Leev in der Daach rin

= lebe in der Dachrinne

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Aus dem Internet entnommen. „Befiehl du deine Wege“: Das Lied gilt in Gänze als unsingbar. Wenn im Braunschweigischen auf dem Friedhof gesungen würde, dann wäre es gut als Lied, wenn die Trauernden an das Grab hintreten, oder noch besser auf dem oft langen Weg zum Grab. Es geht aber auch im Gottesdienst, und zwar wenn man zwei verschiedene Melodien benutzt, klar. Unten ist die Melodie von Michael Haydn aus dem Reichsliederbuch (Nr. 382) abgedruckt. Ich empfehle, mit der bekannten, im Gesangbuch abgedruckten Melodie zu beginnen, dann die Strophe zwei und alle weiteren Strophen mit geraden Zahlen auf eben diese Haydnmelodie zu singen. Die ungeraden Strophen auf die bekannte Gesangbuchmelodie. Ich habe es in meiner Dorfgemeinde mehrfach ausprobiert. Einmal war sogar OLKR Becker dabei und konnte es auf Anhieb mitmachen. Die Haydnmelodie ist so schwungvoll und eingängig, daß ein „Üben“ vorher unnötig ist. Ein vorheriges Ansummen der ganzen Melodie und einmal ausnahmsweise die bekannte erste Strophe auf die neue Melodie ist vollkommen ausreichend. Natürlich singt man am besten ohne Orgel. Wo die als unbedingt erforderlich gilt, ist es natürlich noch einfacher. Meist singt dann allerdings die Gemeinde nicht mehr mit und hört auf die Orgel anstatt auf den singenden Nachbarn.

Seth Price Film Redistribution plus Fragen beantworten hat gut gefallen, er selbst auch, Themen heute: total awareness in all dimensions (dimensions variable) später vielleicht ein Quantum Trost ich schlafe ein Stündchen Ich befehle:  sms schreiben und abschicken damit ich sie nach dem Aufwachen lesen kann gute Idee

 , Kafka Org

„Ich höre Dir zu. Ach höre nicht zu“

werbung  (MINDESTGEBOT NICHT ERREICHT. ICH VERSTEH DAS NICHT)

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Volkstrauertag, der Bundespräsident verliest das Totengedenken. Mit besonderer Würdigung des Endes des ersten Weltkrieges. Bleiern dunkelgrau zieht sich der Himmel feige zusammen. Ich hatte mich auf den Angriff der Bestie gefreut, aber die bleibt mit der Taschenlampe in ihrer Höhle drin, funkt n bißchen matt vor sich hin und ich verstehe nicht den Sinn

Die Glückwunschtelegramme, Beileidsbekundungen von Horst Köhler zu Flutkatastrophen etc. lesen sich ganz schön, als wenn die Welt zwar manchmal grausam (Natur), aber doch im Grunde gut wäre, was sie ja auch ist. Erinnern ein bißchen an die Ansprachen von Professor Winkler, den ich leider total – seit damals in New York – aus den Augen verloren habe.

„Herr Präsident,

mit großer Erschütterung habe ich die Meldungen über die hohe Zahl an Toten und Schwerverletzten erhalten, die das furchtbare Erdbeben im Südwesten Ihres Landes gefordert hat. Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen.

Bitte übermitteln Sie mein Beileid auch den Angehörigen der Opfer, denen in diesen Tagen unser Mitgefühl gilt.

Ihr
Horst Köhler
Präsident der Bundesrepublik Deutschland“

Sputnik ist diesmal so unheimlich gut, daß ich mich nicht mehr traue, es zu sagen. Es ist mir unheimlich.

Shempi

Mirando

Don´t      listen to all the fuckers hating you. This video is baller, especially the dude dancing in the back

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SPUTNIK Von Dietmar Dath

Einer fragt sich, warum er schreibt. Keine Behauptung ist ihm unangreifbar; Wissen wird bei der Arbeit erworben und kann fehlerhaft sein; nur das Schreiben selbst bleibt bindend. Um sich die Welt zu erschließen, pflegt er zwei Hoffnungen: dass woanders ein Augenpaar blinzelt, dessen Blick durch den Text den seinen finden wird, und dass es eine Augenhöhe gibt, auf der man einander erkennt. Als Kontrollbeobachter seiner Suche schickt er einen kleinen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Den tauft er „Sputnik“.

Der Schreiber findet bald Freunde, denen er Platz zum Schreiben verdankt, Wein und Brot. Rätsel begegnen ihm: ein Mädchen, das mit Messern spielt; ein Wolf, der spricht; ein Forscher, der die Welt genauer sieht, als sie ist; eine Verirrte im Eis. Eines Abends trifft er ein Geschwisterwesen. Es hat die Augen geschlossen. Er führt es über eine laute Straße, in Sicherheit. „Kennst du mich?“, fragen sie einander. Beide sagen, freudig überrascht: „Ja, tatsächlich.“ Der Schreiber erlebt einen sanften Rausch; die neue Freundschaft ist wie ein warmer Wind aus der Kindheit.

Bald darauf erwacht er allein. Ein leises Lied hat ihn geweckt: „She’s mostly gone some other place.“ Er beginnt sich zu fürchten. Sein Text zerfällt. Dies geschieht nicht im eigenen Mund, wie bei Lord Chandos, sondern im plötzlichen Schweigen des Geschwisterherzens. Wo ist die Freundschaft hin? Geflohen. Er wird ruhelos, stößt die weg, die ihm am nächsten sind. In Büchern sucht er Erklärungen. Er findet eine, bei Virginia Woolf: „Ich habe Freunde verloren; manche durch den Tod, andere durch schiere Unfähigkeit, über die Straße zu gehen.“ Er liest, wie Daniel Buren darüber denkt, was man gegen das Verstummen tun soll: „Antworten auf dieses oder jenes, gerichtet an diese oder jene, um zu versuchen, dieser oder jener unannehmbaren Aktion entgegenzuarbeiten.“ So fragt er die geflohene Freundschaft schriftlich, mündlich, mit Witzen, Bitten, Romanen: „Bist du sicher, dass du mich nicht mehr kennen magst?“ Jede Antwort bleibt aus.

Einsam trauriger Groll regt sich in ihm – er beschimpft den Wolf, will dem Mädchen die Messer wegnehmen, den Forscher mit Feuer blenden, die Verirrte vergessen, den Satelliten zerstören. Dann erkennt er, was er tun muss. Er schickt den Wolf in die Wälder, wo andere Abenteuer sind. Er reicht dem Mädchen Pfeil und Bogen, neue Spielsachen. Er stellt dem Forscher flüsternd drei Fragen. Er verwandelt die Verirrte in einen Vogel. Am Ende funkt er dem Satelliten: „Ich sende dir Fluchtgeschwindigkeit. Verlass den Schwerkraftknast, such eine Welt, wo die Sprache noch jung ist, noch lebt.“ Der Satellit saust blinkend in die Freiheit. Der Schreiber räumt den Schreibtisch. Seine Arbeit ist gescheitert. Er bekennt sich zu ihr, indem er das zugibt, und verschwindet.

Ausgabe vom 15.11.08

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