V O I D

v.o.i.d.jpg Was machen wir jetzt nur mit den Löchern im All.

Ich will nicht mehr Kant, immer nur Kant. Ich höre viel lieber, wenn er selbst das Seinige sagt mit seiner Stimme und das Mikrophon hat Ausfallerscheinungen, dann haut er immer drauf und stöhnt.

Der Inder fragt nach dem Grund. Wie könne man denn einen Grund annehmen müssen, der übersinnliche Grund des Sinnlichen, und gleichzeitig wissen, daß man darüber nichts wissen könne. Er könne das nicht akzeptieren. Er ist nicht zufrieden. Er müsse es einfach so sagen.

Er hat eine leichte, hellblaue Sommerjacke hellbeige abgesetzt mit dem Etikett nach außen säuberlich über die Stuhllehne drapiert. Man liest VISION unter der Aufhängerschlaufe. Großartig!

Der junge Mann, der mit mir letztens über den Einzigen und sein Eigentum hatte sprechen wollen, nachdem er mich mit „bis du die Michaela?“ (nein) angeredet hatte, nachdem ich leider schon 17 – 19 Kannen Bier getrunken hatte und ihm sagen mußte, daß ich seinerzeit, vor 15 oder 20 Jahren, höchstens 3 bis 5 Seiten vom Einzigen und seinem Eigentum gelesen hatte, ich überhaupt vom allermeisten gar nichts, oder nur 3 bis 12 Seiten gelesen hatte. Denn entweder etwas befoiert mich so, daß ich sofort abschweife, oder es interessiert nicht, grob gesagt. Ein Drittes, das das Lesen verhindert, ist immer denken zu müssen: stimmt das denn? ich kanns nicht überprüfen, ich muß folgen, aber ich will nicht, ich kanns nicht einfach schlucken. Ruckelnde Leseweise, Unwirschheit, kein Vertrauen, kann nicht reingehen in den Text, weil zu wenig Rechenschaft darüber abgelegt wird, wie die Begriffe jeweils verwendet werden. Und dann komme ich über: das kann man so doch nicht sagen! nicht hinaus. Es klingt hochmütig, ich habe es auch probiert, mehr zu lesen und probiere es ja auch immer wieder. Es ist eine unheimliche Anstrengung. Bis auf natürlich Ausnahmen.

Es ging ihm auch eher um Nietzsche, infolge der Nietzscherezeption hätte doch … usw. – und was da mein Lieblingsbuch sei. Habe keines. Die späteren Sachen sind schon gut. Wo man alles fahren läßt und wütend dem Wahne hingeneigt. Das einzige, womit ich mich ein bißchen besser auskenne ist, daß der nietzscheanische Nihilismusbegriff gar kein Begriff ist, sondern in 3 oder 4fach verschiedener Anwendung meist merkwürdig und fast auch nur in den nachgelassenen Fragmenten mal mehr (Christentum) mal weniger motiviert auftritt, vorkommt, und daß es furchtbar schwierig ist, das auseinander zu halten, säuberlich zu trennen und man im Gegenteil eigentlich verrückt wird davon. Ich jedenfalls.

Was die eigentliche Aufgabe der Philosophie aber ist, säuberliche Trennungen vorzunehmen. Und auch, indem man Gebäude, oder philosophische Systeme auseinandernimmt, zu zeigen, wie sie gebaut sind, um zu erkennen, worauf ihre Wirkung beruht, zustande kommt. Wo es dann sprachlich nicht mehr so interessant ist und auch für mich persönlich nicht mehr so sehr. Ich sehe die Notwendigkeit gleichwohl ein. Daß es um Genauigkeit geht, daß man genau abzirkeln muß, worüber man spricht und was man jeweils meint. Im Grunde darf kein Fluß aufkommen, was man im Umgang mit anderen aber ja eigentlich sich wünscht, daß man sich endlich vergißt und alles in fluß kommt. blabla
Im Gespräch mit diesem netten Studenten und seiner Begeisterung für Max Stirner also dachte ich, wie schön doch die Zeit war, als das einen selbst noch so brennend interessierte wie diesen Mann im Moment, man Radikalinski war mit extrem strengem Urteil, und nach anderen Radikalen in der Geschichte Ausschau hielt, nach treffenden, vernichtenden, die Welt und besonders diese schmierigen feigen verlogenen Menschen darin niederschlagenden Worten suchte — und sonst eigentlich nicht viel.

Wie schön diese Zeit doch war – und wieviel schöner die Zeit heute ist.

Ich fahre jetzt meinen Bruder besuchen, er hat Urlaub.

Bis bald also

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5 Reaktionen zu “V O I D”

  1. oskarchen

    Ach Admin, wie schön dich wieder zu treffen, nach all den Jahren der Stille. Ich dachte schon du hättest die Flinte endgültig ins Korn geworfen – die schöne glänzende silberbüxxxe … sssssss Ach, der flusss in den man nie zweimal steigt wa … die Großmutter alle Dinge … und Du?

  2. admin

    Oskarchen, Oskarchen. Wann kommt euer Oskarchen zur Welt?

    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Außer in der Wohnung hin und her gehen und etwas weinen. Dann wird das Spülwasser kalt, dann will ich Bücher wegwerfen, dann will ich den Wäscheberg verkleinern oder auch wegwerfen. Oder zur Heilsarmee bringen, aber wie kann ichs denn?

    00:32 Angst. Mit Eigenblutdoping ins Bett.

  3. oskarchen

    12wölfter 12wölfter um 12wölf uhr 12wölf … oder so … näh so am 12.9.08

    dann wird sich die wäsche türmen und die bücher fliegen und platten kratzen und die nächte wachen und nerven flattern …Ach Oskarchen hoffentlich bist du mir sympatisch und quatschst nicht so viel mist wie ich … und DU?

  4. admin

    Bete, Oskar, bete bete. – Nee, wird sicher alles super. Stell dir vor, DU wärst die Frau, da hättste erst Recht nichts zu lachen.
    ich? hab Ferien, hadere mit den Grundbedingungen des Lebens und möchte die Ketten sprengen, ich kann sie nicht sehen und auch nicht die Brücken

    Warum so defätistisch?

    Wer, ich?

    Nee, Du!

    Wer, ich?

  5. oskarchen

    DU meinst eine negative Einstellung gegenüber allgemein anerkannten Werten, der vorherrschenden Meinung. Miesmacherei, Schwarzseherei. Einstellung der Mut- und Hoffnungslosigkeit gegenüber dem Erfolg der eigenen Sache?

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