Labor
Nachdem ich aus dem Interim-Atelier ausgezogen war, in dem mir nichts gelungen war, richtete ich den Arbeitsplatz in der Küche ein. Hier sahen die Sachen gleich etwas besser aus.
(… ) Laune gut. Bin auch tätig. Ich war in dem Laden Ebeling, Triftstraße. Dann bin ich runter zu den umzäunten Mülltonnen und habe da mit Zementfarbe rumhantiert und dann die Ergebnisse unter die Mülltonnen geschoben. Erst hatte ich gedacht dazu zu schreiben: bitte liegenlassen. Aber das wird womöglich Zerstörungswillige noch mehr anheizen. Also laß ich es da trocknen wie beiläufig. Die Farbe stinkt unwahrscheinlich brennt Löcher in die Atmosphäre. Da stand also ein hellgraues Metallrollwägelchen, was Maler gerne für ihre Farben nehmen, nur leicht kaputt, ein Boden fehlte, sonst optimal. Ich trug es hoch in die Badewanne und wusch es unter sanftem Druck. Die Suppe läuft heraus aus den Containern der Back-Firma Tatcicliar, Imagination von Madenstraßen. In der noch feuchten Zementfarbe fänden die Madenströme ihr natürliches Ende.
(IV, 1908)
Hinten beim Aldi reißen sie die alte Tankstelle ab und zwar so filigran, als wären sie bei Wetten dass zu Gast. Die Greifschaufel wurde dann ersetzt durch eine Art Kneifzange, ähnlich einem Tyrannosauruskopf, knups zerbeißte er das Metall. Da kam ein Schrotthändler vorbei und wollte das Metall aufkaufen, aber der sonnenbeschienene Arbeiter sagte, es wäre bereits alles verkauft. Der Schrotthändler ließ nicht locker und der Arbeiter, der aufpaßte daß keine Passanten zu schaden kommen, verneinte es. Ich weiß von meinem Bruder, daß die Schrottpreise im Moment ganz gut sind, der Welthandel sehnt sich nach Metall. Da kam der Stefan vorbei, der im Park etwas lesen wollte und erzählte, daß er letztens zum Plötzensee gelaufen war, den Plötzensee durchtrennt (in Unterhose) und dann zurück nach Hause gelaufen. Meine vorzügliche Hochachtung.
Ich würde die neuen Schwimmflossen am liebsten im Flughafensee einsetzen, im Internet steht, man könne 3 Meter 50 weit hereinsehen, so klar sei er, wohingegen der Plötzensee nur noch eine gelbe Wertung erhält, also nicht mehr hervorragend, sondern nur noch gut genannt werden kann, und weil nach gut sofort nicht empfehlenswert kommt. Daher meint man, daß gut auch nicht gut, sondern allenfalls befriedigend bis ausreichend bedeuten kann. (…)
Organisch wäre ja: sobald sich etwas ausgebildet hat, es wieder untergehen zu lassen. Es aber als zur Form geronnen als geronnene Form auszuhalten und einzufrieren und auch noch herumzuzeigen, bleibt als Problem grundsätzlich bestehen.
Es ist widernatürlich.
Der organische Intellektuelle und seine große Zeit, die nicht kommt.
Schade.
Am 19. August 2009 um 12:26 Uhr
super! Atelier, Atelier, kein Mensch braucht ein Atelier, man braucht höchstens mehr Platz. Natürlich hat ein Atelier auch Vorteile, da fühlen sich die Leute irgendwie professioneller bedient und denken nicht „ach, Sie arbeiten zu Hause, soso (wird wohl nur so eine Art Heimwerker sein)“. Die Leute können einem vermutlich aber diesbezüglich weitgehend egal sein.
Am 19. August 2009 um 13:31 Uhr
Ich möchte leicht widersprechen. Extra Arbeitsraum ist richtig gut, wenn man soviel Gestank macht, wie ich im Moment, man gießt was hin und haut wieder ab. Ich bin schon ganz blöd und krank von den Ausdünstungen bei der Hitze. Außerdem zu wenig Härter zugesetzt, alles klebt und verteilt sich an den Klinken, auf den Katzen. Sonst gebe ich dir Recht, die Leute können einem vermutlich diesbezüglich weitgehend egal sein. Es geht aber auch gar nicht um die äußere Sicht. Man weiß es selbst oder man weiß es nicht. (Du schreibst nicht so viel im Moment, was ist los in Wedding Schulstraße/Müllerstraße?)
Am 19. August 2009 um 13:53 Uhr
Lieber Bernd,
kannst du nächsten Dienstag 25.8. Fleisch essen kommen?
Darf ich auch meinen Bruder und meine Mutter dazubitten?
ich seh sie ja sonst nie, nur dort.
Die haben garantiert mehr Angst, als du.
Deine Michaela
Am 19. August 2009 um 18:31 Uhr
o ja, der Gestank! Ich habe mir eine Gummimatte besorgt wegen der Rutschfestigkeit. Darauf tischlere ich grade sowas wie Malplatten, eine logistische Herausforderung, wegen der ich nicht zum schreiben komme, mir fällt aber auch z.Zt. gar nicht ein, was genau ich nochmal schreiben wollte, außer einer Mängelrüge an den Holzlieferanten: Er hatte zum Glück die Hälfte vergessen, sonst könnt ich mich hier gar nicht mehr bewegen. Dafür riecht es hier jetzt streng nach Turnhalle (Gummi, Schweiß, Sägemehl und Tränen). Vielleicht brauch ich doch ein Atelier, ich habe nur keine Lust das ganze Gedöns dahin zu schaffen. Vom Wedding krieg ich nichts mit, denn ich bin die meiste Zeit über drinnen. Oder doch: heute habe ich einen sehr bleichen Oppa in Schlappen, schwarzen Socken, Dreiviertelhose und ärmellosem weißem Unterhemd gesehen, erst war ich aggressiv ihm gegenüber eingestellt, wie kann man nur so rumlaufen, dann aber zwang ich mich angesichts meines Aufzuges zur Mäßigung. Mein Gürtel unterhalb der Wampe zusammengezurrt mit darüberlappender Fettschürze – daß es mal soweit mit mir kommt – insgesamt war ich selber ganz und gar nicht braungebrannt und alles andere als elegant, geschweige denn jung und knackig. Junge knackige mache mich auch aggressiv, wahrscheinlich bin nur neidisch und dem Oppa zu nah. So sieht es hier aus. Ziemlich viel Text, wenn Sie mich fragen, das überrascht mich selbst.
Am 19. August 2009 um 19:43 Uhr
vielleicht hast du einen Laberflash und vorher einen Freßflash gehabt?!??!!!?? ;-( Ich habe mir eine Atemschutzmaske gekauft, die schneidet einem die GANZE FRESSE KAPUTT. Man möchte nicht gern, das andere sich so ausdrücken, aber selber tut man es ganz gern. Man muß immer so wahnsinnig aufpassen, gell, o lecko mio dolce bionda, Kinder ist das heute ein feines leckeres Wetterchen. Ich muß noch Arabica kaufen, sonst habe ich morgen keinen.
Am 19. August 2009 um 20:14 Uhr
genau!!!!! {ich habe auch eine Atemschutzmaske, die stinkt aber von innen (auch) nach Gummi [[ ¶
Am 19. August 2009 um 21:16 Uhr
liebe m.,
entgegen meiner ankündigung ist mir mo – bis mi unmöglich zu kommen, da entweder spätdienst oder geburtstag von meiner freundin ist. geht auch 27. (do)?
ausserdem schindet mich matumba derzeit bis ich aus den augen blute…
dein bernd
Am 19. August 2009 um 23:37 Uhr
ach Bernd,
auf nichts ist mehr Verlaß, am Donnerstag ist es zu spät, es geht nur di oder mi.
Matumba hat ganz Recht dich so zu schinden, es geht schließlich um die Zukunft des deutschen Volkes.
/ di, mi, do: Mein Bruder und ich haben früher Charaktere gebildet, die Dimis und Do hießen und etwas paranormal waren. Die, die wir am liebsten machten von allen Personen, die wir uns ausgedacht haben. – Ich bin erst sehr spät drauf gekommen, woher die Namen stammen, meine Mutter erzählte von einer Aktion der Eisenbahn – DI MI DO zum Superpreis Bahnfahren; ich würde sehr viel drum geben, wenn ich einen Dialog der beiden jetzt lesen könnte, 30, 40 Seiten, 300, 400. Dagegen möchte ich nicht wissen, was ich gerade 2 Stunden auf dem Balkon geredet habe. au au. Das Gespräch schallte auch so wider von den Hochhäusern gegenüber. Ich habe Geschichten gehört, ich weiß nicht, wie ich die wiedergeben könnte. am besten gar nicht. Ich weiß nicht mehr, wieviel Leichen darin vorkamen, Selbstmorde in diesem Haus mindestens 3, einer mindestens ist erschossen worden, ein anderer hat einen erschossen (schwuler Türke, jüngster Sohn, seinen Freund). Wir sind jetzt jedenfalls per Du.
Am 20. August 2009 um 00:47 Uhr
es sei, was es ist und werde, was es will
Am 20. August 2009 um 09:49 Uhr
hallo michaela,
ich bin eine von den Münchner Studentinnen und bin ein paar tage in Berlin. ich hätte gerne in deinem atelier vorbeigeschaut, jetzt in deiner küche?! vielleicht kannst du mir ein paar sachen sagen, die man sich unbedingt anschauen sollte hier. liebe grüße
Am 20. August 2009 um 10:32 Uhr
grüße aus sophiendorf
Am 20. August 2009 um 14:56 Uhr
danke Ritter
Hallo Isa, ich melde mich
Am 20. August 2009 um 15:29 Uhr
bitte
Am 20. August 2009 um 22:04 Uhr
Der Flughafensee ist super, die Schwimmflossen auch. Und Körper in allen Formen und Farben. Formen, die man gar nicht für möglich hält, von der Statik her. Ziemlich gut. (nur nackt sollen sie nicht sein) Außerdem hatte ich Angst bestohlen zu werden, während ich im Wasser bin.
Am 21. August 2009 um 00:41 Uhr
schöne farbe – übrigens. der hintergrund. hier.
Am 21. August 2009 um 01:32 Uhr
weiß?
Am 22. August 2009 um 11:44 Uhr
Vielleicht wegen der Unschuld.
Ich muß immer denken an den „Rahn, wie er glost, weil ein Brennglas ihn schiebt.“ Aber ich würde davor zurückschrecken, das Herta Müller Buch zu lesen. Wie ich auch sonst kein Buch lese, sicherlich nicht endloser Spaß, bzw. „Unendlicher Spaß“ und auch das Distelmeyer-Video ist nicht gut.
Am 24. August 2009 um 13:49 Uhr
[extremst] lustig, ab ca. 2:07
Cornd Beef
Am 25. August 2009 um 11:33 Uhr
besser: buch lesen, feuilleton ignorieren. zumindest im fall von DFW. wers andersrum macht ist selber schuld.
Am 25. August 2009 um 18:10 Uhr
ooooooooooooookay
ich will dir glauben,
schluami
vielleicht das hier verfolgen?
http://www.unendlicherspass.de/
[2.9.09 ziemlich grauslig] [die Unangenehmsten machen sich immer am breitesten]
Am 25. August 2009 um 22:53 Uhr
es sollte eigentlich schlaumi heißen, habe mich vertippt.
Am 26. August 2009 um 10:40 Uhr
ah
Am 26. August 2009 um 11:17 Uhr
ah, ich sitze in einem Kölner Mietshaus und überprufe, ob ich alle Eric-Pfeil Blog-Beiträge der letzten Wochen auch wirklich gelesen habe und finde einen, den ich noch nicht gelesen hatte. besonders gut.
Money for nothing and the chicks for free. Michaela Meise spielte letztens Sultans of Swing in der Smaragd Bar.
Für den 2-Tagesauffenthalt habe ich 3 Zahnbürsten eingesteckt. Ich geh ma in die Südstadt.
Am 26. August 2009 um 18:14 Uhr
Gerade war ich so traurig, wie man trauriger fast nicht sein kann. Da fährt Werner Hillmann mit seinem roten Rennrad vorbei! Gott sei Dank.
Am 26. August 2009 um 19:49 Uhr
Da fährt Mark von Schlegell