new york bericht
nun sollte ich also in die stadt in der sich meine karriere und mein lebens glueck entscheiden sollte. alle meine freunde waren sich darueber einig das new york „die stadt“ fuer mich sei.
schon der abschied kam mir eher wie eine entsendung vor. ich wurde ausgestattet mit euphorischen prophezeiungen, darueber wie sich mein leben ab dieser entscheidenen weichen stellung nun wohl aus gestallten wuerde.
ein ganz neues lebens gefuehl, neue einsichten, liebe, geld und erfolg wurden mir in aussicht gestellt. die zusammen arbeit mit dem brand neuen jung galeristen in der upper eastside wurde mir allerseits als genie streich angepriesen. der abflug war dann einfach. direkte maschine berlin – new york ohne zwischenlandung 6 filme halb gesehen. darunter viele lieblingsfilme wie zum beispiel „the nanny diaries“ in der scarlett johanson die nanny der ehemaligen gagosian gallery direktorin spielt. das ist genau was ich sehen moechte jeden tag und stundenlang. immer wieder versucht scarlet johanson einem das richtige leben im falschen zu erklaeren in den schoensten bildern mit den schoensten menschen im hellsten sonnenschein. ueber das immer klare wetter und die beeindruckenden licht verhaeltnisse hatte ich ja schon viel gehoert. die unmenschlichkeit der verhaeltnisse, auch was das wetter betrifft, laesst sich im film genauso so leicht wie in der sprache manipulieren.
sehr gute einstimmung auf meine neue heimat: die upper eastside. dann quer gesehen „the wizard of oz“ und schon auf das neue john waters buch gefreut das ich gleich nach meiner ankunft vor hatte zu kaufen.
ich hatte ein wenig vergessen das new york ja als das epizentrum der kunstgeschichte und gegenwart gehandelt wird und eine ausstellung dort sowas wie etwas besonderes ist, das man seinen eltern eine karte schicken sollte damit sie wissen das es weiter geht und sie sich keine sorgen machen brauchen. das hatte ich wirklich vergessen oder verdraengt, obwohl mir das ja auch schon andere leute gesagt hatten zum beispiel das es jetzt eben „richtig los ginge…“ ich hatte das wohl nur geschafft komplett zu irgnorieren weil meine angst vor der reise einfach groesser gewesen war. das war wohl auch der grund warum ich keine ausstellung vorbereitet hatte. sondern nur einige nicht zwingend zusammen haengende gegenstaede eingepackt hatte von denen ich mir vorstellte sie vielleicht ausstellen zu koennen.
der erste punkt auf meinen social calender sollte ein welcome bbq in der galerie sein zu dem ich auch meine alten musik freunde einladen durfte… auch die anderen deutschen die grade auf der durchreise oder verliebt waren kamen alle vorbei. immer dann, wenn ich auf die frage was ich denn ausstellen wuerde mit „keine ahnung“ antwortete sah ich in panik verzerrte gesichter. einige menschen warnten mich an diesem abend auch schon nicht noch eine chance in den wind zu schiessen und eigentlich niemand fand es lustig oder besonders clever das ich wenig bis garnicht vorbereitet angereist war.
das gehoert sich hier nicht liessen sie mich wissen. bei aller transgression die man im gepaeck haben sollte (das hatten mir auch vorher leute suggeriert), in dieser stadt wird ehrliche arbeit erwartet – das waere ja wohl das mindeste.
ich fuehlte mich erstmal noch auf der richtigen seite und absolut im vorteil und kam mir so vor als haette ich alles richtig gemacht. der galerist war in den vorgespraechen immer sehr entspannt gewesen und hatte mir nie das gefuehl gegeben besonders viel von mir zu erwarten mein erster vorschlag die filme alien II und III in der galerie zu zeigen hatte ihm gefallen. er hatte sogar explizit darauf hingewiesen das er keine „konventionelle ausstellung“ haben wolle, wobei ich mich immer gefragt hatte was das ueberhaupt sein koennte, hatte ich doch vorher immer gedacht das die kunst die ich machen wollte oder die andere machen auf deren namen wir uns geeinigt hatten mit sowas sowieso nichts am hut hatten, also die gefahr in keinster weise bestuende.
ich hatte wohl einfach nicht richtig hingehoert oder extra nur halb um mich nicht verhalten zu muessen.
am naechsten tag dann zum ersten mal ernsthaft antreten. mit grosser freude hatte ich die „lockvoegel“ auf den galeristen tisch gelegt die ich am tag vorher noch beim jaeger geschaeft auf der friedrichstrasse eingekauft hatte.
die mit samt beflockten plastik elstern konnten bei ihm leider keine grosse euphorie ausloesen und so langsam wurde mir klar das ich vielleicht doch auch ein wenig viel erwartet hatte von diesem schnellschuss.
schnell die dinger wieder in meinen kaefig gebracht, der sich direkt durch einen ikea paravon vom ausstellungs raum getrennt befand.
dann erstmal muffelig am tisch rumsitzen, googlen und bilder von haarigen maenner sortieren immer wieder drauf schauend das mich die spiegelungen meines monitors im buero fenster nicht verraten wuerden. bis zum mittagessen zeit totgeschlagen dann langsam panik ausgebrochen…..
zwei wochen spaeter:
meine situation hatte sich komplett geaendert. es war ploetzlich nichts mehr da von der anfaenglichen non productive attitude, vielmehr befand ich mich in mitten eines gigantischen produktions prozesses den ich aus angst den anforderungen nicht naeher zu kommen selbst angeleiert hatte. afrikanische stoffe waren massen weise gekauft worden. das war mir wieder eingefalen das die mir in london gut gefallen hatten und ich hatte eben gehoert in new york gaebe es alles das sich fuer geld kaufen liesse und so war es dann eben auch. die strukturen in der galerie waren einfach und hierachisch gegliedert, der galerist alex zachary war der beobachter und kontrolleur der hilflosen anstrengungen meinerseits und dem ueberaus hillfreichen galerie assistenten mathew sova der sich als absluter gluecksfall heraus gestellt hatte. ueber die massen grosszuegig ging er mit seiner bildung und intuition um. ich befragte ihn alle fuenf minuten darueber was er denn besser faende. gott sei dank hatte er immer eine schnelle antwort parat. das mag wohl daran gelegen haben das er erstens unter staendiger beobachtung des galeristen chef bosses stand und zweitens keinerlei ambitionen in irgendeine richtung verfolgte. werder hatte er den job des galerie assistenten als sprungbrett zum kuenstlertum avisiert, wie es sonst ubelich ist, noch wollte er wirklich eine rolle spielen in der peripherie des betriebs. ich verliebte mich sofort in ihn…
FORTSETZUNG
natuerlich war es etwas seltsam das mathew und ich jetzt sehr enge freunde wurden, auch weil ich ja sozusagen neben seinem schreibtisch lebte, an dem er tag fuer tag, fuer eine miese bezahlung mir die entscheidungen abnehmen musste. eines tages nahm er mich mit zu sich nach hause, in einen sehr weit entfernten teil von brooklyn den sie „bed stuy“ nennen. „bed stuy ist ein weltberuehmtes ghetto“ das hatte mir ein anderer kollege mit auf den weg gegeben. die menschen die ich jetzt aber neu kennengelernt hatte lebten alle dort und die konnte ich mir gar nicht ghettoisiert vorstellen. das waren eigentlich eher junge menschen aus sehr guten staellen die in harvard oder an der columbia university studierten und die so ziemlich ueber jeden schnipsel bescheid wussten den irgendjemand irgendwann mal fallen gelassen hatte. dieses bed stuy sah auch gar nicht aus wie ein ghetto, viel mehr wie ein stadtteil von london in dem ich bisher noch nicht gewesen war aber den ich meinte von bildern zu kennen. die mieten sollten hier noch bezahlbar sein und der stadtteil eigentlich grundsaetzlich sicher. „afro american middle class“ hatte es ein taxi fahrer genannt mit dem ich auf einem meiner ersten reisen in dieses viertel gekommen war. ich wurde das seltsame gefuehl nicht los in dieser umgebung eigentlich eine art eindringling zu sein und musste staendig an die animation in dem film „prinzessin mononoke“ denken. an diesen seltsam riesigen hirsch der mit jedem tritt ins gruene grass eine welle des aufbluehens und verwelkens in gang setzt. zweifels frei war ich jetzt also teil dieser gentrification avantgarde die jetzt hier angekommen war um diesen stadtteil fuer immer zu veraendern, aber das sei eben die stadt, so funktioniere eben new york, das hatten mir auch immer wieder leute gesagt.
mir gefiel die upper eastside eigentlich besser, ich hatte das gefuehl dort weniger schuld auf mich zu laden. die galerie raeume gefielen mir gut. ich hatte inzwischen aus london uebrig gebliebene siebdrucke schicken lassen und ein japanisches rahmen geschaeft, das sich in dem dem stadteil mit dem vielversprechenden namen „prospect hights“ befand, gebeten dafuer rahmen mit stoffen zu bekleben und in die drucke grosse fenster in den abmessungen von kunstzeitschriften zu schneiden.
zwei wochen spaeter:
irgendwie war die ausstellung ploetzlich doch fast fertig geworden. die letzten tage waren sehr nerven aufreibend gewesen. das einzigste was mich noch zusammen hielt was das speedige pseudoephedrine im advil cold and sinus das man gegen die vorlage des personalausweises hier in jeder apotheke kaufen konnte, allerdings nur zwei packungen pro tag. die beste kombination schien mir die mit dem getraenk „dark and stormy“ zu sein, das ich bei einem besuch in rhode island mit mathew und jenny borland kennengelernt hatte. advil cold und sinus wird auch verwendet um „meth“ zu kochen dafuer hatten wir aber leider weder zeit noch talent.
alex zachary war nach „europa“ aufgebrochen und so hatten mathew und ich die galerie ganz fuer uns alleine. ich lud alle meine neuen freunde zu einem spaghetti essen dorthin ein. michael sanchez, amy lien, jenny borland natuerlich mathew und auch heji shin kamen und die bolognese gelang wie immer gut. am naechsten tag machte ich aus den leftovers der sosse lasagne in bed stuy, wo ich jetzt eigentlich immer uebernachtete. morgens fuhren mathew und ich zur arbeit in die galerie die fahrt dauerte immer mindestens eine stunde und man musste mehrmals umsteigen und dann noch ziemlich weit laufen.
die eroeffnung:
liebe michaela,
jetzt ist endlich alles vorbei. ich bin so froh das es geschafft ist. ich habe mich wirklich ein wenig verausgabt und jetzt tut alles weh so ist das ja meisstens wenn was zuende ist. die eroeffnung war schoen. jutta war da und hatte milde worte gefunden ansonsten habe ich nicht viel mitbekommen es war einfach viel zu viel und ich hatte auch schon am mittag mir nen kleinen drink genehmigt und die advil (cold and sinus) eingenommen. das abendessen war schoen genau wie ich es mir vorgestellt hatte. das menue aus grauen braunen und beigen musfoermigen gerichten sah sehr ansprechend aus und auch die warm breifoemige konsistenz dieser zubereitungen hat mich sehr zufrieden gestellt. es ist genau diese art von russich / juedisch / ostigem kram den ich mag.
ich hatte ein piano aufstellen lassen und der boyfriend von ei arakawa, sergej der bei ihm immer musik macht hatte mir einen japanischen pianisten vermittelt der auf dem piano ein paar 12 ton
kompositionen gespielt hat. er hatte auch einen new york times artikel ueber sich dabei den er vom piano aus wie flugblaetter an die gaeste verteilte. es war wirklich gut … dann wurde es spaeter ein wenig langweilig und ich mochte den vodka nicht (er hatte komische geschmacksnoten wie zum beispiel whore reddish oder bulk cherrie) sowas mag ich gar nicht.. dann hatte ich eben gin tonics bestellt. anschliessend sind wir in eine bar dort durfte ich aber nicht rein weil ich meinen reise pass zuhause vergessen hatte. mathew durfte auch nicht rein – zu betrunken. am ende sind wir wieder in die galerie mit drei freunden wo ich bis morgens um zehn die reste der drinks von der eroeffnung getrunken habe… am naechsten tag ging es mir sehr schlecht. meinen flug habe ich jetzt auf den 20. oktober verschoben mal sehen was ich ueberhaupt bis dahin hier mache. leider habe ich auch gar kein geld mehr mal sehen wie das wird. sicher ein wenig weird. gestern habe ich eine ausstellung von katharina wulf gesehen und auch christopher mueller der eigentlich ganz freundlich war, bis ich sein zimmer in der berliner galerie beleidigt habe, weil ich sagte das es so aehnlich waere wie ich jetzt wohnen wuerde nur das mein zimmer schon ein bisschen schoener sei… egal..wie auch immer. heute wollte er schauen kommen. ich muss nach queens um mich mit jutta zu treffen sie hat einen auftrit mit triple x macarena den moechte ich sehen. das ist die band mit john miller und dem alten componisten den auch buchholz ausstellen. heute abend ist der danh voh kram im artist space ich moechte nicht hingehen muss aber weil ich dort essen muss weil ich mir sonst kein abendessen leisten kann. eigentlich moechte ich wieder ins bett gehen aber gleich kommt die bortolozzi und wir sollen mittagessen
gehen …ich hatte noch kein fruehstueck also warte ich drauf und gehe dann wieder pennen. ich war hier im museum (
http://www.frick.org/) das war alles ein wenig zu schoen aber es gab wirklich auch sehr tolle gemaelde. ich wusste gar nicht so genau wie schlimm eigentlich die bilder von turner sind …warum moegen menschen das ?
ein gemaelde hat mir besonders gut gefallen es zeigt eine frau in einer art nebeligen dunst handarbeiten verrichtend. im hintergrund ist ihr baby zu sehen. das baby sieht aus als wenn es kuerzlich verstorben waere und es niemanden so richtig zu kuemmern scheint. es sah sehr friedlich aus und die art der gleichgueltigkeit hatte ich so noch nicht gesehen in einem so alten gemaelde obwohl man das ja auch manchmal bei ikonen sieht wenn die maria das jesus kind so haelt als das man denken muesste sie ist total auf valium und wahnsinnig genervt von ihrem alberne job vom heiligen geist geschwaengert worden zu sein (ungefragt) und jetzt muss sie fuer den rest ihres lebens die heiligste frau der welt sein und dieses hysterische blag durchfuettern das von aller welt angebetet wird und staendig in schwierigkeiten steckt. ich wuensche ihr eine gute betaeubung. ich brauche auch eine !
Der Beitrag wurde
am Dienstag, den 19. Oktober 2010 um 10:44 Uhr veröffentlicht
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