Beim Karstadt in der Stoffabteilung
Auf daß aber wir sie nicht ärgern, so gehe hin an das Meer und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seinen Mund auftust, wirst du einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich.
Ich quäle mich mit dem Gedanken, eine Beschwerde führen zu müssen über den Text von Catrin Lorch zur Städelschule, gestern in der SZ, 18.8.[2010], der enthusiastisch und voller Namensnennungen ist und die Hochrangigkeit der Schule mit der Hochrangigkeit der Lehrer als Persönlichkeiten und erfolgreiche Künstler erklärt und preist, womöglich zu Recht, die nicht nur marktmäßig abgesegnet, sondern auch rein künstlerisch wertvoll seien und in der Frauen, weder als Professorinnen noch als Absolventinnen oder Studentinnen, absichtlich oder unabsichtlich und man weiß nicht, was schlimmer ist, praktisch nicht vorkommen.
Ich weiß ebenfalls nicht, wieviele weibliche Studenten die Städelschule hat, wenn die Verteilung so ist, wie an anderen Kunstschulen sind es mehr als 50 Prozent. Ich erinnere mich an einen Text von Jutta, mindestens 20 Jahre alt, in dem steht, sinngemäß: es ist nicht so schlimm, den Namen einer Frau zu vergessen, schlimmer ist, daß man es nicht mal registriert. Seitdem scheint es nur noch bergab zu gehen. Und die jungen Frauen versuchen zu beherzigen, was sich ihnen vermittelt: sie sollen gut aussehen und von Siegen berichten, wenn überhaupt reden, reden ist gar nicht so gut. Sie schaden sich jedenfalls nur selbst, wenn sie jammern über Ungerechtigkeit und kleinlich bezichtigen, sie beweisen damit, das Spiel nicht ausreichend begriffen zu haben, (schlecht erzogen zu sein, die Puffregeln nicht zu beherrschen, den Vorstadtschimmel oder Arme-Leute-Geruch nicht loszuwerden) denn nur die dem Druck standhalten und Gemeinheit elegant parieren können, werden einst Lohn einfahren, die anderen bleiben auf der Strecke.
– Und: so ist es ja auch.
Wie müßte formuliert werden, daß Kritik nicht kleinlich und unsouverän wirkt, sondern großartig, strahlend schön und siegreich, wie die Vorboten der Herbstsaison 2010, die raffinierten Schnitte, diese aufregenden neuen Farben, wie?
Beschwerden scheinen den Beschwerdeführer zu schwächen, so habe auch ich es von meinen Lehrern gelernt, man läßt es lieber und hofft heimlich, es täte jemand anderes, die ausgewiesenen Feministen sollen es doch machen! und kommen praktisch nicht vor an Orten, wo es auffällig und deswegen wirklich wichtig wäre. (in der taz-, Jungleworld-, Freitagsprache usw. kommt es natürlich dauernd vor, aber in der Art eines, würde ich sagen, mechanisierten Feminismus, leer drehend und wirkungslos zur Sprachregelung geworden (ich meine nicht he/she oder das Binnen-I o.ä., sondern … moralische Muster, Erwartbarkeit, Starre, Technokratie), der außerhalb von der Klientel sowieso keinen erreicht. Vielleicht nicht mal innerhalb.
Ich habe Catrin Lorch einmal kennengelernt, im Herbst 2008 in Shangrila, dem sagenhaften Todeszoo hoch im Himalaya, und fand sie richtig super, wirklich, deswegen kann ich keine Absicht unterstellen. Es ist so rätselhaft, daß ihr entgangen sein könnte, daß der Text nahelegt, daß der – erfolgreichere sowieso, aber auch der irgendwie richtigere Künstler, der wahre Künstler, immer noch und immer wieder und auch in Zukunft selbstverständlich ein Mann ist. Auch die scheinbar aufgeklärten, neoliberalismusfeindlichen und herrschaftskritischsten Frauen der Jahrgänge um 1987 blicken verklärt den Herrn Professor an, fürchten ihn und nennen erstmal 20 männliche Künstler, bevor ihnen ein weiblicher einfällt und sie sollen es ja auch nicht lernen und aus Nettigkeit etwas aufsagen, was sie gar nicht empfinden. Jedenfalls scheint da was so tief und fest zu sitzen, daß es von den theoretischen Erklärmodellen, gender studies usw., überhaupt nicht erreicht wird und ich nicht weiß, mit welchem Operations-Besteck man da rankommen soll, um das mal hochholen und bei Licht besehen zu können. (Es bringt nichts so zu tun als wäre man weiter, als man wirklich ist.)
Am 19. August 2010 um 19:16 Uhr
ausgewiesene feministinnen sind glaube ich alle rüber/hinüber/drüber/in fieberschübe! wie man’s dreht und wendet und nachher steht man nicht anders da als zuvor. dumm huhn schön.
schlimmstes feld: literatur.
gstrein und die gestrichelte wahrheit.
soll doch der moser mosern.
weiß auch nichts, wüßte gerne von dir mehr.
ärgert mich alles sehr.
Am 20. August 2010 um 04:08 Uhr
oh
1024×10000
4:58 hörte gerade Oh yeah – Can, als es eintraf. (#Statistik)
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Mountain View, CA.
Am 20. August 2010 um 08:42 Uhr
Ja. Hundert Prozent Zustimmung.
Es ist in der Kunst wie in der Wirtschaft: Die Spitzenpositionen werden dominant von Männern besetzt.
Männer, selbst mit geringen Talenten, werden immer so angesehen, als ob sie nach oben gehörten. Das Boss-Sein scheint geradezu Teil ihrer Natur zu sein, eine männliche Aufgabe. In der Kunst ist man Boss, indem man öffentliche Bedeutung einnimmt. Sogar Frauen scheinen oft mehr Bedeutung bei Männern zu erwarten als bei Frauen. Es ist wirklich eine ungeheuer tief sitzende Diskriminierung. Interessant ist, dass in der Politik in der westlichen Welt Spitzenpositionen vergleichsweise häufig an Frauen gehen.
Am 21. August 2010 um 04:02 Uhr
Haut (5) Die weiber haben drei heut. Die weiber, sagt mann, haben erstlich ein hundshaut/das ist/was mann sie schilt oder strafft/so bellen sie hinwider wie ein hundt/biff/biff/Die ander hautt ist ein sewhaut/da muß man scharpff haben/soll man hindurch hawen/Wirt sie aber getroffen die sewhaut/so kröcht sie/Och /och/wie ein saw. Die drit haut ist die menschenhaut/wer die trifft/der hört ein solche stimm: Ach hertzlieber mann/ich will alles thun was dir lieb ist. Zu dieser haut kommen wenig männer. – Sebastian Franck, Sprichwörter. Schöne weise Klügreden. Frankfurt am Main. 1548 (Nachdruck Darmstadt 1972)
Goncourt hatte an den Physiologus erinnert.
Am 20. August 2010 um 19:26 Uhr
Es geht hier ja noch gar nicht um Spitzenpositionen oder Boss-Sein – die Frau ist bescheiden, möchte schön gefunden und gemocht werden, sondern einfach um die rätselhafte Nicht-Nennung von real existierenden Lehrern, Schülern und Absolventen der Städelschule, die weiblich sind.
Am 20. August 2010 um 21:19 Uhr
Die Nicht- Nennungssache liegt also auf der Hand, genauso wie alle anderen Symptome des gleichen Übels, trotzdem ist alles sehr verzwickt. Beschwert man sich also bei Frauen über die Frauen, hält man sie für dämlich, absichtlich oder unabsichtlich, behandelt man die um 1987 geborenen als Patienten und seziert sie mit einem rostigen Brotzeitmesser, so von Frau zu Frau, oder glaubt(e) man wie die Studentin vielleicht an Verschwesterung, wobei sie gar nicht weiß, was sie damit meint und vor allem nicht wo?
Am 20. August 2010 um 22:43 Uhr
Ich weiß auch nicht was hilft, am wahrscheinlichsten Praxis, Erfahrung und Mitteilen von Erfahrung, weil die schönsten Theorien anscheinend weitgehend äußerlich und damit folgenlos bleiben. Ich habe gestern ein paar ehemalige Städel-SchülerInnen gesprochen, die waren auch ganz verwundert. Catrin Lorch halte ich absolut nicht für dämlich und durch Verschwesterung wird das Problem nicht eigentlich gelöst.
[ich soll vielleicht dazusagen, daß ich das Gefühl „unter Schwestern“ als Wohlfühl-, Freiheits- oder Schutzraumgefühl oder was damit gemeint sein könnte selber überhaupt nicht kenne. Ich spreche nicht gegen Verschwesterung, will Männer aber eigentlich nirgends ausschließen, schon damit die nicht denken müssen, es gäbe da etwas, was sie nicht verstehen können. Diese Säue.}
Gegen das Geschlechtsgetto will ich eher dahinkommen, daß jeder sein Geschlecht (und alles andere ihm Beigegebene ja auch) für so zufällig hält, wie es ihm zugelost wurde, man also ganz leicht auch der andere sein könnte, der eben durch sein Aussehen (Ausstattung) gezwungenermaßen ziemlich andere Erfahrungen macht, die auf ihn zurückwirken.
Daß also jeder leicht begreifen kann, daß Frauenrechte Menschenrechte sind und überhaupt nichts Kompliziertes. [Etwas ganz Einfaches! und man gar keine Universität oder Akademie besucht haben braucht, um gerecht zu handeln.]
(Ich bin doch im Grunde selbst nie damit beschäftigt, daß ich eine Frau bin und werde nur durch das Verhalten anderer daran erinnert und meistens leider so, daß ich denke: wie doof die Welt doch ist! Und glaube, da haben es Männer etwas besser.)
Am 20. August 2010 um 23:03 Uhr
vielleicht gerade darum:
xy ist nie mit y beschäftigt,
x aber immer mit x und xx etc.
wenn aber xy mit y beschäftigt,
dann y-ghetto und nix x-mitmische.
also einigen sich alle auf x und müssen
alle y einfach nicht nennen, weil s.o.
ich kenne mein gen-profil gar nicht,
meinen hormonstatus auch nicht,
immer diese phänotypisierungen,
die sind ja alles, weibliche kadenz
und kaffekranz etc. etc.
„die männer haben es besser“,
glaube ich mitnichten, weil sie
sich sehen?
„Die Herrn Zwanziger die Henker sind,
Die Dierig ihre Schergen
Davon ein Jeder tapfer schindt,
Anstatt was zu verbergen.“
[aus: Das Blutgericht, Volkslied, es 721, p.98]
Am 20. August 2010 um 23:05 Uhr
oder andersherum: die xy mit dem x und die xx mit dem y? HERRje!
Am 20. August 2010 um 23:18 Uhr
Ich glaube Männer haben es etwas besser, weil sie etwas distanzierter behandelt werden. Nicht so oft aufs Direkteste behelligt.
Am 21. August 2010 um 01:04 Uhr
man hält sie für allgemein, was sie sind, da sie dafür gehalten werden. generalisierbar und generalisiert. das allgemeine ist allerdings in 90 prozent aller fälle eher gleichförmig, da es von reduktion und ihrer verallgemeinerung lebt, also langweilig ist, dennoch wird es mit dem meisten (auch mit dem besonderen) betraut. man erwartet sich die leistung (in ermangelung eines anderen begriffs) von dort. könnte sich das nicht allgemeine, d.i. nicht konventionelle jenseits des ghettos verlautbaren, wäre das generelle am ende. zackbumm. eh alles lose. deswegen wird es ja identitär zementiert. wo die aussicht auf verwandlung aussetzt, beginnt der realitätsverlust. leider funktioniert realität realitätsvergessen mindestens doppelt so gut, aber auf minderwertige, das heißt, auf gleichförmige und allgemeine art. feminismus sollte sich überhaupt nicht mit frauen beschäftigen, sondern ausschließlich mit dem allgemeinen. denn an diese arten von geschlechtsidentität erinnert zu werden, bedeutet eigentlich aufgerufen zu sein, das allgemeine mit besonderung aufzuladen, und das von der zur spezialposition herabgewürdigten expertenschaft einer individuation aus zu tun, mit der man überhaupt nicht konfrontiert wäre, wenn das allgemeine nicht seine allgemeine gleichförmigkeit ohne unterlass vor sich selbst zu verbergen hätte. das gilt auch für männer.
Am 21. August 2010 um 02:42 Uhr
„sie“ sind jetzt die geschlechter
oder „sie“=männer?
warum jetzt allgemein auf einmal
denn? wer, wie, was, warum?
Am 21. August 2010 um 10:17 Uhr
Allein schon das Wort „Geschlecht“ ist zuviel für mich Steinzeitfeministen.
keine Theorie, die Leute nur von ihren Empfindungen trennt und Sachen sagen läßt, die sie gar nicht meinen. Why are you not sure about it? (The Joke, 50 Years in a PC Camp) wäre mein Ansatz, wenn ich etwas vermitteln wollte. Vermittlung halte ich aber fast schon für einen Fehler, weil es um soziale Praxis [jedes Einzelnen, als Handlung] geht und die ist einfach, Politik ist nicht kompliziert und damit auch nicht so wahnsinnig interessant.
[schafft die Voraussetzungen für alles Weitere, deswegen muß man sich damit herumschlagen.]
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12:00 Aus der Schwere raus, Computer aus, 10.000 Lux.
Was machen wir heute abend?
Am 21. August 2010 um 16:02 Uhr
geh schlecht
geh recht
und kauf viel ein
so soll es auch
heut‘ abend sein
renn rum bum bum
renn rein heim heim
und dann reimt
randale
auf
sandale
skandale
Am 21. August 2010 um 20:40 Uhr
Genau, es gibt nichts Schlimmeres, als Internet-Diskussionen. Ich kaufe mir Generation A von Douglas Coupland und dann kommen die Bienen wieder und reden in echt.
Am 21. August 2010 um 20:51 Uhr
lass es wenigstens wespen sein!
wo war hier nochmal
die diskussion eigentlich.
ich versteh wie mmer nix
Am 21. August 2010 um 20:58 Uhr
es müssen Bienen sein.
Am 21. August 2010 um 21:15 Uhr
hummeln?
Am 21. August 2010 um 21:15 Uhr
oder diskuswerferinnen! in echt
Am 21. August 2010 um 21:20 Uhr
Bienen
Am 21. August 2010 um 22:11 Uhr
summa summmmmarum:
„irgend etwas, ein Ton, der mehr wäre als alles gehäufte Lob und alle eindringende Subtilität, scheint mir zu fehlen: ein menschlicher Ton, ein männlicher Ton, ein Ton des Zutrauens und der freien ungekünstelten Ehrfurcht, eine Betonung dessen, was Männer an Männern am höchsten stellen müssen: Führerschaft“ (H.v.Hofmannsthal, dDusZ)
Am 21. August 2010 um 22:24 Uhr
ach und bei saturn sah ich heute die NEU-biene, die sieht alles
und macht mehr lärm und mit aps kann man jetzt sehen, was
niemand sehen will, was man schon genug hören muss:
http://www.youtube.com/watch?v=QPnh95fJLIE&feature=related
Am 22. August 2010 um 21:30 Uhr
1936 schenkte die Stadt Berlin den Bogensee und 496,3 Hektar Land mit einem eigens errichteten Blockhaus Reichspropagandaminister Goebbels zu dessen 39. Geburtstag auf Lebenszeit. Da dieses Gebäude für Goebbels Bedürfnisse bald nicht mehr ausreichte, ließ er auf dem Gelände bis 1939 nach einem Entwurf von Heinrich Schweitzer unter Federführung des Architekten Hugo Constantin Bartels einen massiven Landsitz errichten.
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Goebbels Landhaus war nicht mehr so interessant wie vor ca 20 Jahren. Zum Bogensee selbst kam ein ca 35jähriger Mann und fragte, ob wir länger blieben oder ob er hier angeln könnte? Wir gehen gleich, sagten wir. Er zog sich nackt aus und ging ins Wasser rein, schwamm kurz und als er dicht neben mir wieder an Land kletterte sah ich, daß er eine schwarze Sonne auf der Schulter hatte, links. Ich sagte, als wir gingen: Petri Heil! Und er: Petri Dank!
[ich hatte das erst gar nicht geschnallt, daß ich Heil gesagt habe, erst später. Und jetzt ist mir ganz so, als hätte mir der Mann kurz prüfend in die Augen geblickt, zu sehen ob ich vielleicht ein Mitstreiter im Geiste bin. Ein gut gebauter und hübscher Mann, wie aus dem Quelle-Katalog. Ich habe mich nicht getraut, auf seinen Penis zu schielen.]
Am 23. August 2010 um 10:11 Uhr
Unser aller lieber Christoph.
Heimelig einige deutsche Kultursociety 2010. Gemeinsam feiern, gemeinsam trauern von der Ruhr bis nach Bayreuth und Salzburg.
Das Leben ist zu kurz für künstliche Feindschaften.
Am 23. August 2010 um 12:36 Uhr
Mein Sohn hat Frau Merkel in den Schritt gefaßt.
Am 24. August 2010 um 12:46 Uhr
hi me, wenn ich so schöne initialien hätte!
und ne blechbüchse als sarg für den ratinger hof
dann gings mir gut
(…)
ps: schreib nochmal über die macht der frauen, sie wählen immer noch berlusconi
http://www.youtube.com/watch?v=TXgiqPAVR7Y&feature=player_embedded
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Faßbinder hatte sehr wahrscheinlich Recht, die Frauen wollen hörig sein dem perfekten Unterdrücker, nur kann das (fast) kein Mann. Ich habe so einen auch noch nicht gefunden, und den ganzen Vor- und Nachnamen voller me und mich und ich und Eichwald. Das macht den stärksten Ochsen mürbe.
hier, super materialreich:
http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_gesamt/f_gesamt/fassbinder_r_w.htm
machs gut in Glasgow, wann ist The Opening?
ich komm hier gerade überhaupt nicht weiter mit der Scheiße
gruß, me
bli me