Der neue Hausgenosse und andere Schwänke

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Auf der Mitteilung von der Rentenversicherung hatte sich ein Kleiner Fuchs niedergelassen. Wenig später kam eine Wespe vorbei. Ich war als letzter Mensch dem facebook beigetreten und dachte, daß ich mich immer noch mehr ins Unglück reite und weiterhin von nichts einen Plan habe, aber auch nicht mehr heimlich glaube, das hätte alles seinen komplizierten, verborgenen, und hernach umso wunderbareren Sinn. (Doch)

Gelacht habe ich über dieses geschmackvolle Arrangement:

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2.8.83

Abschrift von kleines Blöckchen

Seitdem ich aber versuchsweise unter meinem eigenen Namen „poste“, nötigt mir die facebook-Krake eine piefige Bürgerfunksprache auf, die mich mir gegenüber in ein schlechtes Licht rückt und mich viel unsympathischer erscheinen läßt, als zuvor als zwielichtige Teil- und Schein-Identität eines anderen.

3.8.11

N. hat gebeten, doch vielleicht das Bild mit dem Ascona wieder einzustellen, zusammen mit dem stärkenden Satz darunter, den er leider vergessen hätte.
Ich leider auch.

ascona.jpg

Affinity

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G. schrieb, er fände Klarnamen komisch, Pseudonyme auch, besonders wenn sie so ausgefallen klängen, da nenne man sich doch besser Andreas Schlüter oder Thomas Gerlach, so wie richtige Leute heißen. Da schrieb ich zurück: Den Thomas Gerlach kenne ich! Und die dazu gehörige Beschreibung paßt 1A zum Namen und zur Vorstellung, die man sich von einer Person solchen Namens macht. Er wohnte in Büng-, Hück-, oder Dieringhausen und hatte sich für 10 Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr verpflichtet, weil er nicht zum Bund, keinesfalls aber alten Leuten den Arsch abwischen wollte. Als Anfang der 80er Jahre die engen, schwarzen Baumwollhosen mit dem hohen Elasthan-Anteil aufkamen, kaufte er sich davon sofort eine und zog sie nicht mehr aus. Er war normal groß und normal gebaut, hatte aber doch im Verhältnis zu seiner restlichen Statur auffällig magere Unterschenkel. So daß diese Hosen an ihm besonders schlecht bzw. besonders gut aussahen.

Weiter waren Guido und ich uns einig, daß das facebook durch krumpelige Reinschreibekästchen, blödes microsoft-Design, Schmierlappmoral usw. einen natürlich ohne Ende runterzieht, aber gestern machte ich die noch viel unangenehmere Erfahrung, daß ich nicht eigentlich zuvorderst von facebook, sondern durch die Beobachtung meiner Selbst, meiner Aktionen und Denkungsweisen angereizt durch das fb, ich mich, durch wahrscheinlich allein mich selbst, runterziehe.

Ich wurde mit dem Problem nicht fertig und lief an jenem herrlichen zweiten Augusttag in diesem sich doch leider arg unglücklich dahinschleppenden Jahr nach draußen auf eine weiße Bank ohne Lehne mit Blick auf den neuen Spielplatz in der Gerichtstraße zu, den die Abendsonne in ein Licht getaucht versetzt hatte, das die Gegenstände leuchten ließ und zugleich scharf voneinander abtrennte. Wilhelm Genazino versuchte sich hier unangestrengt, dabei hochkonzentriert in den Zustand seiner nach außen hin verschlossen wirkenden Protagonistin einzufinden, um ihn wie immer eindringlich und dabei doch unaufdringlich mit Worten zu erfassen. Wie also zunächst noch das Kindergeschrei der Kinder sie zutiefst zunächst grunderleichtert und tief erfreut hatte (revitalisiert?), um alsbald wie aus heiterem Himmel schrecklichst dann aber wie durch einen Schlag mit dem Schürhaken ins Genick in das erst noch genauer zu präzisierende Gegenteil, dann aber genau so präzise! umzuschlagen.


Gleich noch am Morgen hatte ich den Schmetterling und die Wespe wieder freigelassen und der Weberknecht war gar nicht in der Wohnung gewesen, sondern hatte draußen auf der rostigen Fahrradklingel gesessen. Ich habe ihn durch Pusten gezwungen, loszulassen und das Fahrrad hinabzusteigen, weil ich damit wegfahren wollte und es daher selber brauchte. Als ich nach etwa 2 Stunden zurückkehrte, hatte der fidele Bursche treu am Fahrradständer abgewartet und kletterte nun behende mit seinen gänzlich fleischlosen Beinen das Gefährt wieder hinan zu seinem angestammten Platze hin.

Es muß doch unheimlich schwer sein, eine ernsthafte Erzählung zu schreiben, oder ernsthaft eine Erzählung zu schreiben. In dem Augenblick, wo sich einer allen Ernstes mit dem Vorsatz hinsetzt, Literatur zu verfassen, ist doch allerspätestens alles vorbei, schrie Vera. Dieses Empfinden ist nicht speziell und nicht neu und es sind daraus ja schon Tonnen lustiger, doppelbödiger Zwinkerliteratur entstanden, die man nicht lesen will und von deren Autoren man nichts wissen will. Mir kommt fast alles, was gesagt und gemacht wird, wie schon zu oft gesagt vor.

Das Überflüssige ist immer im Überfluß vorhanden, von dem anderen gibt es immer zu wenig. Mit dieser sagenhaften Spitzenaussage entläßt Sie für heute herzlich
Ihr Bürgerfunk

10 Reaktionen zu “Der neue Hausgenosse und andere Schwänke”

  1. admin

    oh du schöne Sonne!

  2. lo

    hier gibts bloß schwalben und meisen – immerhin…
    die meisen haben dieses jahr gefühlte ( gehörte) 20 junge großgezogen
    und sind dann einfach abgehauen ( ohne dank sozusagen )
    die schwalben eltern haben noch reichlich zu tun – es gucken 5 aus dem nest

    eine alte,oder mittelalte schwalbe saß heute morgen auf einem päckchen paniermehl in unserer küche- die katze auf der brotmaschine darunter
    drehen jetzt alle durch ?

  3. admin

    Meine Katzen werden scheinbar dement und nehmen den halben Tag unsinnige Handlungen an sich vor.

  4. admin

    Ein Marienkäfer und ein Weberknecht sind außerdem eingetroffen. Gute Nacht, Tiere. Helft mir bitte, ich schaffe es nicht alleine.

  5. admin

    (Die verrückten Mauersegler sind IMMER NOCH da! Vielleicht bleiben sie ja ganz. Vielleicht denken sie, och, so kalt kann es hier wahrscheinlich auch nicht werden. Das machen wir schon örgendwie.)

  6. schaum

    ich habe am dienstag abend gesehen, wie die mauersegler sich über dem autobahnrasthof osterfeld versammelten, schrien, in den hecken verschwanden, aufstiegen, flackerten, schwärme bildeten, um die ecken flogen, so elegant, fast höhnisch, schien mir, gegenüber den plumpen leuten mit ihren plumpen autos. tauben, hab ich gelesen, navigieren mittels autobahnen, aber die mauersegler im abendlicht der raststätte zeigten fröhlich ihre überlegenheit. vielleicht proben sie.

  7. admin

    Am 04.08.2011 23:25, schrieb Gunar Wardenbach:

    > Ich hoffe, du wurdest heute nicht erschossen.

    Am 05.08.2011 00:27, schrieb Michaela Eichwald:
    > erschossen?

    ja, in unmittelbarer nähe der gerichthofstrasse wurde nach meinen ermittlungen eine ältere frau erschossen, wohl aus versehen, weil sie vor einem auto war.
    in der bild hiess es: wiesenstrasse
    in der bz jetzt: http://www.bz-berlin.de/tatorte/dieser-mann-schoss-familien-glueck-tot-article1241285.html
    gute nacht

    hier schießen sie allezeit! gestern ganz oft, Schreckschuß oder echt oder Leutmunition, gestern sicher 10, 12 Mal und keinen stört es. Sind die Leute halt tot, wären auch so gestorben. Hauptsache die Reifen quietschen, der Motor brummt und die Anlage spielt laut genug Idiotenmusik.
    Gute Nacht

    (ich lese jetzt mal)

    Kolberger Straße ist gleich nebenan. Ich hatte es gestern abend schießen gehört, nicht heute um 10:15. Dafür viel Polizei und Notarzt, aber das ist hier praktisch normal.

  8. admin

  9. admin

    oh mein Text wird mir so schwer.

    Und der Freund wartet darauf.

  10. admin

    wie der Waldi Hartmann mich tröstet.

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