Ich habe ja noch gar nichts gemacht, seit ich hier bin
Historischer Sinn. Die Welt legt von sich aus keine Aussagen und Handlungen nahe, das muß man selber machen, Daten aufnehmen und aus den aufgenommenen Daten Schlüsse ziehen. Ich kriege da aber überhaupt nichts raus. Bzw. immer was anderes, je nach Lage. Was ich aber feststellen kann und mit Sicherheit sagen: sobald man sich Daten nicht zuliefern läßt, sondern selber aufnimmt, kommt was anderes raus, als man dachte und vorher noch wußte.
Jetzt läßt er aus dem Nachwort vorlesen von einem lieben Mädchen, unterbricht sie gleich und sagt: Ich weiß nicht, worauf er da hinauswill, hegelsche Geschichtsphilosophie, was besagt die, das weiß ja jeder.
Das Wirkliche ist das Vernünftige. Die Einzelnen sind frei. Feuerbach und Marx sagen dann, bekanntlich: Die Gegenwart? Seh sie dir doch an! Erbärmlich, nicht vernünftig! Geschichte gilt es zu machen, nicht geschehen zu lassen.
Jetzt liest das Mädchen weiter, ich weiß leider nicht, wer das Nachwort geschrieben hat. Er unterbricht sie wieder: „Das Leben! Das Leben, was soll das denn sein? Wie ist das denn bestimmt? Das kann doch alles mögliche bedeuten! Verstehen Sie, was ich meine?“
Ich weiche aus ins Lachen, wenn die Spannung steigt, schwitze vor mich hin.
Es ist so schwer, ja zu sagen wenn er fragt: ist das klar? Keiner will was sagen, weil alle Angst haben: was kommt denn dann? Muß ich dann erklären, wie ich verstehe? Kann ich nicht einfach hier so sitzen?
Ich habe hier immer gemacht, was ich will, mit ein bißchen schlechtem Gewissen. Ich hänge einfach meinen Gedanken nach und schreibe möglichst direkt auf, jetzt: ich spare auf den Jaguar oder auf Superstar oder was, ich kenn mich nicht aus, und damit geht eine bestimmte Blindheit einher, mit dem Begehren. Mein Bruder Franz sagte gerade, der und der begehren dasselbe wie ich, Mailand, in Mailand einfallen, Leyland, Gut Rottland, das Heer zusammenziehen, deswegen kann ich nicht – zum Geburtstag meiner Frau hier sein, meinetwegen.
Also, sagt der Vater zu dem Jungen, was Du da in dem Mädchen siehst, das ist da gar nicht drin. – Doch! sagt der Sohn, oh Vater, sie ist so wunderbar. – Oder die Kreuzzüge… was haben wir noch, wie willst du die ganzen Grenzen denn schützen? – Rom. Verstehen Sie, wie kompliziert das Begehren die Welt macht? Wie das Begehrte die Grenzen setzt, Überbetonungen, Aufopferungen.
Was steht da, was wird immer gesagt: zieh in den Kampf, drück dich nicht, schreite zur Tat usw., das ist natürlich alles Unsinn. Wie heißt noch der Ansprechpartner Shivas? (jetzt verstehe ich gar nicht mehr, was er will, was meint er denn?) – Was sich aus der Geschichte heraushält: Hintenrum kommt er (Nietzsche) dann irgendwie mit Überhistorischem, Kunst und Philosophie, das ist aber begrifflich überhaupt nicht klar.
Das machen wir nächste Woche.
Am 25. Februar 2012 um 11:06 Uhr
Ja.
immer nächste Woche