Richard Heikes Haus
Nachdem ich meine Gruppe verloren hatte ging ich aus der Stasi-U-Haft-Anlage heraus und langsam die Nebenstraßen in Alt-Hohenschönhausen im ehemaligen Sperrgebiet ab, zu DDR-Zeiten auf keiner Karte verzeichnet.
Als ich zum Lidl rein wollte sah ich ein eigenartig schön verbarrikadiertes Trumm Haus und fotografierte es vom Parkplatz aus. Ca. 200 Meter vom Gefängnis entfernt.
Da hielt neben mir ein Auto an mit einem ca. 60jährigen Mann drin, der sprach: Na, fotografieren Sie das Heike-Haus? Ich beugte mich runter, verharrte in der Haltung an seinem Autofenster und sagte ungefähr: ich weiß leider nicht was das ist, es sieht jedenfalls imposant aus. Da erzählte der Mann, daß das Haus dem Maschinenfabrikanten Richard Heike gehörte, der zur NS-Zeit Zwangsarbeiter beschäftigt hatte und die ganze Anlage in der Genslerstraße den Nazis, bzw. der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt verkauft hatte, die da eine Großküche einrichtete. Und daß hier das Heike Wohnhaus (?) zu DDR Zeiten ein Geheimarchiv war, in dem Akten über Nazis, die in der BRD hohe Ämter bekleideten, gesammelt wurden. – Oh, danke, sagte ich. – Ob ich wüßte wer Eichmann ist? – Ja. – Die DDR habe das Archiv mit tonnenweise glasklaren Beweisen über die Verstrickungen von Globke und vielen weiteren Nazi-Verbrechern dem Staat Israel zur Übernahme angeboten, aber Israel wollte davon nichts wissen. – Er schaute und schwieg. Ich sagte: Ja, das kann schon sein… und er: Ja, das war so. Ich weiß das, ich bin Historiker. Dann gab er Gas und fuhr davon in seinem Opel Astra oder was das war. Ich hätte natürlich gerne länger mit ihm gesprochen, dann wären wir wohl auch bald bei seiner Vergangenheit gelandet und seiner Bewertung des GANZEN bis heute. Über das ich natürlich auch furchtbar gerne gesprochen hätte, aber das kann man ja scheinbar mit keinem. Das ist ja alles wie abgeschnitten, Sense, unmöglich.
Die Leute, die mit ihrem Staat verwachsen waren und es irgendwie zumindest gut meinten und nicht alles Schweine sind oder gewesen sind, – total in der Defensive und halsstarrig. Reden nichts (aber vielleicht unter Ihresgleichen doch), existieren da in sich eingekapselt im Dunkeln vor sich hin. Wie natürlich die meisten Menschen, von denen man auch nicht erfährt, wie sie leben und was sie denken und es auch keinen interessiert, wie sie irgendwelche Sachen sehen und worunter sie leiden. – Hauptsache, ich erfahre alles über Sarah Jessica Parker, Rihanna und die Söhne vom Ochsenknecht! Egal, ich muß weiter forschen.
(Vielleicht wäre es gar nicht gut, wenn die was sagen, die sonst nichts sagen? – Gut wofür. Gut für wen? – Als der Hermann Gremliza gestern in der Sendung Zwischentöne das Wort „Klassenkampf“ nannte, klang das wie von einem anderen Stern. Und selten scheußliche Musik hatte er sich mitgebracht.)
Das ist alles schön und hoch kompliziert, für Nicht-Betroffene jedenfalls. Zu gern würde ich in das riesige Heike-Haus einmal hineingehen. Wer ist da wohl zuständig? Gestern habe ich den ganzen Tag Zeitzeugenberichte gelesen, Stasi-Videos und solche, die den Besuch Gedenkstätte zum Inhalt haben auf YouTube gesehen. Die Fotos, die die Leute und ich da machten und die Berichte ähneln sich ziemlich stark. Ich bezweifle gar nichts, glaube jeder Verzweiflung. Aber nach den Vorträgen von Hubertus Knabe bei der FDP Osnabrück dachte ich doch, ich brauche unbedingt Gegeninformation und praktisch Täteraussagen und bestellte das Buch, gegen dessen Verbreitung die Leitung der Gedenkstätte HSH erfolgreich prozessiert hatte. „Freischützen des Rechtsstaats: wem nützen Stasiunterlagen und Gedenkstätten?“ Herbert Schramm, Gotthold Kierstein.
Ich verstehe eigentlich nicht ganz, warum ich das Gelände erst dieses Jahr besucht habe. Bald mehr. (Im Vernehmertrakt riecht es noch richtig stark nach DDR.)
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Am 31. Mai 2011 um 00:12 Uhr |BearbeitenKempowski! Weiter, weiter! Bitte mehr!
Am 31. Mai 2011 um 01:00 Uhr |Bearbeitenoh!
Am 31. Mai 2011 um 10:11 Uhr |Bearbeiten
Datum 12. Dezember 2010
Urheber TH.Korr
Am 31. Mai 2011 um 10:51 Uhr |Bearbeiten“Insiderkomitee zur Förderung der kritischen Aneignung der Geschichte des MfS”
http://www.mfs-insider.de/
Am 1. Juni 2011 um 09:56 Uhr |BearbeitenSchrammel, Schremser, Pilch, alle tot.
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Jetzt spielt der Stadlober den Schrammel, Weltuntergang
http://www.filmstills.at/in_produktion/kottan/in_produktion_kottan1.htm
Am 1. Juni 2011 um 12:00 Uhr |Bearbeiten
Am 1. Juni 2011 um 12:29 Uhr |Bearbeiten
Heute 19 Uhr (München)
Am 1. Juni 2011 um 13:00 Uhr |Bearbeiten
Am 1. Juni 2011 um 15:14 Uhr |Bearbeiten
Am 2. Juni 2011 um 03:13 Uhr |BearbeitenAm 02.06.2011 01:02, schrieb Theile-Ochel:
Toll, wenn man nach Lonely Sea von Like a Team sucht, bist du an 4. Stelle. Ich musste mit der Bahn zu Valerias Geburtstag nach Nippes hin und zurück fahren. Ich weiß nicht, wie man das in nur wenigen Jahren überhaupt noch aushalten können soll.
genau so ging es mir gerade auch, nur noch schlimmer. Völlig verängstigt in der U-Bahn, wie eine alte Frau. Ein Glück jetzt zu Hause. Ich werde nie mehr herausgehen.
Am 2. Juni 2011 um 13:25 Uhr |BearbeitenIch möchte altersangemessen leben, aber ich weiß nicht, wie.
The lonely Sea – Like a team
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Diedrich Diederichsen Radicalism as Ego Ideal: Oedipus and Narcissus http://www.e-flux.com/journal/view/228
http://post-canvas.blogspot.com/2011/05/dead-on-narcissism.html
Am 2. Juni 2011 um 16:39 Uhr |Bearbeitenprima
http://www.artnet.de/magazine/interview-mit-michael-werner/
Am 2. Juni 2011 um 20:06 Uhr |Bearbeitenhttp://en.wikipedia.org/wiki/Fag_hag
Die eine lustige Frau soll unbedingt über die unlustigen Seiten der queeren Welt schreiben und uns allen nützen. Oder jedenfalls offener reden und sich nicht einschüchtern lassen. [ich würde dir Rückendeckung geben, notfalls Gewalt anwenden.]
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Davon unabhängig habe ich versucht mir zu überlegen wie es wäre, wenn Frauen Männer, die sie sexuell unattraktiv finden, die nicht in Frage kommen (90%), genauso behandeln würden, wie ein Großteil der Männer die Frauen, von denen sie nichts wollen. Da würde in kürzester Zeit das ganze Wirtschafts- und Gemeinwesen zusammenbrechen.
3.6.11
Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie es zu der gnadenlosen ABSCHÄTZIGKEIT gekommen ist, die heute fast flächendeckend regiert. Bei den Homos um nichts besser, als bei den stumpfsinnigen Heteros. [ich gebe natürlich dem Einbruch, bzw. der Tür- und Toröffnung der Regeln der Fashionwelt in die Kunst eine Hauptschuld. Und der Willfährigkeit der Künstler und Kritiker, das – wo nicht selbst aktiv herbeigeführt – wie ein Naturgesetz zu akzeptieren und sich auf die Bedingungen einzustellen. Es würde wohl auch nicht funktionieren, wenn es nicht viele auch heimlich richtig finden und sich selbst in ihrer Schlichtheit an so ein plattes, vermufftes, veraltetes, sie irgendwie faszinierendes “Starsystem” klammern würden. Von dem sie allen Ernstes gerne Teil wären.] In meiner Jugend war das noch ganz anders. Wofür man andere gemocht hat und selbst gemocht wurde. Wirklich!
Hier ein Interview. Daß ein Typ, der so aussieht solche guten Sachen sagt. (straight edge ist mir allerdings egal.)
http://jungle-world.com/artikel/2011/22/43299.html
Am 4. Juni 2011 um 11:55 Uhr |Bearbeitengute Laune:
“Der Eintritt des Begriffes ‚Narzissmus‘ in die psychiatrische Terminologie (…) beginnt wohl im Jahr 1887 mit einem Text von Alfred Binet (…). Binet beschreibt den Fall eines Mannes, der einen Fetischismus in Bezug auf weiße Schürzen entwickelt hat (S. 264): „Das, was er liebt, sind die Schürzen an und für sich. Er kann sie nicht in der Sonne trocknen oder in einem Geschäft gestapelt sehen, ohne Lust zu haben, sie zu ergattern. Man hat bei ihm Stöße von gestohlenen weißen Schürzen entdeckt. In diesem letzten Fall hat der Fetischismus seine vollkommenste Entwicklung erreicht; es scheint unmöglich, noch darüber hinaus zu gehen; die Bewunderung erstreckt sich allein auf ein materielles Objekt. In keinem Moment ist die Frau dazwischengetreten.
Dazu in einer Fußnote: „Bei diesem Kranken ist die Verknüpfung der Empfindungen durch ein persönliches, egoistisches Vergnügen bedingt. Es gibt ohne Zweifel Subjekte, bei denen der Fetischismus ihre eigene Person zum Gegenstand hat. Die Fabel des schönen Narziss ist ein poetisches Bild solch trister Perversionen.”
(…)
Bedeutsam für die weitere (reichlich verwirrende) Begriffsgeschichte des ‚Narzissmus‘ ist zunächst Havelock Ellis (1898), der in einem Aufsatz über „Auto-Erotismus“ diesen umschreibt als „das Phänomen der spontanen geschlechtlichen Erregung ohne irgend welche Anregung direkter oder indirekter Art seitens einer anderen Person“ (S. 260 ). Und (S. 280 f.): „Im weitesten Sinne gehören zum Auto-Erotismus nicht nur diejenigen Formen von umgewandelter niedergehaltener sexueller Energie, die einen Faktor so vieler krankhafter Zustände ausmachen, sondern es gehören hierher auch die normalen Äusserungen von Kunst und Poesie, die dem Leben erst mehr oder weniger Reiz verleihen“. Und dann: „Um diese Zusammenfassung des Hauptphänomens des Auto-Erotismus zu vervollständigen, darf ich kurz die Tendenz erwähnen, die manchmal, vielleicht besonders vermehrt bei Frauen, gefunden wird, daß nämlich sexuelle Gefühle in der Selbstbewunderung absorbiert werden und dabei oft gänzlich verloren gehen. Diese Narziss-artige Tendenz, deren normaler Keim bei den Frauen durch den Spiegel symbolisiert wird, wird in geringerem Grad bei manchen weiblich gesonnenen Männern gefunden, aber sie scheint sehr selten bei Männern gefunden zu werden, abgesehen davon, wenn es um sexuelle Anziehungskraft geht, dieser Anziehungskraft ist sie natürlich in normaler Weise dienlich. Aber gelegentlich scheint sie bei Frauen für sich selbst zu bestehen, unter Ausschluß irgendeiner Anziehungskraft für andere Personen. Ein typischer Fall ist der einer Dame von 28, von sehr großen und feinen Proportionen, aktiv und intelligent, jedoch ohne deutliche sexuelle Hinneigung zum anderen Geschlecht; gleichzeitig ist sie nicht invertiert, obwohl sie gerne ein Mann wäre, und sie weist einen gehörigen Grad von Verachtung gegenüber Frauen auf. Sie zeigt eine intensive Bewunderung für ihre eigene Person, besonders für ihre Schenkel; niemals ist sie glücklicher, als wenn sie sich alleine und nackt in ihrem Schlafzimmer befindet, und, soweit es möglich ist, kultiviert sie Nacktheit. … Sie ist frei und sicher in ihrem Benehmen, ohne sexuelle Scheu, und während sie bereitwillig die Aufmerksamkeit und Bewunderung anderer empfängt, unternimmt sie doch keinerlei Bemühungen, sie zu erhalten, und hat niemals zu irgendeiner Zeit irgendwelche Gefühle erfahren, die stärker sind als ihr eigenes Vergnügen an sich selbst.“
(…)
Näcke schreibt im Jahr 1906 (S. 125) – etwas im Widerspruch zu seiner ursprünglichen Sichtweise: „So berichtete ich einmal von einer periodisch erregten Frau, die, wenn sie im Sturme war, sich Arm und Hand küßte und dabei ganz verliebt aussah. Diesen Fall rechnete ich zu den so überaus seltenen echten Fällen von Narzißmus. Es ist überhaupt der einzige Fall, der mir bisher aus einer Irrenanstalt bekannt wurde. Sexuell bedingt ist die Sache wahrscheinlich.“
http://www.oedipus-online.de/narziss_fehldeutung.html
Am 6. Juni 2011 um 12:39 Uhr |Bearbeitenhast du mich mit der narziss-flagge vom gesundbrunnen her winkend (wankend) bemerkt? (ich war gut getarnt).
Am 6. Juni 2011 um 23:11 Uhr |Bearbeitenoh, leider nicht. Wie hätte ich dich erkennen können?
Am 8. Juni 2011 um 21:52 Uhr |Bearbeitenam blick in den hain, am dauerhissen, am wankelmut, am tarnjanker….aber es war ja nur ganz kurz, dann verschwand ich wieder richtung westmeer…..
Am 9. Juni 2011 um 17:04 Uhr |Bearbeitenmeine Internetverbindung geht nicht mehr. Im Flugzeug das Notizbuch vergessen, schon überall angerufen. Nichts. Ruf du doch auch an, wenn du das nächste Mal kommst.
Am 9. Juni 2011 um 17:13 Uhr |BearbeitenDas Internetcafe mit den wahrscheinlich besten O-Tönen der Welt ist in der Schönwalderstraße 30. “Schlampennuttensau, du fickst deinen eigenen Vater?” “Es ist die Kanzlerin, sie verflucht den Mudschaheddin.”
“Warte ganz kurz, ich habe noch 28 Raketen.” – “Ach du Fettsack, ist doch egal.” “Head Messer Stich immer noch.” “Es ist die Kanzlerin.” “Viele Heroin spritzen so sich.” “Ich komm mit Messer, ich knie mich hin, ich schwöre ich hab Messer.” “Ah Junge.” “Schutzweste.” “ah Headshot! Ohne zu zielen!” “Es ist die Kanzlerin.”
Am 11. Juni 2011 um 15:07 Uhr |Bearbeitenhey, you’ve removed the CV for 1989-2007…too bad, I miss it…
Am 11. Juni 2011 um 20:32 Uhr |Bearbeitenoh, that was a mistake, I unfortunately deleted it and lost it. it is full of links and complicated to reconstruct, but I am planning to do that … very soon.
Internet geht immer noch nicht, habe meinen Router kaputtgemacht.
Titel, Thesen, Terracozza.
Am 12. Juni 2011 um 22:22 Uhr |Bearbeitenhttp://wp.me/s1goMM-hello
Am 12. Juni 2011 um 23:27 Uhr |BearbeitenMonochronismus 12 und Karneval der Kulturen.
Heavy.
Am 14. Juni 2011 um 20:00 Uhr |Bearbeitenhttp://www.bild.de/news/inland/mondfinsternis/morgen-nacht-leuchtet-der-blutmond-18349016.bild.html
0:45 (ich dachte heute und war schon ganz enttäuscht, es ist aber am 15. So glatt sieht der Mond aber doch gar nicht aus. – Überall Betrug?)
Am 15. Juni 2011 um 15:27 Uhr |BearbeitenBild-Astrologin Freya Kennedy-Onassis (-Barschel) sagt, die Mondfinsternis weckt die Blutwurst-Anteile in uns. Ich freu mich schon.
Am 15. Juni 2011 um 20:33 Uhr |BearbeitenHeute : Manfred hysterisieren. Schon wieder zu spät dran!
Am 16. Juni 2011 um 13:02 Uhr |Bearbeitenübrigens: »Durch ihre schulischen Leistungen gewann Freya in der 9. Klasse einen Buchpreis.«
Am 16. Juni 2011 um 15:31 Uhr |BearbeitenHeute : Zur Freischaltung der Website
http://www.automotor.cc/
kleine Party im heartbreaker, Sanderstr. 6, 12047 Berlin, U-Bahn Schönleinstrasse am Donnerstag 16.6. ab 20 Uhr
Am 16. Juni 2011 um 20:19 Uhr |Bearbeiten
M ißempfindungen im linken Fuß und im rechten Ohr. Dazu Rocko Schamoni, Tag der geschlossenen Tür.
Am 17. Juni 2011 um 00:56 Uhr |BearbeitenJetzt Tommy (1975). Aus Angst noch nie richtig gesehen, weil ich mir THE WHO nicht zerstören wollte. Roger Daltrey, der peinliche Hauptschüler mit seinem “Mikrophon-Trick”, so dachte die dünkelhafte Gatze Minka. See me feel me touch me heal me. Who am I, mother? Die Orgel, so eine Barclay James Harvest Orgel setzt ein. Roger Daltrey reißt seiner Filmmutter am Meer die Fingernägel aus. Und jetzt kommen die Rocker mit ihren doppelläufigen Flinten und möchten jemanden erschießen, aber am Himmel fliegt Tommy Walker mit einem Kite und singt “a new vibration, I m a sensation, I am the light”, das hält sie zunächst ab.
Am 17. Juni 2011 um 13:51 Uhr |Bearbeitensuper: durch diese Google-Suche bei uhutrust landen.
“mutter sohn ond tochter sowie tante ficken und blasen”
(google.ch)
Am 17. Juni 2011 um 15:30 Uhr |BearbeitenKleiner Dissens mit dem Chef.
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(Interview mit Geert Lovink)
Welche Maßnahmen muss die Kulturpolitik in Zeiten der Digitalisierung ergreifen? (1)
“Ich plädiere für Faulheit und Nichtstun. Die Idee, wir müssten etwas damit anfangen, darauf reagieren, sich dazu verhalten, sich damit auseinandersetzen… lass es sein! Entweder man macht da mit oder eben nicht. Die Zeit ist wirklich vorbei, dass wir uns noch gegenseitig erklären müssten, wie das Internet funktioniert. Das war mal, vor 15 Jahren. Auch die Moralpolitik können wir sein lassen. Die Leute benutzen es eh, egal was die Kulturpolitik dazu sagt. Was die Kulturpolitik aber tun kann, ist die Softwareentwicklung und die damit verbundene Kunstpraxis zu fördern. Die ist in Deutschland besonders avanciert. Was Europa braucht, ist mehr Sichtbarkeit solcher Projekte. Aber die Leute brauchen keine Netzkultur mehr von oben. Stattdessen brauchen wir Netzkulturexport von unten. Weltweit.”
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A :
(1) PS: ich habe die frage aus dem interview (diese zeile) nachgetragen, weil sonst weiterhin dem ärmlichen argument vorschub geleistet werden würde dem kapitalismus könne mit faulheit/nichtstun begegnet werden, oder faulheit/nichtstun sei per se eine anti-kapitalistische eigenschaft. dieses argument letztendlich auf bildung, d.h. selbstbildung übertragen wäre m.e. grundsätzlich fatal. (gez. SD)
…
B:
Faulheit und Nichtstun scheint tatsächlich zu den letzten Tabus und Bürgerschreckgespensten zu zählen, allein deswegen interessant. Der GAMMLER-Vorwurf pressiert praktisch unverändert seit 50 Jahren. Alles ist erlaubt, nur nicht, sich zu entziehen, die Spielchen nicht mitzumachen, die Täschchen, Schühchen und die Pöstchen nicht zu wollen. Dafür gibt es kein Verständnis, das löst Aggressionen aus.) Denken, lernen und sich “bilden” tut man doch als empfindlicher Mensch automatisch, freiwillig, ständig, lieber sd. Aber lieber ungetrimmt und selbstbestimmt nach eigenen Regeln.
Meines Erachtens ist es viel fataler, sich im Reiz-Reaktions-Schema an den Gegner zu binden, indem man ihn die Vorgaben machen läßt, die man dann pawlowsch seibernd “kritisiert” und ihm damit zu noch größerer Macht verhilft, weil Kritik Motor und Wertbildung ist. Mal abgesehen davon, daß es auch keine Freude macht.
Frank (kratzt sich am Hintern und ist schon wieder eingeschlafen.)
[Ihm träumte davon, die Empfindlichkeit zu erhöhen und nicht die Pression.]
Am 19. Juni 2011 um 00:25 Uhr |Bearbeitenhttp://www.polizei-poeten.de/texte_pdf/Halbe_und_ganze_Taeter.pdf
Am 19. Juni 2011 um 11:44 Uhr |Bearbeiten“Das war nicht auszuhalten”
Hannelore Kohl starb 2001, durch Selbstmord. In den letzten Jahren vertraute sie sich dem Journalisten Heribert Schwan an, der jetzt ihre Geschichte erzählt – die Geschichte einer sehr einsamen Frau.
FRAGE: Herr Schwan, wenn Sie sich an Hannelore Kohl erinnern: Wie sehen Sie sie vor sich?
ANTWORT: Gepflegt. Glatte Haut, die Haare immer gleich. Etwas altmodische und dennoch teure Kleidung von besten internationalen Designern. Oft habe ich sie allerdings auch traurig erlebt.
FRAGE: Ich verbinde mit ihr vor allem dieses maskenhafte Gesicht und ein aufgesetztes Lächeln.
ANTWORT: Das ist auch richtig. Die Perücke, die sie seit 1993 trug, und ihr immergleiches Lächeln legte sie morgens wie einen Panzer an, der sie auch innerlich schützte. So ging sie in den Kampf des Tages. Journalisten und Fotografen waren für sie Feinde. Aber sie wusste, in der Öffentlichkeit musste sie lächeln, für ihren Mann, für das Land. Das Maskenhafte legte sie ab, sobald sie die Tür hinter sich zumachte.
FRAGE: Und dann?
Dann konnte sie offen und schlagfertig sein und auch mal auf Sächsisch Witze erzählen. Viele Menschen schwärmen bis heute von ihrer mütterlichen Fürsorge und ihrem Sachverstand. Und von den vielen Politikergattinnen, die ich kennen gelernt habe, war niemand so eloquent wie sie. Niemand konnte auf Französisch Interviews geben und sich so für Musik und Filme begeistern. Sie war alles andere als eine “Barbie aus der Pfalz”.
FRAGE: Man kann sich das heute kaum noch vorstellen: Hannelore Kohl hat 41 Jahre lang an der Seite ihres Mannes ihre eigenen Bedürfnisse komplett untergeordnet. War das typisch für diese Generation?
ANTWORT: Das war eine Frage der Erziehung. Hannelores Vater war Direktor eines NS-Musterbetriebes in Leipzig, und seine Frau gab Partys, sorgte für Gemütlichkeit und war immer schick und schön. Sie hat ihr diese Rolle vorgelebt.
FRAGE: Und der Tochter eiserne Disziplin und Pflichtbewusstsein eingeimpft?
ANTWORT: Hannelores Mutter war eine distanzierte, kühle Frau, die im Gegensatz zu ihrem Mann niemals richtig Liebe zu ihrem Kind zeigen konnte. Die hatte die Erziehungsmaximen der Nationalsozialisten 1:1 übernommen. Als Hannelore am Blinddarm operiert wurde, notierte die Mutter, das Mädchen habe nicht geweint. Tapferkeit. Sauberkeit. Pünktlichkeit. Leistungsfähigkeit. Und bloß keine Gefühle zeigen. Diese Prinzipien hat Hannelore unbewusst auch an ihre Söhne weitergegeben.
FRAGE: Hat Frau Kohl sich mit der Nazi-Gesinnung ihrer Eltern je auseinandergesetzt?
ANTWORT: Sie hat mir nie erzählt, was ihr Vater im Dritten Reich gemacht hat. Vielleicht wusste sie es gar nicht, was ich zu ihren Gunsten annehmen will. Sie war durch die vorbelasteten Eltern dazu erzogen worden, unpolitisch zu sein. Politik war für sie ein schmutziges Geschäft, sie litt unter den Intrigen, Kämpfen und Diffamierungen. Deshalb hat sie alles Politische von ihren Kindern ferngehalten. Wenn ihr Sohn Walter heute schreibt, dass er den Beruf seines Vater nicht kannte, aber wusste, dass der Nachbar Sohn eines Fernfahrers war, dann ist das das Werk der Hannelore Kohl.
FRAGE: Warum sucht sich eine Frau, die sich für Politik nicht interessiert, so einen Mann?
ANTWORT: Als Hannelore sich Helmut Kohl mit 15 Jahren anschloss und ihn zwölf Jahre später heiratete, wusste man doch nicht, dass er der große Kanzler der Einheit sein würde. Sie ist die Ehe mit einem Mann eingegangen, der ihr ein Fels in der Brandung war nach dem viel zu frühen Tod ihres Vaters. Dann erst ging das los mit der Karriere ihres Mannes, und dann konnte sie sich nicht mehr befreien.
FRAGE: Hannelore Kohl gehört zur Generation der Kriegskinder, deren Schicksal erst in jüngerer Zeit in den Blick der Öffentlichkeit gerückt ist. Wie hat sie das geprägt?
ANTWORT: Zunächst muss man sagen: Als andere längst darbten, genoss Hannelore noch eine wunderbare Zeit in einem Haus, das man sich gar nicht großbürgerlich genug vorstellen kann. Sportwagen, Opernbesuche, ein eigener Bunker für die Familie und ein Puppenhaus, in dem das Kind stehen kann. 1945 kam dann der Bruch, der totale Absturz. Die Familie flieht in die Pfalz, der Vater bekommt keinen Job, die Tochter muss betteln gehen, damit sie nicht verhungert. Und in den letzten Kriegstagen ist auf der Flucht vor den Russen dieses schreckliche Trauma passiert, das sie bis zum Tod nicht überwunden hat. Hannelore ist vergewaltigt worden, mehrfach, mit zwölf Jahren.
FRAGE: Sie brechen ein Tabu.
ANTWORT: Ich habe mich oft gefragt: Warum hat sie mir davon erzählt? Nur zwei ihrer vielen Freundinnen wussten Bescheid. Und anders als ihnen hat sie sich mir nicht einmal unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut. Sie wusste, ich war in dem Team, um Kohls Memoiren zu schreiben. Es gibt nur eine Interpretation. Sie wollte, dass ich es irgendwann publizieren würde. Sie wollte damit etwas erklären, ihre Traurigkeit, ihr maskenhaftes Dasein. Schließlich hatte sie zeitlebens Schmerzen durch eine Rückenverletzung, die ihr damals zugefügt wurde und die sie immer an das Ereignis erinnerte.
FRAGE: Sie meinen, die Verdrängung funktionierte nicht richtig, weil die körperlichen Schmerzen sie ständig auf das Trauma zurückwarfen?
ANTWORT: So ist es. Ich habe namhaften Psychotherapeuten meine Rechercheergebnisse vorgelegt. Auch der erste Selbstmordversuch 1993 stützt diese These.
FRAGE: Warum vermuten Sie einen Selbstmordversuch? Hannelore Kohl hat bis zuletzt ihren Hausarzt beschuldigt, ihr das Penicillin verabreicht zu haben, gegen das sie allergisch war, das sie beinahe umgebracht hätte und das später als Ursache ihrer Lichtallergie galt.
ANTWORT: Das ist eine Legende. Dieser Hausarzt, der mit 93 Jahren noch immer leidet, dass er aus dem Umfeld der Familie hinausgedrängt wurde, hatte selbst die Listen angefertigt, auf denen stand, welche Medikamente Hannelore Kohl auf keinen Fall nehmen darf. Diese Listen lagen in den Dienstwagen, in der Wohnung, bei den Krankenhäusern in Ludwigshafen. Dieser Arzt kann das nicht gewesen sein.
FRAGE: Der ältere Sohn Walter Kohl hat diesen Frühling in einem Buch offenbart, dass ihn die Rolle als Sohn von Helmut Kohl beinahe in den Selbstmord getrieben hat. Was bedeutete es für Hannelore, mit diesem Machtmenschen verheiratet zu sein?
ANTWORT: Natürlich war das eine große Last.
FRAGE: Und sie hat einfach akzeptiert, dass sie ein ums andere Mal aus den Medien von seiner Entscheidung für die Kanzlerkandidatur erfuhr? Dass sie die Kinder komplett alleine großzog? Dass nicht einmal im Urlaub ihre Wünsche zählten?
ANTWORT: Die Kinder allein erziehen – das machen Millionen anderer Frauen auch, das finde ich nicht so tragisch. Aber natürlich war es eine Last, mit einem Mann verheiratet zu sein, der keine Zeit hatte. Erst recht nicht für die schönen Dinge des Lebens. Aber es ist ja nicht so, dass es keine Glücksmomente in ihrem Leben gegeben hätte. Mit ihren Freundinnen war sie in Monaco und Paris. Ein Highlight war auch, wenn sie mit dem amerikanischen Präsidenten ohne Dolmetscher parlierte und ihr Mann unbeholfen danebenstand.
FRAGE: Was hat die Spendenaffäre mit ihr gemacht?
ANTWORT: Dass sich Hannelore im Juli 2001 umgebracht hat, hängt damit unmittelbar zusammen. Händeringend bat sie ihren Mann, die Namen der Spender zu nennen, um Schaden von der Familie abzuwenden. Die drohende Hausdurchsuchung, dass die Hannelore-Kohl-Stiftung in zum Teil unverschämter Weise in den Skandal hineingezogen werden sollte, dass sie auf der Straße angespuckt und als Spendenhure bezeichnet wurde – das war für sie nicht mehr auszuhalten.
FRAGE: Warum?
ANTWORT: Für Hannelore war das eine Parallele zu dem Bruch von 1945. Sie hatte den Absturz nicht verschuldet und sah keine Chance, da herauszukommen. Außerdem war sie sehr einsam. Es gab zwar Freundinnen, die sie besuchten und in der Dunkelheit mit ihr spazieren gingen. Aber von ihrem Mann und ihren Söhnen fühlte sie sich oft alleingelassen. Dazu kamen die Gerüchte von Kohls Affäre mit einer jüngeren Frau.
FRAGE: Welche Rolle spielt die Lichtallergie, die immer als Ursache für den Tod genannt wird?
ANTWORT: Diese Lichtallergie hat sie objektiv nicht gehabt. Lichtallergie bekommt man in jungen Jahren, kann man eindeutig diagnostizieren und gut behandeln. Die Dermatologen haben ihr das sogar gesagt. Allerdings muss Hannelore Kohl tatsächlich das Empfinden gehabt haben, dass sie sich vor Licht schützen müsse und von innen verbrenne. Hier hätte nur eine psychotherapeutische Beratung helfen können. Aber das hat sie abgelehnt.
FRAGE: Was bedeutet es eigentlich, wenn pünktlich zum Erscheinen Ihres Buches publik wird, dass die von Peter Kohl verfasste Hannelore-Kohl-Biographie verfilmt wird?
ANTWORT: Ich habe die Söhne mehrfach befragt und hätte sie als Zeitzeugen gerne eingeschlossen. Aber sie wollten lieber einen gemeinsamen Fotoband machen. Als ich abgelehnt habe, ist der Kontakt abgebrochen. Durch meine Eigenständigkeit ist ihnen die Kontrolle über die Deutungshoheit entglitten.
FRAGE: Ihre Schilderungen von Hannelore Kohl haben passagenweise fast hagiographische Züge. Ist sie für Sie eine Art Heldin?
ANTWORT: Wer diese Brüche erlebt, 41 Jahre an der Seite dieses Mannes durchsteht und so viel leistet für Menschen mit Hirnverletzungen – das ist heldenhaft. Ich habe Hannelore Kohl schätzen gelernt, sie hat sich mir offenbart, und es war für mich ein Stück Vermächtnis, ihre Geschichte weiterzutragen.
FRAGE: Gibt es etwas, das man von einer Frau wie ihr heute noch lernen kann?
ANTWORT: Dass man nicht gleich das Handtuch wirft, aber auch nicht alles ertragen muss. Man kann bei Hannelore Kohl studieren, dass es nach einer gewissen Zeit lebensnotwendig gewesen wäre, die Trennung und ein anderes Leben zu wagen.
Die Fragen stellte Julia Schaaf.
Heribert Schwan: “Die Frau an seiner Seite. Leben und Leiden der Hannelore Kohl”. Heyne Verlag, 320 Seiten, 19,99 Euro.
FAS 19.6.11
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so schaurig wie erstaunlich unüberraschend das zu lesen, weil man denkt, das alles schon gewußt zu haben. (Weil man es ihr immer schon angesehen zu haben glaubt. Vergewaltigung mit 12: ja, genau. Das paßt.)
Dieses gespenstische Ehepaar, die Repräsentanten eines grotesk zu Tode disziplinierten, lieblosen, technokratisch-provinziell-pervers-hochverlogenen Familienmodells wurden die blinden, empfindungslosen Deutschen nicht müde wieder, wieder und wieder zu ihren obersten Herrschern auszuwählen. (schreib das auf, Frank. Das schicken wir dem Guido Knopp für seine Moderation “Unsere Deutschen. Wie sie wurden, was sie sind.”)
Am 19. Juni 2011 um 16:50 Uhr |BearbeitenDie fehlende Nahwelt fällt mir alleine zu Hause nicht oft auf, dafür plötzlich und stark, wenn unter Bekannten und Freunden.
Hallo Frank! riefen sie auf der Bühne und redeten kurz von kiloweisen Darmbakterien. Das hätten sie von mir aus stundenlang machen können. Ich hatte einen guten Platz zwischen zwei älteren Paaren in der Mitte, zwischen den Männern. Reihe 10 Platz 9.
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Die Kritik vom Deutschlandfunk ganz gut. Ich bewundere Journalisten, daß die über etwas was sie gerade erst gesehen haben so schnell berichten und schreiben können, so sorglos sein können und soviel Vertrauen zu ihrem Können haben. Ich müßte dafür 3 Tage im Voss das kohlensäurefreie Bier trinken und schwer sinnieren.
(mehr darüber, wie man es bewertet, als wie man es berichtet, d.h. ich müßte ewig darüber nachdenken, vor welchem Hintergrund ich es erscheinen lassen wollte oder könnte oder: man es erscheinen lassen sollte.)
Beim Weglaufen vor dem Premierenpublikum zum Voss hin hörte man einen alten Glatzkopf rufen: Nichts Neues! Keine Philosophie! Nur Schwachsinn!
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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1485126/
Überraschend Persönliches in der schützenden Hülle der Albernheit
René Polleschs neues Stück an der Berliner Volksbühne
Von Eberhard Spreng
Die Berliner Volksbühne inszeniert René Polleschs neues Stück “Die Kunst war viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart! Ist das lang.” Und zeigt in herrlich-altmodische Dekor, wie Steggreifkompetenz wichtiger wird als langes Arbeiten an sich selbst. Da reagiert ein junger Mann auf einen Aushang auf dem steht, dass eine Kegelbahn einen Kegelaufsteller sucht und findet sich unversehens in einem Opernhaus wieder, in dem man ihm sagt, dass man einen Opersänger sucht und dass das mit dem Kegelaufsteller nur ein Vorwand war. In diese etwas kalauerhafte Anekdote hat René Pollesch eine der Denkfiguren seines neuen Theaterabends verpackt: Lang erworbene Kompetenzen zählen in großen Teilen unserer New Economy nicht mehr, sondern eher spontane Performance in immer neuen Jobs. Steggreifkompetenz ist wichtiger als langes Arbeiten an sich selbst. Und so sind es drei in schicke lange Roben gewandete Diven, die einem Mr. Reed gegenüber beklagen, dass Attraktivität allgemein mehr zählt, als das mühsam erworbene Singen-Können.
Ein herrlich-altmodisches Operndekor ist die optische Einfassung zu Polleschs Meditation: Ein Prospekt mit einer ziemlich kitschigen Burg hängt vom Schnürboden herab. Als hätte sich die Bühnenmaschinerie selbstständig gemacht, wechselt es immer wieder unversehens mit einem Hintergrund auf dem ein Kino mit der Aufschrift “Rocky two” zu sehen ist und einem anderen mit der in schlichten großen Lettern geschriebenen Aufforderung: “Don’t look back”. Und doch ist es genau das, was Marlen Diekhoff, Christine Groß und Catrin Striebeck immer wieder tun, wenn sie beklagen, dass sie schon andere Zeiten erlebt haben als eben die, in der ihr mühsam erworbenes Können nichts mehr wert sein soll.
Man verheddert sich in den rauf und runter fahrenden Prospekten, man wälzt sich in Körperknäueln übereinander, man rennt wie wild um die rot gepolsterten Stühle auf der Vorderbühne herum, vor denen Notenständer aufgebaut sind. Polleschs Theater macht das Burleske, Alberne, ja Absurd-Groteske zur Begleitung für Reflexionen über Sein und Schein, Körper und Wahrnehmung. Die Schauspieler haben hier jeden Naturalismus hinter sich gelassen, jede Psychologie. Äußerlich spielt sich ihre Geschichte im amerikanischen Showbiz ab, wo geheuert und gefeuert wird und die Akteure verzweifelt gegen den Verfall ihres Marktpreises kämpfen. Dann aber reflektiert Silvia Rieger im Glitzerkostüm über die verborgene Wahrheit des Körpers, über das, was hinter allen Kulissen, Täuschungen und Verblendungen und hinter der Welt der Vorstellungen ein ungelöstes Rätsel bleiben muss: Was ist der Körper in seiner ewigen Stofflichkeit, was Empfinden, was Narkose, was Schmerz. Und Marc Hosemann, der mit fulminant sportlichem Elan auftritt und zusätzlich Texte des erkrankten Volker Spengler übernommen hat, brüllt die Botschaft von der Sterblichkeit der Zeichensysteme und der Unendlichkeit des Stofflichen in das amüsierte, staunende Publikum:
“Denkt immer daran, dass der Schmerz der nicht chloroformiert werden kann, immer da ist, immer in den Körpern ist, immer … und nicht als Text, nicht als das Wort, nein, als dessen Ewigkeit. Ich bin die Ewigkeit.”
Pollesch, dessen Inszenierung auch phasenweise melancholische Züge trägt, spricht vom Schmerz des Körpers angesichts der Tatsache, dass er nie im Anderen, in der Sprache, in der Verständigung oder einem Sinn Erlösung finden kann. Das Theater, der Ort an dem für Pollesch “alle Materie einem Sinn zugeführt wird” ist für ihn paradoxerweise der Ort, an dem wir auf immer von der tiefen Wahrheit unserer Körper getrennt bleiben. Bis hin zu Reflexionen über das Kind am Sterbebett der Mutter führt der neue Text des Diskurstheatermachers, der die programmatische These des Titels nicht unbedingt einlöst. Es geht um mehr als nur um die Frage des Künstlertums, seiner Professionalisierung und Popularität. Es ist ein Manifest des Schmerzes als einer Grundgröße allen Daseins. Pollesch ist überraschend persönlich aber noch ist all das in der schützenden Hülle der Albernheit verpackt.
Am 19. Juni 2011 um 18:47 Uhr |Bearbeiten
Am 20. Juni 2011 um 11:43 Uhr |BearbeitenEs geht immer weiter, Herr Waltermann, doch diese Arbeit wurde nichts.
Am 20. Juni 2011 um 20:38 Uhr |BearbeitenKeiner hilft mir! Ich bohre mir mit der Bohrmaschine in den Fuß und allen ist es egal! Ich liege seit 2 Wochen tot in der Wohnung und niemandem fällt es auf!
Am 22. Juni 2011 um 21:31 Uhr |BearbeitenFOCUS-Magazin
Am 22. Juni 2011 um 21:47 Uhr |Bearbeiten