Dein Werk
(Wie hat der Thomas Bernhard das gemacht, sich so wichtig zu nehmen?)
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Liebe A.,
Danke für die Einladung. Es kommt mir leider ganz unmöglich vor, irgendwo aufzutreten. Früher habe ich es manchmal gemacht, seltenst, auch da war es schwer, aber das Jahr in Berlin hat mich dahingehend noch kleinmütiger und ängstlicher gemacht, als ich es ohnehin schon war. Ich finde es selbst ganz blöd, ich werde irgendwie immer schwächer.
Das Leben vergeht unter schwersten Vorwürfen vor der ewigen Dauergrundüberlegung, wie man sich selbst ins Recht setzen könnte, praktisch überhaupt nur hier zu sein, geschweige denn sich in der Existenz auch noch einzurichten. Frevel!
Geschweige denn also. Kuckst du nur auf deinen Rocksaum.
02.02.2010
Daß der Bernhard ein Mensch war, mit dem man selbst nicht gern zu tun gehabt hätte, – macht ja nichts!, hatte ich schon beim nicht sehr gern gelesenen Hennetmair-Buch gedacht und dann erst Recht bei Meine Preise, daß ich den Unseld-Briefwechsel irgendwie gar nicht haben will, wird ja auch überall so nacherzählt, daß man meint es eh zu wissen und nichts WEITER wissen will von Geldgier und Besitzgier, Schmeichelei, Eitelkeit, Feigheit usw. – Aber dieses Forderungen stellen können frappiert mich schon. Und ich überlege lange und gern daran, was es heißt „zu Recht“ Forderungen zu stellen. | was rechtfertigt was? warum? | Ich kann nicht so tun, als ob das, was ich weiß über die Person nicht abfärbt und durchfärbt auf das Geschriebene, daß es unberührt bliebe und für sich steht. (früher war immer das Beispiel: daß Marx seine Frau geschlagen hat, ändere ja nichts an der Großartigkeit seiner Texte. – Natürlich tut es das, wenn es stimmt. Egal, wie elegant und intelligent man da was drum herum konstruiert. – Oder kann man sagen: es ändert nichts an den Texten, aber daran, wie man sie auffaßt? was heißt das?)
Ich kenne leider mehr als einen echt schrecklichen Bernhard-Fan, auf dessen Stumpfsinn und Großdoofheit die Großartigkeit der Bernhard-Texte nicht den geringsten Eindruck machen konnte, das stimmt nämlich auch: man fühlt immer beim Lesen, die ANDEREN sind gemeint, richtig so! immer drauf auf die Scheußlichen in ihrer Scheußlichkeit und die Scheußlichen selbst hält – ganz offenbar – nichts im Text davon ab, das auch so empfinden zu können. Das läuft gut rein bei jedem, der es will. (könnte einen ja auch mal nachdenklich machen.)
Daß egal ist, wer einer ist und wie sich verhält, wenn nur Hauptsache das Werk da glänzend steht, das sogenannte Werk über alles geht, den Tod besiegt usw., können wahrscheinlich nur Männer glauben, und vermutlich ist es sogar echter Glaube, eine religiöse Auffassung. – Jetzt lese ich nochmal den Biller-Text vom Januar 2009 und ein Interview von 1974.
Deutschlandfunk Büchermarkt 14.2.10
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Ich meine nicht „guter Mensch“ sein. Guter Mensch sein ist unspektakulär und heißt ja nur, Dinge für andere zu tun, zu denen man eigentlich nicht unbedingt Lust hat. Absehen können von sich, ungefähr im rechten Maß zu bleiben usw.
Mehr ist nicht verlangt.
Am 2. Februar 2010 um 16:14 Uhr
Schönes Schneetreiben.
Daß sich nichts rausnehmen können verkappter Hochmut sei, macht es nicht einfacher.
Am 2. Februar 2010 um 22:21 Uhr
wenns zu Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit!
„Lichtmess ist auch der Beginn des sogenannten „Bauernjahres“, an dem die Arbeit wieder aufgenommen wird. An diesem Tag endete das Dienstbotenjahr. Das Gesinde bekam den Rest ihres Jahreslohnes ausbezahlt und konnten sich eine neue Dienststelle suchen oder seinen Arbeitsvertrag beim alten Dienstherrn üblicherweise per Handschlag um ein weiteres Jahr verlängern. Am Tag danach (Schlenggeltag) begann der kurze Zeitraum bis Sankt Agathe (5. Februar) an dem der Umzug zum neuen Arbeitgeber zu vollziehen war und für die Dienstboten eine Art von „Jahresurlaub“ darstellte. „
Am 3. Februar 2010 um 19:03 Uhr
Mit Rollator am Ostkreuz im Schneematsch. Die Leute wimmern mit vollgesogenen Schuhen. Hilfe kommt nicht, sie sind verloren.
Am 3. Februar 2010 um 22:16 Uhr
Hier in Köln quaken die Frösche schon wieder so wie letztes Jahr.
Am 3. Februar 2010 um 23:34 Uhr
Was?
Am 3. Februar 2010 um 23:37 Uhr
sag noch einmal was, sag noch einmal was.
Die Frösche
Ein großer Teich war zugefroren;
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber im halben Traum,
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit.
Am 3. Februar 2010 um 23:48 Uhr
Sauber.
Vom ca. 9jährigen Goethe?
Kuwitt, kuwitt.
arf, arf
Am 4. Februar 2010 um 00:21 Uhr
13 Jahre alt, ca. 1976
Am 4. Februar 2010 um 00:33 Uhr
und vermutl. Motorradposter an der Wandschräge. z.B. Honda 1000.
Am 4. Februar 2010 um 08:52 Uhr
Ja. Honda 1000 GL Gold Wing.
Am 4. Februar 2010 um 10:24 Uhr
wenn nun aber einer ganz fürchterliche misogynie verbal an den tag legt, und seiner frau das frühstück macht und immer lieb zu ihr ist und sich sorgt und tut und macht bis ihm das blut unter den fingernägeln hervorsprützt, nur soll das um herrgotts willen nicht nach draußen dringen, ich meine, rehabilitiert das dann auch seinen verbalen stuss?
ist natürlich rein hypothetisch.
Am 4. Februar 2010 um 11:50 Uhr
nein.
ich wollte nur sagen, zur Entlastung der Beladenen, guter Mensch ist einfach und machbar und nicht weiter der Rede wert, damit man sich am Wesen der Schlechtigkeit (Literatur muß grausam sein, brutal und rücksichtslos usw.) an seiner eigenen Bösartigkeit nicht so aufgeilen muß.
Das, würde ich sagen, ist das Hauptproblem beim Christentum, daß man nicht nur nicht keine bösen Taten tun, sondern auch keine bösen Gedanken haben darf. Das ist natürlich nicht zu machen. Ich kann mich doch sehr wohl den ganzen Tag ohne Not an meinen häßlichen Gedanken freuen und trotzdem ein guter Mensch sein. Es wäre alles so einfach!
Im Deutschlandfunk kam gerade 1 1/2 Stunden lang: Der letzte Weg. Seine eigene Beerdigung planen. Ganz schön teuer, der Spaß. Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?
[ich schwöre, ich lese die Priester/Pädo“philie“-Texte erst jetzt. 18 Uhr 47. – Das hier klingt plausibel. Die Sache mit der Verschaltung.]
Am 4. Februar 2010 um 12:50 Uhr
Gelsen, schiach
ich traf gestern eine schöne junge Frau, die österreichische Worte verwandte auf einem inglisch gefärbten Parfait, das klang sehr eigen und gut. Wir saßen am Nollendorfplatz in einem Heizpilzzelt, weird und mollig warm. Neben dran reiche Russen und ein taillierter Kellner, der selber bügelt, das hatte die schöne Frau gleich gespürt. Kurz ging es um die Uni-Besetzungen in Wien und München und sie sagte, daß da, wo die sprachliche Kraft fehle, es auch weiter wahrscheinlich nichts würde mit dem „Protest“. Das stimmt. – Die Studenten bewegen sich viel zu sehr innerhalb der vorgegebenen, vorgefertigten, institutionellen Müllsprache und machen viel zu sehr Vorschläge zur Güte.
14:13
Literatur: ob man nicht doch irgendwie abhauen könnte, weil alles, schon das kleinste bißchen, zuviel ist, als lebte man schon 400 Jahre und weiß immer schon, welcher Spruch jetzt kommt und welcher Gedanke danach und große Abscheu vor körperlicher Nähe (gestern pennte einer neben mir in der S-Bahn ein – nicht besoffen, wahrscheinlich nur müde – und fiel so leicht gegen mich und schnarchte kurz auf) und gleichzeitig große Sehnsucht. Aber hauptsächlich will ich allem entgehen. Literatur: ob man nicht doch irgendwie abhauen könnte, weil alles, schon das kleinste bißchen, zuviel ist, als lebte man schon 400 Jahre und weiß immer schon, welcher Spruch jetzt kommt und welcher Gedanke danach und große Abscheu vor körperlicher Nähe (gestern pennte einer neben mir in der S-Bahn ein – nicht besoffen, wahrscheinlich nur müde – und fiel so leicht gegen mich und schnarchte kurz auf) und gleichzeitig große Sehnsucht. Aber hauptsächlich will ich allem entgehen. Literatur: ob man nicht doch irgendwie abhauen könnte, weil alles, schon das kleinste bißchen, zuviel ist, als lebte man schon 400 Jahre und weiß immer schon, welcher Spruch jetzt kommt und welcher Gedanke danach und große Abscheu vor körperlicher Nähe (gestern pennte einer neben mir in der S-Bahn ein – nicht besoffen, wahrscheinlich nur müde – und fiel so leicht gegen mich und schnarchte kurz auf) und gleichzeitig große Sehnsucht. Aber hauptsächlich will ich allem entgehen. Literatur: ob man nicht doch irgendwie abhauen könnte, weil alles, schon das kleinste bißchen, zuviel ist, als lebte man schon 400 Jahre und weiß immer schon, welcher Spruch jetzt kommt und welcher Gedanke danach und große Abscheu vor körperlicher Nähe (gestern pennte einer neben mir in der S-Bahn ein – nicht besoffen, wahrscheinlich nur müde – und fiel so leicht gegen mich und schnarchte kurz auf) und gleichzeitig große Sehnsucht. Aber hauptsächlich will ich allem entgehen.
Am 5. Februar 2010 um 15:18 Uhr
Rainer Sonntag war kein gewöhnlicher Mensch.
eine halbe Folge Der Wendler. (Der Wendler in Dubai.)
Pofalla Pofalla, nichts kriege ich geschafft.
Am 5. Februar 2010 um 21:54 Uhr
immer noch besser als markenführungsseminar. belohnungsversprechen, belohnungsversprechen. die belohnung ist der tod, herr kralllowski.
Am 6. Februar 2010 um 11:54 Uhr
Herr Krallowski bitte helfen Sie mir. Solche Schmerzen.
Am 6. Februar 2010 um 19:37 Uhr
ik ben dod
Am 8. Februar 2010 um 15:57 Uhr
Schuld ist die sharing-Kultur.
[lieber Helene als Andrea]
Am 8. Februar 2010 um 17:22 Uhr
schering-schee ring-sharing-kultur. mach tot die schere, mach tot die sharer, mach tot die scherings. alle. und den schnee. bitter bitter kalt hier.
Am 8. Februar 2010 um 18:13 Uhr
Hallo Zwanzig! Gleich sehen wir Der Kandidat von 1980. Jeder kann kommen. 18.30 ADBK München. Prima.
Am 8. Februar 2010 um 21:33 Uhr
zu spät. habt ihr hinterher ein bisschen geshared? nachm drama. mein ich. aber. herzliebsgrüßchen share i. teil i. teil.
Am 8. Februar 2010 um 22:33 Uhr
Haben wir, ein bißchen. „Thanks for sharing“ sagte immer der Hippie-Lehrer mit seiner leisen amerikanischen Hippie-Lehrer-Stimme von Beavis and Butthead[Mr. van Driessen]. Ich habe hauptsächlich gedacht, was die um 1985 Geborenen wohl denken, wenn sie Scheel, Albrecht, Carstens, Leisler-Kiep usw. sehen, Politiker, die sie nicht kennen, normalerweise nicht kennen können und was daran heute interessant sein könnte, daß Ernst Albrecht von Hannover der Vater von der Leyen ist, ah ja, dieser Politiker ist mir unbekannt und sollte auch in Zukunft keine größere Rolle spielen, dann z.B. das minutiöse Beschreiben, Schritt für Schritt, der sogenannten Spiegel-Affäre 1962, Kuba-Krise, Ahlers, Fibag – das kann man sich ja gar nicht merken, und ich habe so aufgepaßt! wie das alles ankommt. Wie dumm der Adenauer war. Die Starfighter. Die Grünen-Gründung in Karlsruhe (ich würde sagen: heimlicher Höhepunkt des Films, besonders die besonders freimütije Darstellung der seelisch beschädigten jungen Leute, Stichwort Krankheit als Waffe, Verletzlichkeit vor der Kamera, wie unmöglich das heute wäre, solche Bilder. Bravo solcher Bilder. Die fantastische surreale Heterogenität der Gründungsmitglieder der Grünen, alte Herrlichkeit. Wohin bist du nur für immer verschwunden.
Am 9. Februar 2010 um 23:13 Uhr
Die sympathischen Erstsemester arbeiten jetzt seit genau 12 Stunden an ihrem Heft. Inhaltlich haben wir nicht soviel besprochen. Hauptsache, es wird schön dick! Der Titelvorschlag „Pussy“ vom einzigen Jungen unter 5 Mädchen wurde abgelehnt. In der Bude ist es schön warm.