Als ich von Frankfurt nach Hause fuhr, im blauen Kleid mit gelben Schuhen, dachte ich, ich könnte mich an überhaupt nichts mehr freuen und stieg gebeugt ins Abteil zu einem nervösen Inder, der umgeben von mehreren hochwertigen Koffern saß. Es war so ein schönes Wetter, der frühlingshafte Rheingau, Weinanbaugebiete, Pension Forellenhof usw. — wie hätte ich mich früher darüber gefreut und freuen können, aber ich freute mich an nichts mehr.

Der nervöse Inder nestelte sich fortwährend an der Hose, rauchte geräuschvoll und räuspernd seine geruchslosen Ziganellen und sah mich hoch verzweifelt an, wenn über Lautsprecher die Ansage kam, daß der Triebkopf immer noch nicht funktioniere. In Koblenz stieg er dann hastig aus und ein Polizist in Uniform stieg gelassen zu, ein deutscher Polizist wie aus dem Bilderbuch mit mächtigem Schnäuzer, ca. 48 Jahre alt. Er war sehr höflich, machte harmlose 70er-Jahre-(einer-Frau-gegenüber)-Scherze und ich begann wieder Vertrauen zum Leben zu fassen.
Wenig später kam sein jüngerer Kollege und es entspann sich ein Gespräch in einer wohltemperierten, sachlich freundlichen Hochsprache. Die Worte „Bereichsleitung“, „Überstunden“, „Vorgesetzter“, „Planstelle“ etc. richteten mich innerlich auf, stimmten vergnüglich. Der Ältere erzählte dem Jüngeren von seinem Fernsehauftritt beim MDR, woraufhin er umgehend befördert worden sei, worüber die beiden sehr lachen mußten.
Ich hätte mich am liebsten sofort für meine restliche Lebenszeit bei der deutschen Polizei verpflichtet. Da weiß man wenigstens, wo man dran ist.

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Der Beitrag wurde am Dienstag, den 16. Mai 2006 um 11:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.