Gehen

„Ist der Verstand ein scharfer, ist das Denken das rücksichtsloseste und das klarste, sagt Oehler, müssen wir in der kürzesten Zeit von allem sagen, daß es unerträglich und entsetzlich sei. Die Kunst ist also zweifellos die, das Unerträgliche zu ertragen und, was entsetzlich ist, nicht als solches, Entsetzliches zu empfinden. Diese Kunst als die schwierigste zu bezeichnen, ist selbstverständlich. Die Kunst, gegen die Tatsachen zu existieren, sagt Oehler, ist die Kunst, die die schwierigste ist. (…)
(…) Die Zustände werden durch unser Denken naturgemäß, sagt Oehler, zu immer noch unerträglicheren Zuständen.“

Das ist natürlich geläufig, Thomas Bernhard, aber man merkt es nicht, es findet doch sehr wenig Ausdruck. Vielleicht ist es doch nicht so geläufig, ja?

Für die Erstausgabe von Frost wollte einer bei ebay 241 Euro bezahlen, unter Mindestgebot. Meine Ausgabe von Gehen ist auch eine Erstausgabe, Suhrkamp 1971, ob die auch was einbrächte? Ich habe dafür 1 Euro bezahlt, OXFAM.

Verstand haben heißt, daß man nichts akzeptiert, also das Gegenteil der „natürlichen Einstellung“, in der 98% der Menschen leben, die zum Verbrauch bestimmt sind. 98% steht bei Bernhard und auch Professor Janssen nannte damals die nämliche Zahl derer, „die zum Verbrauch bestimmt sind“. Man sitzt da hoch alarmiert in der Vorlesung, denkt, man höre einem Nazi zu, auf der anderen Seite weiß man genau: es ist die Wahrheit und wünscht sich eine noch größere Gefährlichkeit dieses gefährlichen Nazis. – (Warum? – Geilheit?)

Selten wird er mir so klar, wie im Karneval, mein wahnsinniger Hochmut.

Geisteskälte

Fahrt zur Hölle und laßt mich in Ruhe hier arbeiten

in dem Beruf, der sich aus nichts anderem, als aus lauter narzißtischen Kränkungen zusammensetzt. Immer werden die in der Überzahl bleiben, die dümmer und gemeiner sind, und trotzdem viel „erfolgreicher“. Die nichts haben, die nichts können, aber wissen, wie es geht –  KÜNSTLERPERSÖNLICHKEITEN

Ludger Lütkehaus hat auch Recht, aber was macht man damit?
Man springt von Kotzhaufen zu Kotzhaufen in der Zülpicher Straße, als seien es zerschmelzende Schollen. Kotzhaufenparade der Auswärtigen, sie können ihr Glück kaum fassen, 5 Tage per Dekret durchsaufen, angeordnet von Schramma, angefeuert von den kölnischen Unternehmern.

Ich möchte nun bald wieder mehr in die Tiefe dichten, selig weinen über die Existenz, und die Ungeborenen grüßen, auf daß euch keiner hier hin zerrt, andererseits ist es manchmal ja auch ganz gut hier, in Brüssel z. B., und wir sind noch lange genug tot, so gesehen. ich habe gerade ein ganzes Lebensjahr geschenkt bekommen und möchte ruhig werden

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Zusatz: Ich kann Gehen gar nicht mehr lesen, ich finde es leider richtig langweilig, ich komm in den Groove gar nicht mehr rein, es kommt mir so veraltet, regelrecht abgefrühstückt vor, schon ein Name wie „Karrer“ ärgert mich eigentlich so, daß ich kaum drüber wegkomme. Oehler gut, Steinhof gut, Karrer schlecht, Hollensteiner nicht gut, Rustenschacher nicht gut, „großer Kopf“, „Genie“ usw. absolut alberne, ferne Ausdrücke die doch nur das allerfalscheste auf den Plan rufen können. – Was? Wie? – Eine Empfindung, die meinige. Genauso die Vorstellung, der Staat mache zielgerichtet die „außerordentlichen Köpfe“ zunichte. Vielleicht 1971, Österreich, das weiß ich natürlich nicht. Aber sonst, jetzt, für mich: Schmarrn. Der Staat ist doch absolut blind und taub; ich glaub, er macht es schon, aber er macht es nicht extra.

Aber verrückt werden und sofort nach Steinhof hinauf kommen: das leuchtet ein. Klare Sache, keine Frage.

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Bilder in Hamburg

(intensiver Kunstgenuß da Werke sehr persönlich)

1. 13.000 Jahre Philosophie, 2007
2. Demut, 2007
3. Für die Jüngeren (for the younger ones) (Detail), 2007
4. Transits, 2007

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4 Reaktionen zu “Gehen”

  1. a

    Genug! Wissen wie es geht, und mit dem mitgehen, offensichtlich ist das nicht das schlechteste, und nichts haben und nichts können dafür ein geringer Preis. Schamlos, den Herren Bernhard, Oelher, Janssen, Frost Ihre IHRE Bitterkeit und Mutlosigkeit als Nazismus unterzuschieben, um dann auf Ihre wohlbekannte Verachtung zu stossen, ebenso, wie nach den Ungeborenen zu greifen, die sich hier nicht einreihen wollen, groß und rein, wie sie sind.

  2. admin

    hm, klingt 1A nach Nübold

  3. Ezra Suarez

    mmmhh, finde ich aber jetzt auch

  4. admin

    „wissen wie es geht“, hier ist nicht die Frau am Webstuhl, der Tankwart oder Landsknecht gemeint, das ist ja wohl klar. Die laß ich doch ganz in Ruhe, die ihre Arbeit tun. Und auch denen, die vor der Niederkunft stehen wünscht man alles Gute, auch klar. Immer wieder alles Gute. Den sogenannten Herren

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