Selbstbestrafung

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wie gehts?
viele gruesse
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Ich will den besten, den richtigsten Text über alles schreiben, wie meistens, habe kein Handwerk (hier: Technik) meine Gedanken wirklich triftig zu formulieren, bin nervend erkältet; ich stell mich ein auf den 23. mit der Abgabe des Textes und 28. Poster, wie du mir letztens geschrieben hast, ja? Wie gehts dir, was denkst du, was ist dir wichtig im Augenblick? Viele Grüße M

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hatte ich nicht gelesen
ist sehr ähnlich wie das badiou manifest (affirmationsmanifest)
(der alte maoist, schreibt jetzt auch über kunst
ähnlich ranciere

für neue politische organisationsformen (gegen dekonstruktion, stattdessen handeln
darüber wollte ich eigentlich in starship schreiben
die drei bücher (auch noch latour)

gelesen wird das in linken blogs von jungen leuten
die zitieren es zumindest

ich habe dath jetzt nur überflogen
aber erinnerst du dich
das war ja auch so ein altes merve buch
der techniker (das viel gelesen wurde früher)
daher seine naturwissenschafterin

ich bin allerdings dafür alle (sogenannten) nebenwidersprüche leben zu lassen
und nicht einer allgemeinen kritik unterzuordnen (was badiou macht)
aber was stimmt, sie waren leicht zu konsumieren (queer sein, feminismus, jugendkultur)
und deshalb hat ja auch TzK damit so viel tun können
sie waren nie radikal
dennoch, dann muss man dennoch nebenwidersprüche radikalisieren
sonst der selbe fehler wie 1972
viele gruesse
f

p.s. ich frage mich zur zeit
warum in frankreich diese radikale kritik aus der mitte der akademischen welt
und der mitte des diskurses 8die sind ja alle rektoren und parteivorsitzende)
kommt

und warum sie dann hier von den neuen linken hedonistischen internationalen udn wie sie alle heissen gelesen werden
warum machen die das nicht selber?
frage ich mich

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Mein wahres Gefühl und auch die Wahrheit ist: ich kenn davon nichts, ich lese es nicht (ich begreif es nicht, ich brauch schon für den FR Rezensionstext fast eine Stunde!) vor allem: ich denke immer, die Leute mögen das reden bzw. schreiben, aber Niederschlag seh ich nirgends, ich spür das nicht, ich weiß nicht, wofür das gut ist. Und über andere Länder kann ich schon gar nichts sagen.

Als letztens Tony Conrad kam und dr Diedrich war da noch ein dritter, der amerikanische Theoriker der fing gleich an loszulegen, das ist so, das ist so, dann kam das, das gehört dahin, diese Kunst ist das, – das halte ich immer für so frevelhaft und schlimm, ich denk: sofort niederstrecken. Sitzt der da in seiner gut sitzenden Tracht und kuckt sich auf seine schön geputztren Männerschuh, währendessen der Onkel Tony eher auf Onkelchen macht in seinem T-Shirt mit hängenden Schultern und Witzchen, aber ein viel besserer Kerl, warum. Weil die Wirkung stimmt und der sich wahrnehmen kann (der andere nicht), darf nicht total umkippen ins zu Kokette, das sich selbst marginalisieren, Minor History. Und so. Was immer das heißt. Hart nur das die Leute über die Jahrzehnte behaupten und behaupten, immer wieder lustig nachwachsen, ohne sich irgendwie im Geringsten komisch dabei vorzukommen. Und eben nicht etwa sagen: ich sehe das so, aus der und der Perspektive, mir kommt es so vor, das könnte da und damit zusammenhängen, mit meiner Fallgeschichte etwa, nein, sondern: das   i s t   so.

Nein, ich erinnere keine alten Merve-Bücher, das ist nicht kokett, ich les nur Zeitung und auch da komm ich nicht nach. Man muß ja auch noch aus dem Fenster sehen, spazierengehen, schlafen. Und im Moment mach ich mir über die wirklich sehr schwer zu formulierenden Gedanken Gedanken, die ich hatte beim Reden mit Kollegen in New York, viele eine Penetrier-Nummer draufhaben und Getriebenheit, dabei eigentlich gut dastehen von der Versorgung her, Leute mit ihren Riesenschinken überall und ständig, andere die sagen, es ginge um Überleben und man MÜSSE hier aber ohne Unterlaß – irgendwie einwirken, sich unterrepräsemtiert fühlen (mit Sachen die seit 10, 20 Jahren JEDER KENNT! und die immer soviel RAum einnehmen WIE ES NUR EBEN GEHT! ), das Fädeln hier und da und Angst, bald sei vielleicht alles vorbei! und der habe aber viel mehr! usw. und ich dann denke: nee! was mach ich nur? Und bei der Eröffnung das Sofa so hinstelle, daß man aus dem Fenster sehen kann und nicht reden und hoffen, das geht irgendwie vorbei. Und dann kommt man wieder und die Leute sagen: Mensch super, das läuft ja wohl toll. – Spinnt ihr?

Das möchte ich mal sagen.

Und wie schwierig das war über den Muff der Critical Art zu reden, und wie man überhaupt sich gespiegelt sieht und sich fragt: wer bist denn eigentlich du?

(Ich bin übrigens die, die sagt: was will man eigentlich mehr, als im Jahr 1 höchstens 2 Einzelausstellungen machen, paar Gruppenausstellungen annehmen oder ablehnen können, dabei das Geld verdienen, – man braucht nicht so viel! – damit man das weitermachen kann, vor sich hinarbeiten, lesen, schreiben, spazierengehen: Das IST doch schon das absolut ideale, privilegierte Dasein,

was denn noch ?)

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Badiou schreibt aber:
Die Kunst, die ist und die wird, muss ebenso solide sein wie eine Beweisführung, muss ebenso überraschend sein wie ein nächtlicher Angriff und sie muss ebenso hoch stehen wie ein Stern.

Das wundert mich, wenn ichs lese, nicht dass es mich freut, ich bin ja harmoniesüchtig, und gleichzeitig an dem Punkt, dass ich mir gern eine anarchistengruppe suchen würde, nur um von diesem, das ist hübsch und das ist ja auch gut, das hier herrscht wegzukommen.
Dennoch, die Sprache (und ist zwar – was man wissen muss und immer mitdenken muss – eine merve übersetzung, aber solche wenig abwägenden aufrufe. Warum wird das jetzt so massiv publiziert, etc.

ich lese ja dafür keine Zeitungen, (ausser Standard online, weil ich eben, wie man mir ja auch immer nahelegt, Österreicherin bin, also deshalb lese ich dann doch Standard, mag sein andere Österreicher lesen schon zeitung. Ach ja, und im Flugzeug, da lese ich das)
Mir wird eher schlecht über das was im feuilleton steht. Journalist ist ja ein Schimpfwort (wieder im Österreichischen). Das ist mir zwar egal, aber die über so irgendwelche Kulturwissenschaftsstudenten (ehemaligen und aus Lüneburg oder Hildesheim oder sonstwas) gebrochene Re-lektüre eines textes, die – und das macht das deutsche Feuilleton – immer nür nach irgendwelchen Lücken, oder Widersprüchen sucht, um sich selbst in etwas einzuschreiben, was man eben selbst nicht schreiben kann, finde ich schrecklich, absurde Rechthaberei, aber wie Kippenberger sagt, das trifft die nicht, oder das wird sie schon treffen, denn je eitler man wird, desto verletzlicher wird man dann auch, etc..
jedenfalls in diesen neuen Texten, die ja alle von den umgebenden Kleinverlagen herausgegeben werden, und/oder von X, X, etc. – also eigentlich – für mich Bezugspersonen – sind wegen ihrer Radikalität erstaunlich, wenn auch, für mich alten Punk zumindest, sich auch sofort etwas regt, das sagt, ich will von diesen 70jährigen maoisten mit Lehrstuhl nicht gewiesen werden. Das können aber X, X etc. nicht so MEINEN, oder nur insofern als man etwas als Herausgeber meint, aber nicht indem man es durch das Herausgeben aneignet, da dieses Gespräch, von dem ich ahne, dass es auch in der von dir beschriebenen Veranstaltung geführt wurde (und das z.B. um TzK immer geführt wurde), jede Radikalität immer vermieden hat. Das lag zum einen an der Methode, aber zum anderen einfach auch an den Personen, wobei von den diesmal genannten ich auch wirklich nur Diedrich kenne, und darüber ich nichts sagen dürfte.

wenn ansonsten in diesen Büchern , den neuen (habe zum beispiel gerade d. dath gekauft, den ich irgendwie – manchmal – in der art wie er deutsch verwendet und weil mir seine Sprechweise sehr nahe ist – gern lese) – etwas drinnen steht, was mir zeigt, hier scheint ja etwas weiterzugehen, ist es gut.

An den Merve Text hättest du dich erinnern können, weil Klaus, Nico, Anke und Katja, die ganze Klasse Zwei ihn so oft verwendet haben – damals – deshalb sagte ich damals – bei Messe 2 ok und all den anderen Lokalterminen, die sich rund um 1995-1998 so ergeben haben.
ich kenne ihn von dort.

ich selbst habe mich einfach seit ich vielleicht vierzehn bin oder seit immer keine ahnung, nie aus diesem kunst und in kunst denken entfernt und dass habe ich nicht selbst gemacht, und doch auch, insofern es mich beschäftigt und zur zeit ohnedies mich nur glücklich macht, darin etwas zu tun, aber nicht wegen des sozialen, das war auch mal nett, 1991-1994, das war auch mal schrecklich 1995-2000 und jetzt ist es mir egal. es ist hier ja überall, tausende neue Künstler kommen jeden tag nach berlin, das ist ja auch hübsch anzusehen denke ich mir, aber ich bin da ja nicht, ich wohn ja jetzt in kreuzberg, da gibt es nur alkoholiker und andere abhngige.
Ich sehe es gern an, was die machen, das ist ja auch überlebenswichtig und ich denke darin aber Status oder soziales ist es kaum.
Wir machen diese Zeitschrift und diese Ausstellung mit den Postern weil es so viele gute Künstler und Künstlerinnen gibt und weil wir das alles selbst sehen wollen, was die machen. Das ist dann natürlich schon Gespräch und Soziales obwohl ich ja dennoch nicht mit irgend wem Kaffee trinken gehe. Also niemand braucht sich da in irgend einer Weise mit mir auseinandersetzen, das ist was ich meine.

Wenn die Leute Angst haben in Amerika, es wurde ihnen ja jetzt die letzten sieben Jahre Angst gemacht, kann ichs verstehen.

du kannst das schon in deinen blog schreiben auch mit mir
oder mit francesca drechsler, das ist mein pseudonym (seit zwanzig jahren)
viele gruesse
wir waren grad draussen, einkaufen, spazieren, alles sehr dreckig, berlin ist sehr eigenartig, mir so fremd wie südchina.
f

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Dath finde ich meistens schlechter, wenn er äh literarisch anspruchsvoll sein will. Oder über Frauen schreibt! Ich lese ganz gern sein Sputnik, je durchgedrehter, je, lieber.

Was soll die Anarchistengruppe tun? Das war bei uns früher immer das Schrecklichste, den Anarchisten treffen in seiner zugewachsenen Wohnung der den ganzen Tag dunkelbraune Wasserpfeifen rauchte und überlegte, wie man (in dem Zustand) die Krallen auf die Stromleitungen kriegt. Klappt schon irgendwie. Das, machen wir, vielleicht, morgen mal.

ich glaube, ich will über Geld reden. Da wird am allermeisten rumgenebelt, ausgewichen, herumgeschlichen. Ich möchte wissen, wie das alles funktioniert! und die Leute fragen, wofür sie ihr Geld brauchen, woher sie es haben und wieviel.

Eine Kunst die „solide“ ist kann ich mir nicht vorstellen. Angegriffen werden von Kunst im üblichen Sinne (Kreischapparaturen aufstellen) find ich auch eher

Aber gelacht und gefreut und gleich geschämt über meine Freude habe ich mich über die Zeitungsheadline, if small painting the next big thing sei.

Die aus Lüneburg oder Hildesheim sind mir egal, glaub ich. Es geht mehr um die konkreten Gespräche mit den Kollegen die einem was bedeuten über das, wie man es eigentlich selbst am besten fände, weil ich traurig werde wenn es in den Gesprächen nur noch um Planung geht, jetzt keinen Fehler machen, nur noch Taxi gefahren wird, nichts richtig wahrgenommen wird, irgendwelche Leute ständig getroffen werden müssen, die aber eigentlich auch ganz nett sind, weil sie einen brutalen Witz reißen können, wahlweise sehr sensibel sich geben, angenehm, würg, wenn man sieht, wie die Leute sich selber frohquatschen mit derartigem Dreck.

Und tatsächlich denken: wenn irgendwas gut für sie ist, dann ist es doch auch generell gut. Also schon kein Wunsch offen ist, wenn nur der Sammler in seiner Privatanlage die Arbeit optimal präsentiert. Das wundert mich so, auch, woher da die Berechtigung genommen wird.
Das sogenannte Radikale aber, oder die radikalen Bezüge, das ist ja auch nur Gerede oder Geschreibe, folgenloses, an ihren Handlungen, an ihrem Wesen aber sollt ihr sie erkennen. Was sie sind kann man sehen. (weiß nicht)

nächtlicher Angriff, Stern –  ich hatte mit John gesprochen darüber, warum der Künstler eigentlich so ein gottverdammter Held sein muß. Und wir fanden, daß der Künstler nicht so ein gottverdammter Held sein muß. Und dann über Dasein, Existenz, sagte John: I have no Dasein, no Existenz for me.

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23.4. Heute bettelte mich vor Kaisers ein Mann an, dem es sehr peinlich war. Es sei heute sein 37. Geburtstag und er hätte sich seinen Geburtstag weiß Gott anders vorgestellt und er sei auch gar nicht der Typ dazu usw. Am 25. kriege er wieder sein Geld, bis dahin müsse er überbrücken, aber dann hätte er ja sein Geld, dann könne er sich wieder selbst was kaufen von seinem Geld.

Ich dachte dann im Kaiser drin eine Filmszene. Man hört sich das alles freundlich an und sagt anschließend dem Mann: Von wegen DEIN GELD, DEIN GELD, das ist MEIN GELD was du da kriegst, Freundchen. MEIN GELD. Hättest du in der Schule mal ein bißchen besser aufgepaßt, müßtest du dich jetzt hier nicht so grotesk benehmen. – So ungefähr muß sich Ulf Poschardt von innen anfühlen.

Denn krank und traurig häng ich im Hause und machte den Fehler, viel zu viel zu lesen, u. a. Monopol online. Nie wieder. Es ist alles noch viel grauenhafter, als man denkt, kein Entkommen. Zur Feier des Tages kriegt man einen Ekelkommentar vom Untermenschen geschickt, ich dachte den wär ich gut los, warum weshalb, ächzt und leiert die Zeitschleife, spuckt mich bitte bald aufs feste Land.

Gute Laune aber hierbei.
heidemann.jpeg

FH, Führer Hitler.

da war das Leben noch einfach. (1983)

Eine Reaktion zu “Selbstbestrafung”

  1. admin

    Natürlich muß der Künstler doch ein gottverdammter Held sein.

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