Umzug ins Jenseits
Nachdem die Leute von der Umzugsfirma weg waren, legte ich mich mit Cosimas Oma alter Nazidecke an die Heizung, weinte etwas, und wartete auf den Tod.
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(…) derweil machen der liebe Matumba und mein lieber Bruder meinen Keller besenrein und die alte Wohnung für morgen übergabefertig; nichts mehr erinnert an mich.
ob das auch ein Leben wäre, wenn es immer einfach so weiterginge. Abends kommt man nach Hause und sucht die Monate ab, daß sie einem was sagen, daß man sich einen Reim drauf mache, wie? was? Ich komme mir vor wie der ddr schriftsteller hannumann 1981. der ofen bollert. die dunkelheit ist mein sklave. Die Frau schaut traurig. Warum denn? Sie kann sich ja noch was nähen.
DDR
Jetzt Schwierigkeiten beim Ankleiden. Nachher vielleicht mal Waschsalon aufsuchen, denn ich weiß nicht, wie ich ein Loch in die Spüle bohren soll um die Waschmaschine anzuschließen; so ein Wägelchen will ich mir kaufen.
Manchmal ein hohes Pfeifen, woher? Heizung? Ich muß nichts machen, ich könnte immer hier einfach sitzen. Meine innere Leere ist mir immer mein innerer Reichtum gewesen.
15:09 Es sich in seinem Gehirn schön einrichten. Wie herrlich, wenn hier die Sonne rein scheint, hinter dieser von mir ausgesuchten Hochausarchitektur als Gegenüber; ich möchte darin nicht wohnen, es aber vor den Augen sehen und nach unten melden, was sie vorhaben.
Ja.
Im waschsalon. Ich dachte schon, sie hätten meine nasse Wäsche gestohlen, weil ich sie erst nicht sah als ich wiederkam, so eng vom Schleudern an die Trommel geschmiegt, wie die Frösche auf der Straße, die so eng, viel zu eng an die heiße Straße geschmiegt, worden sind, sich schmiegen, Gerhard Rühm glaube ich. Das sind große Maschinen. Eine nette Betreiberin, die hat ein Nebenzimmer da, vollgestopft mit Kram, da kommt sie mit ihrem kleinen Fahrrad und setzt sich rein, fantastisch, dann kam ein sehr dicker großer Mann sie da besuchen und aß Kuchen, dann kam ein kleinerer Dicker, sah aus wie aus den 50er Jahren, Spätheimkehrer, der extra schleuderte, vielleicht um Trocknungszeit einzusparen. Er ging sehr pfleglich mit der Kleidung um, rituell, ich sah kaum hin, es deprimierte mich so, rosa Schlafanzughosen legte er kompliziert naß zusammen, er faltete quasi zwischen, nasse Zwischenfaltung, und machte zwei Haufen, dann trug er die nassen Haufen, beides helle Wäsche, Handtücher, Schlafanzüge, Unterwäsche etc. zu den Trockentrommeln und belud sie. Das Geld hatte er vorher akkurat und symmetrisch in die freien Ecken des Falttisches gelegt. Je 4 Geldstücke. Sicher hat er eine behinderte Frau und macht den ganzen Haushalt ganz allein und ganz langsam. So daß er den ganzen Tag mit falten, spülen, kehren, wischen, einholen, bequem rumkriegt und seine (geistig) behinderte Frau immer unzufriedener und ungerechter wird, weil sie nichts zu tun hat und ihm auch noch dankbar sein muß. Sie versteht es aber nicht so ganz, was ihre Wut vervielfacht. – Ich las, während ich ihn beobachtete, in der BZ eine so widerliche schmierige Rede von Charlotte Link auf eine BZ-Schauspielpreisträgerin, daß ich laut lachen mußte. Der Spätheimkehrer schaute hin zu mir und ich nickte ihm zu.
maerz
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dezember
september
nicht
nicht
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nicht
Am 22. Januar 2009 um 17:20 Uhr
matumba in der nazijacke, fröhlich.
Am 22. Januar 2009 um 17:42 Uhr
gut erholt von der Blumeninsel Madeira und nichts mehr in den Mauen. Adenauerpelzkrägelchen. hat uns nach dem Fleischverzehr (das hat vielleicht geschmeckt!) aus Kempowskis Sirius vorgetragen. Eine gute Stelle ist wie Kemposki einmal in einem Kloster in Kerkrade in einer Art Leichenhalle mit 4 Betten drin mit Rollen drunter schlafen sollte und sich beim Veranstalter beschwert. Er schliefe nicht in einer Leichenhalle in einem Bett mit Rollen dran. Der Traum, in dem Göring Peter mit Vornamen heißt. Dann Dschungelcamp mit der Scheißhausdiskussion, einmalig! Onkel Toms Hütte. schade daß der Günther Kaufmann raus ist.
Die super geschnittenen Günther-Kaufmann Szenen. Niggemeier hat Recht, gut produziert. Die beste Sendung im Fernsehen
Am 22. Januar 2009 um 17:53 Uhr
Ich sitze hier krank im Driss und habe gestern Nacht in einer Übersprungshandlung noch 6 Eier gekocht, aber habe kein Salz mehr um sie zu verzehren. Die Frau vom Schmitz-Nittenwilm schenkte mir ein halbes Täßchen voll.
Heute kam endlich die Knallfolie, die ich vorgestern gebraucht hätte. Der Keller in Berlin sei so dreckig, feucht, voller Gerümpel und nicht abschließbar. Der Umzugsunternehmer sagte, also ER würde da eher gar nichts reinstellen.
Jetzt muß die ganze Kunst ins Wohnzimmer. Die Überseekisten. Alle in den vierten Stock. Ich bin so froh, daß ich das nicht machen muß. Jetzt noch hier den Müll entsorgen, putzen, Rest einpacken. ohje oh je ohje
Ein Blauwal der von seinem eigenen Gewicht auf der Isomatte sich seine Organe zerdrückt und nicht mehr aufstehen kann. Aber es nützt ja nichts, lieber Diet.
Wenn das Leben nur nicht so sinnlos wäre.
Am 22. Januar 2009 um 19:37 Uhr
war soeben beim Arzt, der Hepatitis 3000 Virus is weg, b.z.w. unter der Nachweisgrenze.
könnte feiern wenn ich einen hätte.
Am 22. Januar 2009 um 19:51 Uhr
Mensch Ritter, das ist ja toll!
Jetzt doch noch 50 Jahre, statt 10!
Am 24. Januar 2009 um 12:28 Uhr
jetzt sitze im jenseits un bis krank, soll ich eier und salz mitbringen.
Am 26. Januar 2009 um 12:59 Uhr
es kommt noch schlimmer
Am 26. Januar 2009 um 13:22 Uhr
Huhu Michaela!
Halt Durch!!!!
Bei mir gehts auch am Samstag in eine neue Wohnung und ich muß über unser Umzugsleid lachen, denn mir graust auch und eine bleierne Schwere packt mich schon bei dem Gedanken,,
Ich werde am Samstag auf der Decke liegen und weinen, das wird was!
Viele Erfolg beim langsam wieder zu Sinnen kommen, the force is with you..
Claude
Am 26. Januar 2009 um 19:58 Uhr
ah, aua, ach
Am 27. Januar 2009 um 12:34 Uhr
Der Rohreiniger ist da, aber er kommt nicht durch!
selbst mit schwerstem Gerät nicht! Er geht und holt eine Riesenspirale!
Am 27. Januar 2009 um 12:38 Uhr
da ist er wieder! er macht so einen Krach, daß die Katzen vor Angst ohnmächtig geworden sind. Die ehemals weißen weichen Tierchens haben wie die Handfeger die Ecken bearbeitet und sind jetzt grau und räudig, struppig, aschfahl und psycho. Wie echte Berliner.
Am 27. Januar 2009 um 12:55 Uhr
– jetzt geht der Rohrreiniger. Er war nett und hinterläßt einen guten Desinfiziergeruch, gewischt hat er auch und einen schönen dicken Arsch hatte er auch.
Ach wo, na klar, prima, immer. Eine gute Redeweise, eine gute Welt.
Am 28. Januar 2009 um 08:27 Uhr
He Michaela!
Unser letzter Abend war sehr schön.
Bitte sende mir Deine Adresse.
Am 28. Januar 2009 um 14:12 Uhr
Das mache ich.
Am 28. Februar 2014 um 21:25 Uhr
Massivbaracke M1, Lokstedt Lager
Bezahlt von Michaela Eichwald (Bestellcode: AY34QQVZ8S60AN031DGC) 2 Euro
Neuer oder spekulativer Realismus
(Jg. 68)
1:22
Am 1. März 2014 um 20:52 Uhr
erst bei der generalprobe wurde mir der satz:“es gibt keine tatsachen,nur interpretationen“gestrichen.
nun:ich mag ihn sowieso nicht allzu sehr…(weder den satz.noch den theatertext.wo er vorher schon als anzitiertes zitat hineingelangt war)//
hier das korrekte und das korrektiv:
„Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Wir können kein Faktum »an sich« feststellen: vielleicht ist es ein Unsinn, so etwas zu wollen. »Es ist alles subjektiv« sagt ihr: aber schon das ist Auslegung, das »Subjekt« ist nichts Gegebenes, sondern etwas Hinzu-Erdichtetes, Dahinter-Gestecktes.“ – Friedrich Nietzsche, Nachlass, KSA 12: 7[60]
„Ein Fälscher ist, wer Nietzsche interpretiert, indem er Zitate aus ihm benutzt. […] Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden: Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem.“ – Giorgio Colli, „Nach Nietzsche“ S. 209
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3.3.14
Es gibt alles, was gesagt wird.