17. Juni

hoffnung.jpgAuf dem Weg nach Hamburg, vergiftet, entweder von dem rohen Fleisch, das Jürgen mir zu essen gegeben hat, oder dem halben sauren Bier, das Jürgen mir zu trinken gegeben hat.

Hier schon wieder so ein „Junggesellenabschied“ im Zug, das passiert jetzt dauernd, man soll irgendwelchen verkleideten Besoffenen irgendeinen Kram abkaufen, möglichst peinlich soll das für den Fast-Ehemann sein, damit die Kumpels sich bepissen können, „Stößchen“, Feuerzeuge mit nackten Weibern oder Tassen mit Henkeln innen halten sie einem hin, letztens kaufte ich einem einen allerdings völlig unanstößigen Sekundenkleber für 50 Cent ab, diesmal bleiben sie auch noch stehen, schreien sich zu, wie der neue Audi läuft in Gruppen zu fünft oder siebt; die Zugbegleiter feixen und flachsen mit, sind natürlich für diesen herrlichen, sympathischen Spaß total zu haben!
Aus dem IC Fenster kann man nicht raussehen vor Schmutz

Kaum waren sie weg setzt sich ein extrem widerliches DIE WELT lesendes Ehepaar (verteilt auf 2 Sitzreihen, sie hinten, er vorne) so 65, 70 mir gegenüber in angetrachteter 80er Freizeitmode. Sie fragt ihn ständig, was er will, welchen Teil der Zeitung? einen „Imbiß“? deine Jacke? deine Brille?, jetzt ruft A. an, aber Verbindung gleich wieder weg, der fiese Ehemann mit der KARRIERE WELT und der AUTO WELT auf den Knien räuspert sich ständig lauthals, das klingt nicht gut, da kommt immer was mit hoch, anscheinend.

Ich beneide Dr. Kann um seine Gesamtausgaben. Er hat alles, was der Geisteswissenschaftler standardmäßig braucht und gern hat, meist komplett, in guter Erhaltung von den richtigen Verlagen und bestimmt auch gelesen. Platon, Aristo, Hegl, Hölderlien, Tiek, Goethe, Schopenhower, Knat, Nietzsche komplett, natürlich Benjamin, Jünger, Heidegger, Freud komplett, Lacan, Deleuze, Foucault, Derrida, viel Kafka, Hamsun usw., im Radio kommt „Blickpunkt Diesseits“, Margot Käßmann Käßmann Käßmann, klingelingeling, ich fahr mim Puff nach Barzelona und habe keine Lust zu dem Treffen, unvorbereitet, dann das Lektorat vor mir und immer noch vergiftet an Herz und Niere.
Das ist ja genau die richtige Verfassung, um die Riesenmeeseausstellung in den Deichtorhallen zu sehen, wo ausgerechnet wieder Dr. Kann der Wächter des Höllentores ist und J. M. die gleichen Bücher hat, wie wir eigentlich alle.

Sogar das „Lernt helfen!“ aus der DDR, — der Kreis schließt sich —
und im Theater kann man ein bißchen pennen, scheen warm und dunkel, das meeselsche Gesäusel dazu; ich hörte gerne das Gestöhne, es war ihm manchmal wohl selber peinlich, aber ganz gut —
ganz gut gelöst

viel zu viel und immer dasselbe, praktisch

wie geht es weiter

dr.-gann.jpg mehsebiecher.jpg biehne.jpg

Eine Reaktion zu “17. Juni”

  1. claude

    Einmal ist im ICE einer Frau mein Koffer auf den Kopf gefallen, ich konnte nichts dafür, es war so ruckelig, danach mußte ich 3 Stunden Hass-Blicke des gesamten Abteils aussitzen. Ich wünschte, der Koffer wäre dem blöden Ehepaar und danach nochmal den Junggesellen auf den Kopp jeflogen. Naja, man kann nicht alles haben.

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