Mitteilung zu Mathew
Email vom 28.11.12, Kopie an die Mathew-Künstler, von denen ich die email-Adressen habe.
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Lieber David,
ich möchte dir mitteilen, daß ich aus Gewissensgründen nicht länger von Mathew vertreten sein will.
Ich kann und will deine Geschäftspraktiken nicht unterstützen und erst recht nicht davon profitieren.
Das Faß zum Überlaufen gebracht hat dein erneuter Versuch, am Eröffnungsabend Ms Preis zu drücken, nachdem wir mindestens dreimal darüber gestritten hatten. – Kurz darauf bedankte ich mich bei X [die nicht genannt sein will und seit März dort arbeitet] für ihre Mithilfe und setzte hinzu, ich hoffte, daß sie gut bezahlt werde, woraufhin sie verschämt zu Boden blickte und hervorstotterte, daß es doch “einfach schon so toll sei, mit dir abhängen zu können.â€
Weitere Aufzählungen erspare ich mir hier.
Nichts von dem, was die Galerie, die sich scheinsolidarisch nach einem herausgeworfenen Galerieassistenten benannt hat, und sich mit so vielen fem/gay/queer/emancipated/correctness-usw.-Künstlern schmückt, vorgibt zu sein, wird eingelöst. Im Gegenteil.
Ich bin enttäuscht darüber, daß ich scheinbar die Erste bin, die sich daran stört und das nicht decken will.
Ich stelle dir frei, meine Ausstellung abzubrechen oder sie normal auslaufen zu lassen und mir dann meine Arbeiten zurückzugeben.
Bitte streiche mich von der Künstlerliste.
Vielen Dank
Michaela
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wird fortgesetzt
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November 2015
wird eingestellt.
Hat überhaupt nichts erbracht, dieser hilflos und schlecht formulierte Text.
Von den direkt Betroffenen hat niemand reagiert.
Keiner hatte auch nur eine Frage.
Alles Gute!
Am 30. November 2012 um 12:32 Uhr
liebe michaela
das ist sehr fein von dir, respekt!!!!
wirklich gut!
das war richtig und notwendig und du hast etwas gemacht das andere, in ihren beschissenen kunstmarktverhältnissen, schon lange hätten tun können und müssen. den mut hat niemand aufgebracht.
ich wünsche dir, bei all der aufregung die dieser schritt sicher mitsichbringt, selbstsicherheit und ruhe.
dank – und alles gute
stephan
ps: kann ich das weiterschicken bzw auf unseren wiki posten??
Am 30. November 2012 um 14:03 Uhr
herzlichen Dank für die Unterstützung.
Gerne weitergeben, deshalb ist es ja öffentlich, d.h. politisch gemacht und keine Privatfehde.
Ich selber bin von Schlechtbehandlung auch gar nicht betroffen, sondern ausgesprochen zuvorkommend behandelt worden.
Je mehr man ans Offene und ans Licht holt, umso weniger werden die sich trauen, die Schwächsten und Wehrlosesten so eingeschüchtert zu halten, daß sie vor Scham erröten und die noch in Schutz nehmen, die sie gar nicht oder sittenwidrig bezahlen.
Wenn ich das hinnähme, hätte ich alles verraten und darf mich nie mehr irgendwo über irgendwas beschweren. (Komisch. Es gibt Leute, die tatsächlich meinen, was sie sagen und auch danach handeln. In der Gewerkschaft ist man auch nicht aus modischen Gründen.)
Die Galerie ist so beliebt und erfolgreich, daß sie schon im ersten Jahr ihres Bestehens schwarze Zahlen schreibt, bei geringen Festkosten. Miete 500 Euro
Geld ist da, es wird nur für was anderes ausgegeben. Der Fotograf kostet z.B. pro Besuch 1000 Euro.
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Was ich davon habe
sind die Droh-Mails von David und die Erleichterung, mich nicht länger an diesem Unrecht zu beteiligen.
Ich hoffe, daß die, die dort bleiben Interesse daran haben, die Sache von innen zu verbessern.
Am 30. November 2012 um 15:52 Uhr
finde ich auch sehr gut!
Am 30. November 2012 um 16:00 Uhr
Liebe Michaela,
dieser Schritt ist toll, ist gibt so eine sehr unangenehme Schissermentalität in der Kunstindustirie.
Und besonders unangenehm ist es dann, wenn ein Ort ist der auf cool und anders macht,
die Ausbeutung dann auf genau der Ebene betreibt wie die die sie arrogant belächeln.
Ich hoffe die Anderen aus der Galerie verhalten sich solidarisch? Gibt es schon Rekationen?
Viel Kraft!
Am 30. November 2012 um 17:39 Uhr
Ich lege niemand nahe, Mathew zu verlassen.
Ich will da jedenfalls nicht mitmachen und zu einer Reputation beitragen, die sie nicht verdient haben. Das gilt auch für andere Galerien und Institutionen, die sich so verhalten.
Am 30. November 2012 um 19:32 Uhr
Klasse! Klasse! Du bist richtig gut!
Am 30. November 2012 um 20:42 Uhr
nee, ich glaube, es nützt alles nichts. Nur traurig.
Die Galerieassistentin hat mir gerade geschrieben, es sei ihr so unangenehm, sie möchte damit nicht in Verbindung gebracht werden, ich soll bitte den Part streichen, in dem sie vorkommt. Sie wäre kein Opfer und möchte auch nicht so dargestellt werden. Sie macht es freiwillig und gern.
Ich habe sie jetzt nochmal gefragt, ob sie von Mathew bezahlt wird. Sie kann dort natürlich auch unbezahlt weiterarbeiten, wenn es ihr Wunsch ist. Nur will ich das nicht unterstützen.
Keine Antwort.
Sie muß wahrscheinlich erst David fragen, was sie antworten darf.
Was ist mit den Leuten bloß los? Ist das jetzt überall normal? Übereinkunft?
[hätte ich vielleicht hinzusetzen sollen, daß sie – vorrangig jedenfalls nicht – persönlich gemeint ist, so wie ich persönlich nicht gemeint bin, sondern als Figur bzw. Funktionsträger? Was ich jedenfalls hinzugesetzt habe, ist, daß es um Gerechtigkeit geht, nicht um irgendeinen öden privaten Streit. Aber vielleicht sagt ihr das Wort gar nichts. – Was dann?]
Am 30. November 2012 um 22:10 Uhr
zieh hut. gut. nur so geht was. für mitwehren. für klappe aufreissen. irgendwann is ja ma schluss. liebe grüsse eine fanin!
Am 1. Dezember 2012 um 01:32 Uhr
Zwanzig! Danke. Wir brauchen schöne Bickendörferinnen.
Was soll man machen, wenn den U30 nichts mehr irgend etwas sagt?
Am 1. Dezember 2012 um 08:42 Uhr
heroin (heldin nich drug)!!!! so geht es ja: es weiter sagen und sagen und sagen. und nur damit man selbst nicht dran stirbt, weil es für alle ja scheisse seelentod macht. manche merkens, andere nicht. seelentot sind sie schnell trotzdem.
Am 1. Dezember 2012 um 14:44 Uhr
DANKE ! ! ! KLARE WORTE MÜSSEN RAUS! ich bin froh, dass jemand endlich mal soetwas öffentlich ausspricht! und nicht nur ausspricht, sondern vor allem auch handelt! Den sprechen tun ja viele, sodass dies aber schon fast wieder eine große Seifenblase wird! Zerplatzt dann einfach und niemand hats gemerkt! ABER SO NICHT! hier nicht! DANKE!
Am 1. Dezember 2012 um 16:56 Uhr
oh, ich danke dir! auch für den schönen Bericht.
Der Zuspruch kommt von Leuten, die nicht bildende Künstler sind. Die schweigen beharrlich.
Elend, finsteres.
Am 1. Dezember 2012 um 19:59 Uhr
Hallo Michaela,
Ich verfolge mit regem Interesse deine öffentlich gemachte Absage an dieses sich in Selbstverliebtheit sulenden Systems, ganz wunderbar finde ich das!
Vor kurzem habe ich mich das erste mal hingetraut zur Mathew Galerie, zu deiner Eröffnung nämlich, und musste feststellen: mittendrin, in der Oberfläche. Deine Arbeiten empfand ich kontrastierend deplatziert, wo sie doch so unoberflächlich sind. Jedenfalls finde ich deine Entscheidung stark und sinnvoll und so muss es gemacht werden! Weiter so, bitte.
Am 1. Dezember 2012 um 21:12 Uhr
Ja. Mathew wäre ja auch eine gute Galerie, wenn es eine gute Galerie wäre.
Ich bin da vor allem wegen der anderen Künstler reingegangen. Weil ich dachte, das könnte was werden.
Am 2. Dezember 2012 um 12:33 Uhr
Liebe Michaela,
ich habe gerade deinen offenen Brief an David gelesen und weiss zwar jetzt nichts über Mathews/David’s sonstige Geschäftspraktiken, bin aber nicht sehr überrascht, dass dort eine Galerieassistentin unbezahlt arbeitet. Wie du ja auch schreibst, bist du wegen den anderen KünstlerInnen dort hin und das ist ja auch ein ziemlich cooler Kontext, an dem teilzuhaben, selbst in Form von unbezahlter Arbeit wahrscheinlich wirklich nicht uninteressant ist, wenn man sichs denn leisten kann..
Was nicht heißen soll, dass ich das ok finde. Ich fand immer, dass Assistenten wo auch immer entsprechend bezahlt werden müssen, gar keine Frage.
Und ich finds natürlich auch vollkommen richtig, wenn man etwas nicht richtig findet, zu gehen und besonders gut, dass du das auch in dieser Form mit offenem Brief tust (sowie ich sowieso deinen Blog immer sehr gern lese und nicht nur hier auch öfter mal Dinge kommentieren sollte/möchte..).
Aber die Probleme sitzen ja viel breiter und tiefer und im System und selbst die Galerien, die ihre Assistenten bezahlen und sonst korrekt funktionieren machen Geschäfte mit den Leuten, die Geld haben und aus welchen Gründen auch immer sehr gut im und mit diesem neoliberalen Kapitalismus funktionieren, s. auch Andrea Frasers online Beitrag http://whitney.org/file_columns/0002/9847/andreafraser_theresnoplacelikehome_2012whitneybiennial.pdf zur Whitney Biennale.
Ich habe gerade angefangen, auch auf Grund deines New Yorker Galeristen Kelsey, Franco Berardi’s The Soul at Work zu lesen, wo’s auch viel um Depression und Geschwindigkeit und Entfremdung geht und ich auch nochmal und wieder an Helena denken musste, und dass sie auch viel sensibler war und vielleicht auch deshalb viel mehr wahrgenommen hat von diesem Ist-Zustand in dem wir andern auch alle irgendwie doch noch funktionieren und oft viel zu wenig Zeit ist all das zu reflektieren oder auch nur zu spüren, obwohl er so viel mehr von uns verlangt als bloß mit unseren Händen zu arbeiten .. Ich bin sehr traurig wegen Helena, ich habe sie sehr gern angeschaut und ich bin froh, dass wir damals ihre Spongebob-Arbeit in Wien zeigen durften und auch sie wenigstens ein bißchen gekannt zu haben..
Vielleicht müsste man auch überlegen wie Galerien anders funktionieren könnten und vielleicht auch, wie das Geld innerhalb von ihnen anders verteilt werden könnte, nur wird wahrscheinlich noch längere Zeit das Geld für die Kunst in the end größtenteils daher kommen, wo man sich nicht so wohl fühlt.
Alles Gute, Lisa
Am 2. Dezember 2012 um 15:13 Uhr
Danke vielmals, Lisa. Auch wegen dem Andrea Fraser link und dem Hinweis auf Helena, die die Verhältnisse und das Kaschieren davon, Lügen, Schleimen, auch Herrschaft an sich, sehr abgestoßen haben (noch mehr, als mich, haha) und das großen Anteil an ihrer Verzweiflung hat. Die ihre Idee vom guten, schönen anteilnehmenden Leben täglich versucht hat umzusetzen (wirklich!) und die Wut auf Opportunisten und Karrieristen leider nach innen, statt nach außen gelenkt hat.
Das muß aufhören! Heraus damit!
(Ich fühle mich langsam ein bißchen scheußlich, so ein guter Mensch zu sein. Die langweiligste Serienfigur! Muß auch aufhören.)
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Über den Umgang mit der grundsätzlichen Heillosigkeit des Kunstsystems wird man dagegen nicht aufhören wollen zu debattieren. Macht ja auch Spaß.
Die Schuldigen werden gefunden werden und ihrer gerechten Strafe überstellt.
So wie es schon immer war.
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRGGGGGGGGGGGGGGGGGHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Am 2. Dezember 2012 um 15:58 Uhr
mei, immer der Hinweis (in den mails) auf Angst, alle haben so schreckliche Angst. Schocklähmung, Duldungsstarre
Ja, meinter denn, ich habe keine Angst? Ich habe immer Angst! [unter Menschen] Na und? Angst ist normal, Angst ist Ausdruck von, sagenwermal, – aufmerksamem Leben.
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Eine Ausstellungseröffnung in einer mittelgroßen bis großen kommerziellen Galerie, ein Kunstmessenbesuch noch mehr, ist ein Rudern durch eine riesige, übelriechende Angstschweißwolke.
Am 2. Dezember 2012 um 16:49 Uhr
obrigkeitsduldungsangst
macht mir am meisten angst.
hier zumal. zumal hier
in diesem mitläuferangstland…..
Am 2. Dezember 2012 um 16:56 Uhr
Genau! Die gute alte Obrigkeit, das Düsenschiff und das Streichholz, Herr Krallowski!
Was kommt eigentlich im Fernsehen zum 1. Advent?
Am 2. Dezember 2012 um 17:47 Uhr
liebe michaela
– es gibt nichts richtiges im falschen – oder doch?
ich kann deinen schritt nachvollziehen, muss aber dazu sagen, nur deine seite / beschreibung des konflikts zu kennen. ich kenne weder mathew noch david. ich kenne aber dich und schätze dich sehr aufgrund deiner menschlichen, als auch deiner künstlerischen qualitäten und ich fand die zusammenarbeit mit dir sehr gut.
leider läuft bei uns der laden – butcher – aber auch auf der basis von unterfinanzierung und null-budgetierung. der unterschied ist wohl, dass wir im umkehrschluss bewußt auf jegliche profit- und gewinnerzielung verzichten, es ist sogar ausgesprochen essentiell für uns, dass wir den raum ohne kommerzielle absichten betreiben. sobald diese linie überschritten wird sind wir eben im „großen feld“ der kapitalisierung und profitwirtschaft. da wollen wir mit unserem raum nicht rein.
das feld der kunst ist gesellschaftlich betrachtet ein relativ kleines, und wie sollte es anders sein, kontaminiert von schmutzigem geld, millionären, banken und nicht zu vergessen: dem (kapitalistischen) staat.
eigentlich gibt es niemanden innerhalb des kunstfeldes, der damit nicht konfrontiert ist. so widersprüchlich das leben innerhalb dieses ekeleregenden systems ist, finde ich es ebenso notwendig und legitim zu versuchen, im direkten umfeld einigermaßen aufrechte, stimmige (arbeits- und sozial-) beziehungen zu pflegen. unter diesem gesichtspunkt würde ich deine entscheidung begreifen – das finde ich absolut richtig. – das ganze öffentlich auszufechten macht es aber nicht unbedingt und automatisch „politischer“ im sinne eines emanzipativen, befreienden schrittes. zumindest bin ich mir diesbezüglich unsicher, inwiefern wird das netz so zu einem öffentlichen pranger – ist das notwendig, um druck aufzubauen, um etwas zu verändern? oder ist das übertrieben? – jedenfalls ist das netz öffentlich und ein echter machtfaktor.
auf alle fälle wünsche ich dir viel kraft und klare gedanken!
herzlich
t
Am 2. Dezember 2012 um 18:23 Uhr
Richtig. Ich kriege außerdem noch einen Markus Wolf von dir!!!
(Ich muß das alles mal in Ruhe aufschreiben, damit es klarer wird. Die Geschäftspraktiken und Absichten von After The Butcher und Mathew sind ziemlich verschieden.)
Am 2. Dezember 2012 um 22:13 Uhr
Mein Freund Heiner Geißler.
Am 4. Dezember 2012 um 00:12 Uhr
hallo
das ist die entsprechende reaktion auf die verhältnisse denke ich.
warum diese LEIDER !!!! selten vorkommt ist mir selbst auch sehr schwer verständlich,
ganz abgesehen davon mich in ein solches sehr klar ausbeuterisches arbeitsverhältnis überhaupt hinein zu begeben ( auch praktikum zum bsp hab ich noch nie gemacht) oder derartige verhälnisse zu schaffen (wenn wer einen wisch für ein unbezahltes praktikum, assistenz, whatever haben will ? von mir bekommt er/sie diesen sofort mit der aufforderung bitte gefälligst auch NIE aufzutauchen damit ich ihm/ihr aufgaben geben soll die ich selber natürlich nicht machen will)
allerdings: aufdecken + veröffentlichen ? lösung
dieser sachverhalt ist weithin bekannt, aber scheint mir abstinent in der perspektive mancher kommentatoren und gratulanten.
also eher ein anfang als ein ende. und ein guter anfang.
wie gehts jetzt weiter ?
soll keine blöd provokante du-weisst-es-ja-auch-nicht-besser frage sein,
sondern ist ernstgemeint… ich weiß es nicht ! erwarte auch keine antwort von dir.
whats next:
politik der kleinen schritte, der ruhigen hand ?
round-table bei texte zur kunst ?
Am 4. Dezember 2012 um 03:30 Uhr
Duncker, Dunckerstr. 64
Am 4. Dezember 2012 um 14:11 Uhr
Vorgestern oder wann habe ich einer gediegen ausgewogen abwägenden, alles einebnenden Kulturschwätzerin, die noch nie gearbeitet hat und die mich aufgefordert hatte, doch bittesehr die Grundformen des kommunikativen Anstands einzuhalten, geantwortet: HALT DEINE DUMME SCHNAUZE.
Das war zwar unflätig und gemein, aber gleichzeitig so toll, so ein großes Befreiungsgefühl, daß ich dachte, da muß ein Weg sein.
Am 5. Dezember 2012 um 17:28 Uhr
liebe kameradin,
wie wohl viele les ich das alles sehr aufmerksam und gerne und denk nach – über richtiges handeln in etwa. was natürlich recht dumm ist, am denken fehlst nicht, das können wir beinah alle recht gut.
meinen respekt hast du auch nicht deiner schläue wegen, sondern vielmehr wegen der courage, tatsächlich dann was getan zu haben, wo man für gewöhnlich nur sonst besser wüßte.
aber davon hast du die letzten tage wohl zur genüge gelesen.
bemerkenswert, dass erst durch deinen öffentlichen gebrauch der vernunft das allgemein stumme so laut wird, zumindest kurz, hört es sich so an- ein flackern oder rauchen – hoffentlich.
die skepsis, ob es richtig gewesen ist, das öffentlich zu machen kann ich nicht teilen – das ist doch das wichtigste und richtigste an dem ganzen, dass man so etwas laut macht – krachend haltung einnimmt- das macht die sache ja erst politisch zum angreifbaren gegenstand. die ungerechtigkeiten und die scham an der erfolglosigkeit halten meistens den mund.
mein erfahrungsschatz was galeriesachen angeht ist klein, jedoch strahlt im grunde ja auch viel der restlichen welt einen solchen oberflächlichen, nervenden positivismus aus, dass einem andauernd schlecht ist. vor lauter funktionieren und gut gehen und gut finden und schon freuen wird einem speiübel.
etwas zu problematisieren hingegen bringt denjenigen, der benennt sofort in den verdacht, er generiere das spezifische problem selbst oder handle gar strategisch. dem verdacht dass vielleicht wirklich genau da wo man hindeutet (oder von mir aus auch generell) was faul sein könnte wird mit souveränem mitleid begegnet: was ist denn dein problem? ich mach das zum beispiel gerne – umsonst arbeiten- oder halt fürs kulturelle kapital – für die aussicht…
du merkst – ich hab leider nicht viel neues hinzuzufügen – eigentlich nur meine zustimmung.
und die freude darüber, dass dein tun früchte trägt – zum beispiel, dass manche verstärkt nachdenken, was noch anderes zu tun wäre was zu unterlasssen, und andere, vielleicht auch verstärkt angst kriegen.
danke
Am 5. Dezember 2012 um 18:04 Uhr
Strategie (von altgriechisch strategós „Feldherr, Kommandant“) ist ein längerfristig ausgerichtetes Anstreben eines Ziels unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen. (wikipedia)
Ich habe mir das gut überlegt und gewartet, bis die Wut sich gelegt hat und ich mir sicher sein konnte, daß ich klar sehe. Insofern es um Grundsätzliches und Längerfristiges gehen muß, handle ich schon strategisch und nicht wie die liebe Mutti, die weint, weil alles so böse ist. Und wenn sie ausgeweint hat, ist ihr leichter ums Herz und das war´s dann.
Ich höre übrigens nicht nur Zuspruch, sondern auch viel: ist doch überall scheiße, ist halt so.
Aber das stimmt nicht! ich habe mich erkundigt.
Wenn jetzt der eine oder andere sein Handeln überprüft, ob es z.B. in Übereinstimmung zu bringen ist, mit dem, was er/sie sagt oder schreibt, dann ist das ja schonmal was.
[Wenn man nicht meint was man sagt, oder schreibt, dann soll man doch gleich das andere sagen und nicht diesen Umweg machen. – Das hier Gesagte betrifft Politik, nicht Kunst.]
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20:06 (Ich hoffe, das wirkt nicht zu unfreundlich, lieber Partylachs. Ich kann mich doch nicht dauernd bedanken hier, das klingt nicht gut.)
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23.12.12
Das Beste an der ganzen Sache ist die Erleichterung, den Schmierlapp los zu sein und die Schmeicheleien nicht mehr anhören zu müssen. Sich unter den Schmeicheleien nicht mehr krümmen zu müssen!
Am 29. Dezember 2012 um 22:54 Uhr
Eine Frage: Steckt David Lieskes Geschäftspartner Peter Kersten mit Lieske unter einer Decke, oder steht er moralisch auf der richtigen Seite?
Am 30. Dezember 2012 um 13:17 Uhr
oh, darüber maße ich mir kein Urteil an, weil ich den Peter nicht so gut kenne. Aber grundsätzlich gern habe und persönlich nichts Schlechtes mit ihm erlebt.
Am 5. Januar 2013 um 13:34 Uhr
vielen Dank für die Hinweise auf Arbeitsverhältnisse in anderen Galerien und Institutionen. Ich lasse die Schuldigen abholen und einsperren.
Im Ernst, was soll ich sagen/machen? Ich habe leider selbst kein Talent zum Geld.
Redet miteinander. Verhaltet euch solidarisch, laßt euch nicht isolieren, teilt Wissen und Besitz, macht nicht alles mit. Hartz4 ist nichts für Empfindliche, aber eine Weile gehts.
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Mäzenatentum ginge auch, wenn es nicht so glitschig wäre. Der Mäzen müßte ausreichend demütig sein und die zu Unterstützenden nicht in seinen privaten Mist verstricken. Aber das gerade wollen sie ja meistens.
Am 15. Januar 2013 um 23:11 Uhr
ich bin wirklich sehr beeindruckt von deinem schritt.
zur gleichen zeit bin ich sehr enttäuscht, da ich meine im wahrsten sinne eine täuschung erkannt zu haben.
ich hatte früher immer den eindruck, dass das kollektiv um D.Lieske herum für einen jungen, anderen weg einstehen würde, frei mit leuten zu arbeiten, die sich gegenseitig wertschätzen, im kleineren kreis großes tun.
und hoppla, sobald nun geld ins spiel kommt, sieht die sache anders aus, und so fern von alteingesessenen galeristen und machtstrukturen ist man auch nicht mehr.
was ansteht ist der umzug in größere räume, größere shows, messen und mehr, mehr, mehr knete.
aber bitte raus mit der sprache, und weg von der schmuckkasten, süsse westberlin fem/gay/queer/emancipated/correctness-usw (wie du es treffend beschrieben hast) nummer.
wenn die kohle schon da ist, bilder selber machen und für die photographen-gage jedesmal dann eine ausstellung mehr im jahr oder mit der gang in die paris-bar,den diener oder sonstwo einen tollen abend haben, aber doch nicht so.
traurig alles.
Am 16. Januar 2013 um 14:37 Uhr
och, ich glaube ich bin einfach altmodisch, kann das körperlich nicht aushalten und isoliere mich immer mehr.
Helena z.B. fand diesen Ansatz ganz interessant, sie nannte ihn post-human.
[um ganz genau zu sein: ultrapragmatisch und post-human.]
Wie die Tiere, die massiert werden, damit ihr Fleisch zarter wird. In aller Freundlichkeit. Schade, daß es Ihnen bei uns nicht gefällt (advanced tele-sales). Draußen warten 100 andere, die lieber heute als morgen mit uns arbeiten möchten.
ich glaube, wenn man das nicht kennt, wird man nie begreifen, worum es geht. So schön die Theorie und groß das Entsetzen und Echauffieren am Tisch beim Quatschen und Bedientwerden auch ist und sich eigentlich ganz echt anfühlt.
(Das ist wiederum kein thrillender Inhalt, sondern gehört auf die Seite der langweiligen, notwendigen Voraussetzungen, Bedingungen der Möglichkeit usw. (Politik eben).)
Am 17. Januar 2013 um 14:00 Uhr
http://www.ohmagif.com/wp-content/uploads/2012/02/cat-giving-massage-dog.gif
http://i.ytimg.com/vi/dI4oiId47dM/0.jpg
die sache ist doch, dass kaum einer sich eingestehen kann als kobe-rind der marktmaschiene verführt worden zu sein, zum dauermassierten verpeppelten viech mutiert, berauscht vor selbstgefälligkeit, dabei ständig abhängig, stulle und prostituiert mit schaum vor dem maul, anstatt dass man wie du den mund aufmacht und sich selbst seine freiheit zurückgibt.
daher hast du meine hochachtung, deine entscheidung sollte ein vorbild sein.
leider kann sich diese haltung wohl nicht jeder leisten, der durch die armeen von massierenden rinderzüchtern muss.
Am 20. Januar 2013 um 22:37 Uhr
(die Sache ist doch, daß man gar nichts muß, außer sterben.)
[Man müßte eigentlich (…), aber ich kann es mir leider nicht leisten kennt man ja eigentlich auch nur aus dem Mund von Arschgeigen.]