von den eigenen Eltern vernachläßigt und verachtet werde, so sei es ein sehr frommes Werk, es ihr zu besorgen, und auf diese Angelegenheiten müsse man mehr Mühe und Frömmigkeit verwenden, als fruchtlos und ohne allen Fortschritt in der Zelle sitzen.
Am 12. November 2015 um 03:49 Uhr
Viertes Buch: Regeln für die Novizen.
24. Derselbe Abt Johannes begießt auf Befehl seines Obern ein dürres Holz, wie um es wieder zu beleben.
Auch diente der selige Johannes von seiner Jugend bis zu seinem Mannesalter seinem Obern, so lange er mit ihm verkehrte, und befolgte mit solcher Demuth dessen Befehle, daß sein Gehorsam selbst dem greisen Vorsteher die höchste Bewunderung abnöthigte. Letzterer wollte sich einmal genau davon überzeugen, ob diese seine Tugend wahrem Glauben und echter Herzenseinfalt entspringe oder mehr eine erheuchelte und gewissermaßen gezwungene sei und sich nur nach der Miene des Befehlenden richte. Er trug ihm deßbalb möglichst viele überflüssige und weniger nothwendige, ja selbst öfter unmögliche Handlungen auf. Nur drei seien hier angeführt, wodurch die wißbegierigen Leser von der Reinheit seiner Gesinnung und Unterwürfigkeit sich überzeugen können. Es nahm nämlich der Greis aus seinem Holzkasten ein ehemals abgehauenes und zum Herdfeuer bestimmtes Reis hervor. Da das Kochen zuweilen lange unterbleibt, so war dasselbe nicht bloß dürr, sondern wegen der Länge der Zeit fast verfault. Dieses steckte er vor des Johannes Augen in die Erde und befahl ihm, Wasser zu holen und das Reis täglich zweimal zu begießen, damit es durch die tägliche Bewässerung Wurzel schlage und, wieder zum Baume erstehend, durch seine ausgebreiteten Äste den Augen einen freundlichen Anblick und den bei glühender Sonnenhitze unter ihm Lagernden Schatten gewähre. Diesen Befehl nahm der Jüngling mit gewohnter Ehrfurcht ohne irgend welches Nachdenken über seine Unmöglichkeit auf und führte ihn alltäglich aus. Ununterbrochen trug er aus einer Entfernung von zwei Millien Wasser herbei und bewässerte das Holz. Das ganze Jahr hindurch konnte ihn weder Krankheit noch die Feier eines Festes noch eine nothwendige Beschäftigung, die ihn wegen der Unterlassung des Auftrages hätte entschuldigen können, noch endlich die eintretende Strenge des Winters an der Ausführung des Befehles hindern. Schweigend und heimlich vergewisserte sich der Greis jeden Tag dieses emsigen Eifers und sah, wie der junge Mann mit großer Herzenseinfalt seinen Auftrag, wie von Gott gegeben, ohne eine Miene zu verziehen, ohne ihn mit Vernunftgründen zu erwägen, ausführte. So hatte er Gelegenheit, seinen aufrichtigen und demüthigen Gehorsam zu erproben; doch bemitleidete er ihn auch wegen seiner so langen Mühe, die er ein ganzes Jahr auf die Uebung der Demuth verwandt hatte, trat an das dürre Reis und sagte: „Nun, Johannes, hat der Baum Wurzeln angesetzt oder nicht?“ Auf die Antwort, er wisse es nicht, ging der Greis, als ob er die Wahrheit seiner Aussage erforschen und nachsehen wolle, ob das Reis schon Wurzeln habe, zu demselben hin und riß es in Johannes’ Gegenwart mit geringer Anstrengung aus, warf es weg und befahl ihm, es in Zukunft nicht mehr zu begießen.
In der Schule derartiger Übungen täglich gebildet machte der Jüngling in der Tugend der Folgsamkeit große Fortschritte, die Gabe der Demuth umstrahlte ihn mit wunderbarem Glanze und der liebliche Duft seines Gehorsams verbreitete sich in allen Klöstern.
Am 12. November 2015 um 15:46 Uhr
Heute René Block Ausstellung mit Ma-Jic im n.b.k. Bestimmt gut.
Am 13. November 2015 um 19:18 Uhr
oh
The Malignant Influence of Michael Krebber: How Early-Aughts Abstraction Gave Way to Zombie Formalism
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14.11.15
Michael Braun, Sprache in einem unwahrscheinlichen Zustand. Ulf Stolterfohts Münchner Rede zur Poesie