agens agens impetus

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Wenn alles Potpourri wird, wird dann alles zu Potpourri? wird umgeben von Potpourri alles dazu verdammt, auch Potpourri zu sein? Mir scheint fast: ja.
Wie s.t.a.r.k. muß denn etwas sein oder gemacht werden, daß man es alleine lassen kann, daß es nicht im Versuppungspuff untergeht — das geht doch gar nicht, oder doch? aber wie?
Die Plakate unter den Bahnunterführungen z. B., mit denen geworben wird für Bandauftritte, neue Fernsehsender, Zeitung, Anziehsachen usw.– sieht ja auch viel aus wie die Kunst, die man jetzt so sieht oder sehen kann, nein? nicht? (und wißt ihr was: Das Einzige, was wirklich NICHT so aussieht, das sind die Sachen, die psychisch Kranke, oder sonstwie psychisch Aufgepeitschte, irgendwo, wo Platz ist, hinkrickeln. Ich werde es beweisen!, habe aber jetzt das Foto noch nicht. Aber ich kann es machen, jederzeit! — Ich kann das Foto jederzeit machen.)

Man nennt es vielleicht: Eklektizismus (den Begriff gibt es alle paar Jahre wieder neu und es gibt bestimmt einen besseren, treffenderen, für das was ich grade meine), — man weiß so ungefähr, was die letzten 50 Jahre waren, jedenfalls der Form nach, und bringt es mit mehr oder weniger Verstand zur Anwendung. nein? nicht?
Warum sieht das sich so ähnlich, die Plakate, die Werbeanzeigsgrafik und die „Kunst“, speziell in der Groß-Gruppenausstellungshaufenform, heute? Ich fragte mich das und gab mir die Antwort: vielleicht, ey, weil das die gleichen Leute machen. Oder, ey zumindest ähnlich getunte Leute.

Ein Gemansche und Gepansche von größtenteils grundsätzlich feiger Geneigtheit, begleitet von dauernder Lauerhaltung, wahlweise gepaart mit klebriger Schmunzelironie — das sich davon abheben Wollende verstärkt nur den Eindruck möchte ich sagen — , wie geschmackvoll oder stimmig man das letztlich hinkriegt und einfädeln kann entscheidet über die Ankommung. Weiß ich aber nicht so genau. Ich weiß gor nix

Muß tatsächlich alles am Einzelfall geprüft werden.

Ich sehne mich nach der tröstenden Geborgenheit und der freundlichen Räuhe der Werktätigen, statt nach ängstlichen Verkorksungen derer die zum Gotte der Galerie oder der Großzeitung oder was weiß ich beten mit ihrer Bitte-hab-mich-lieb-Kunst. Aber: das gibt es ja leider auch nicht, die Werktätigen machen ja auch nichts Gutes, in summi summi summari jedenfalls. Oder wenn, dann merken sie nichts davon und können es also nicht einsetzen

ach ach ach ach, was soll nur werden

Könntet ihr nicht wenigstens den Penny-Markt absperren, solange ich dort drin bin?
Vor mir war eine korpulente ältere Frau mit weißer Kleidung mit einem breiten, ebenmäßigen flachen Hintern zugange. Eine Einöde, ein Einödshof soweit man blickte mich immer wieder erneut umfangend. Durch die weiße Hose konnte man das Etikett sehen, ja: lesen. Davon werde ich krank. Ich werde wirklich krank und ich werde von dem versnobten Gedanken, daß ich davon krank würde, noch kranker. Was soll ich nur tun? So gehts doch nicht weiter. Ständig umkürven und bedröhen sie mich mit ihren Wägen und ihren Gesichten, ihr Menschen, im Steine schläft mir ein Bild, das Bild der Bilder! Ach, dass es im härtesten, häßlichsten Steine schlafen muss! Daß es ausgerechnet Im Penny-Markte schlafen muß! Nun wüthet mein Hammer grausam gegen sein Gefängniß. Schon greife ich nach den im tiefsten Packeis lagernden, gefrorenen Himbeeren der Firma Greenland, da spricht bzw. schreit die weiße Frau mich an: „Wo ist denn die Remonade [!] für auf dem Blumenkohl?!“ — „oh, – ja, ich weiß nicht…“ — „Ja wo ist denn die Remonade für auf dem Blumenkohl, so?!“ — „Ja, ich weiß ja nicht, was Sie auf Ihren Blumenkohl tun“ — „Die Remonade!“ — Ich suchte ein bißchen mit bei den Tubenwaren und überlegte hart in welche Richtung ich überlegen solle und kriegte auf einmal sehr gute Laune. Wie wird man doch unversehens vom Leben beschenkt, welch toller Stuß und Bockmist doch ständig offenherzig offeriert und ungefragt ausgegossen wird. Eigentlich schon gut.

Dann traf ich an der Kasse Gunar mit seinen Beikäufen, dem ich erst gestern die Haare geschnitten hatte und sah, daß ich beim Harald Schmidt sehen im diffusen Licht doch ein paar kleine Macken hereingezaubert hatte. Harald Schmidt war gestern sehr lustig. Sehr gut aussehende Playmobil-Männchen und Kulisse auf Drehbühne, Benn, Brecht, Nietzsche mit Pferd, Jünger usw. Ich konnte es leider nicht richtig verfolgen, mußte ja G. von seiner Clownfrisur befreien, während die sogenannte „Burgunderszene“ aus Strahlungen im Ersten Deutschen Fernsehen vorgetragen wurde:

„Alarme, Überfliegungen. Vom Dache des Raphael sah ich zweimal in Richtung von Saint-Germain gewaltige Sprengwolken aufsteigen, während Geschwader in großer Höhe davonflogen.
Ihr Angriffsziel waren die Flußbrücken. Art und Aufeinanderfolge der gegen den Nachschub gerichteten Maßnahmen deuten auf einen feinen Kopf.
Beim zweiten Mal, bei Sonnenuntergang, hi
elt ich ein Glas Burgunder, in dem Erdbeeren schwammen, in der Hand. Die Stadt mit ihren roten Türmen und Kuppeln lag in gewaltiger Schönheit, gleich einem Kelche, der zu tödlicher Befruchtung überflogen wird.
Alles war Schauspiel, war reine, vom Schmerz bejahte und erhöhte Macht.“

Anschließend Schweigen im Publikum. Ob betreten oder nicht, das wußten sie nicht so genau. Mal abwarten, was als nächstes passiert, ne… ob evendöll wieder gelacht werden kann

No bulbs in this flat

Man zeigt mit dem Finger ins Nichts, dann stellt sich einer dahin, irgendein idiota. Ich kann nichts dafür, aber Du auch nicht. Trink dich satt, kleine Aster.

10 Reaktionen zu “agens agens impetus”

  1. Mauke

    Hallo, Du, Admin, ich komme beim Versuch mir über den Sinn von „geschmackvoll“ klarzuwerden auf keinen Zweig. Warum gerade dieses Wort? Potpourri versteh ich allerdings sehr gut, ist ja nicht schwer.
    Gestern in Bonn hatte man (jeder) sehr auf die Ankommung gesetzt des berühmten Theaterstücks. Aber es war gar nichts zu sehen. Nichts.

  2. admin

    Ich weiß auch nicht was es heißt: geschmackvoll. Vielleicht in die Richtung intelligentes Design. —
    Schade, daß das Theaterstück nicht stattfand. Der Titel war sehr vielversprechend. Besonders der Untertitel: „warum noch lügen?“ Manchmal gibt es mehr Grenzen als Möglichkeiten, schon rein physikalisch.

    (Es war allerdings überhaupt nicht so gedacht, daß Auftretung oder nicht Auftretung von meiner Beteiligung abhängig gemacht wird, das möchte ich noch höflichst dazusagen!)

  3. helena

    bin bis auf´s Blut gequält und kann nur kacken und kotzen; DANKE!!!! außerdem hat mich meine katze in Kopf gebisssen (aus Euthanasiegründen schätz ich)
    schönen Tag!

  4. admin

    Selig, wer noch kacken und kotzen kann, denn ihm gehört das Himmelreich. Katze kann sich ja nochmal überlegen, ob das ihr Ernst war, bevor sie zum Abdecker kommt und zu Streichhölzern verarbeitet wird. — Dir auch schönen Tag!

  5. live

    aber ich bin so froh. sollte übrigends die Kritik unbedingt auch zur anwendung kommen, was texte angeht, die einen deutlichen gebrauchscharakter haben; aufmunternd, gesundend, verführerisch, extra falsch kokett,: alles besprechende, scheinbar , mode tzk etc. von wegen es geht besser; die qual setzt volle

  6. admin

    Liebe/r live, danke für den guten Vorschlag, bitte übernehme Du das. Arbeitsteilung! ok?
    ich habe manche Gebrauchstextarten sehr gerne und Gebrauchsgrafik auch. Es geht um den Ort und immer was und wie und wann und natürlich: wer. Und: Zu welchem Behufe. — schwierig. Kopf explodiert

  7. Schmalhans

    Die Hand rührt mich an

  8. Mauke

    Da war heute your friend Martin Wuttke im „Tatort“: jetzt versteh ich daß der dir gefällt, sieht der doch aus wie your friend gunar, your friend joseph und your best friend jack nicholson (wie in „shining“, aber das war wohl die verwirr-absicht der rolle) alle auf einmal, dachte ich. total, oder. Der hat aber auch wirklich gut gespielt!

  9. admin

    fuck me, Martin Wuttke leider verpaßt. (Was heißt gefällt, ich glaub, er spielt ganz gut, genau) — Bin am „arbeiten“, Weiche Handewitt. T-Com-Knott. High on Fire. Der Bock muß brummen. We try, but we don´t belong. Jack Nicholson my friend? Nie behauptet

  10. Pimpernelli, der blöde Clown

    was du so Arbeit nennst, erwähnt ein anderer gar nicht erst 😉

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